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XtraBlatt Ausgabe 02-2021

WISSEN Tierarzt André

WISSEN Tierarzt André Hüting: „Die Erfahrung zeigt, dass die Bestände meistens viel zu spät gehäckselt werden, wenn der TS-Gehalt schon Richtung 38–40 % wandert. Das ist aber schon zu viel.“ dann die exakte TS-Bestimmung. „Den Vorgang haben wir – je nach Wetterverlauf – mit einigen Tagen Abstand wiederholt und konnten dann das Reifetempo des Bestandes gut erkennen“, erläutert er weiter. Dieses Tempo war auf den leichteren Standorten am Niederrhein Mitte September angesichts der Trockenheit und höheren Temperaturen relativ hoch. „Die meisten Landwirte gingen davon aus, in diesem Jahr erst Ende September mit dem Häckseln zu beginnen. Doch das wäre zu spät gewesen“, so André Hüting. In Zusammenarbeit mit Lohnunternehmern gab er deshalb „schon“ am 7. September den Startschuss fürs Häckseln, nachdem die ersten Kundenbestände den eingangs genannten TS-Gehalt erreicht hatten. Derzeit betreut die Praxis etwa 200 Milch- HÄCKSELZEITPUNKT EHER ALS ERWARTET Die frühzeitige und konsequente Messung des Trockensubstanz-Gehaltes (TS) bei Silomais ist wichtig, um bei 32–34 % den bestmöglichen Häckselzeitpunkt zu ermitteln. Außerdem: unter 9 mm Schnittlänge bleiben und die untersten 50 cm Stängel stehen lassen – dann gelingt eine qualitativ hochwertige Maissilage, meint Tierarzt André Hüting. Während bei Getreide vorher bis auf Zehntelprozent genau gemessen wird, ist bei Mais oft genug das „Pi mal Daumen“ ausschlaggebend. „Doch die Erfahrung zeigt, dass die Bestände meistens viel zu spät gehäckselt werden, wenn der TS-Gehalt schon Richtung 38–40 % wandert. Das ist aber viel zu spät und erschwert die Verdichtung sehr. Hierfür sind 32–34 % TS nötig, nicht mehr“, ist Tierarzt André Hüting überzeugt. Er und seine Kollegen der Tierarztpraxis an der Güterstraße mit angeschlossener Beratungsfirma „KuhBlick“ begleiten Landwirte seit Jahren rund um Milch- bzw. Rindviehhaltung und -fütterung, um die Tiergesundheit und damit -leistung zu verbessern. Darüber hat XtraBlatt wiederholt berichtet. Zu diesem Themenkomplex gehört auch die Futterqualität von Gras- und Maissilage. Und hier hat das Praxisteam in diesem Jahr einen weiteren Baustein ergänzt: die Bestimmung des TS-Gehaltes von Maissilage im Vorfeld der Ernte, um zeitnah die Entwicklung der Bestände anhand konkreter Zahlen zu beurteilen und so den richtigen Erntezeitpunkt zu bestimmen. FRÜHER HÄCKSELBEGINN Aus jedem Maisbestand seiner Beratungskunden wurden dazu an verschiedenen Stellen fünf Pflanzen entnommen und mittels eines Gartenhäckslers grob zerkleinert, wie Hüting berichtet. Das Material wurde gemischt, daraus eine Probe (etwa 500 g) entnommen und diese Menge in einem zweiten Schritt mit einer Küchenmaschine weiter zerkleinert. Im eigenen Labor erfolgt vieh- und Rinderhalter in Sachen Futterqualität, von denen jeder im Schnitt zwischen 40 und 60 ha Mais anbaut, was in Summe mehr als 10.000 ha ergibt. Ziel ist, mit den Lohnunternehmern in der Region in Sachen Erntezeitpunkt zu kooperieren. „Für die Lohnunternehmer ergibt sich daraus die Chance, ihren Kunden nicht nur beste Futterqualität zu liefern, sondern auch den zeitlichen Stress der Ernte etwas zu verringern. Wenn die Landwirte am liebsten alle häckseln wollen, wie es normalerweise der Fall ist, können die Ernteketten das logistisch nicht bewältigen, zumindest nicht mit der gewünschten Qualität. Indem wir aber je nach Boden, Sorte und Abreifegrad die Bestände frühzeitig flächendeckend prüfen und so die Termine entzerren, ist allen geholfen“, ist André Hüting überzeugt. Für jede Probenahme berechnet er den Landwirten derzeit 15 €. Das sei zwar für die Praxis nicht kostendeckend, aber als Teil des Beratungspaketes zu sehen. Außerdem wolle er die Sensibilität für den bestmöglichen Erntezeitpunkt steigern. „Denn der dadurch erreichte Qualitätszuwachs ist immens“, weiß er aus den Resultaten zu berichten. „Wir haben das Häckselgut mit der Schüt- 32 33