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XtraBlatt Ausgabe 02-2020

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WISSEN Museum – das

WISSEN Museum – das klingt für viele Menschen erst einmal trocken und langweilig. Doch weit gefehlt! Mit spannenden Exponaten, ansprechender Präsentation und verständlicher Erklärung mittels multimedialer Technik kann die Geschichte sogar sehr spannend sein, auch und gerade für jüngere Menschen. „Tradition und Geschichte sind schließlich nicht das Anbeten der Asche, sondern das Weitertragen des Feuers. Oder anders ausgedrückt: Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten. Dieses Zitat des Altbundeskanzlers Helmut Kohl gilt nicht nur für die Politik, sondern in allen Bereichen – wie für die Krone-Gruppe und ihre 114-jährige Geschichte. Deshalb ist es an uns Älteren, unser Wissen weiterzugeben und mit Hilfe der Jüngeren so aufzubereiten, dass es für generationenübergreifendes Verständnis sorgt“, erklärt Walter Krone, Cousin von Dr. Bernard Krone und somit Teil der dritten Familiengeneration seit Firmengründung im Jahr 1906. Walter Krone war rund 40 Jahre im Unternehmen tätig, anfangs in der Maschinenfabrik, und von 1977 bis 2001 als Geschäftsführer der Krone-Handelssparte „Landmaschinen Vertrieb Dienstleistungen Bernard Krone“, kurz LVD. Somit zögerte Walter Krone nicht, als sein Vetter Bernard ihn bat, das „Projekt Museum“ und die entsprechende Arbeitsgruppe zu koordinieren. 2015 zog der LVD in einen Neubau im Speller Süden. Unmittelbar danach wurde der traditionsreiche Stammsitz im Ortskern, welcher in Teilen auf die Anfänge der Fabrik zurückreicht, zum Museum umgewidmet und mit zahlreichen Exponaten bestückt. „Allein der Anblick der vielen Maschinen und Geräte unter einem Dach, das war schon gewaltig und ein sehr großer Schritt“, erinnert sich Walter Krone. „Aber schnell wurde uns klar: Das kann noch nicht alles sein, für die richtige Wirkung brauchte es ein ganz anderes Konzept. Daran haben wir dann ab 2017 intensiv gearbeitet.“ „Wir“ war in diesem Zusammenhang gleichbedeutend mit einer Arbeitsgruppe aus rund 20 Personen. Neben der Familie Krone gehörten dazu externe Dienstleister sowie mehrere Mitarbeitende der Maschinenfabrik, heutige wie ehemalige. „Diese Mischung sehr unterschiedlicher Erfahrungen und Kompetenzen war sehr bereichernd, für das Projekt genauso wie für mich persönlich“, blickt er zurück. Im Februar 2020 war alles geschafft, das „neue“ Museum fertig für die Eröffnung – und dann kam Corona. „Das war schon enttäuschend, denn wir alle hatten uns auf eine schöne Eröffnung gefreut und auf die Reaktionen möglichst vieler Besucher“, so Walter Krone. BEGEISTERND Davon ließen er und speziell seine ehrenamtlichen Helfer aus dem Kreis der ehemaligen Mitarbeiter, wie zum Beispiel Franz Feismann, Georg Holterhues und Josef Börger, aber nicht entmutigen. Nach Voranmeldung, in kleinen Gruppen und unter Einhaltung aller Schutzmaßnahmen lernten regelmäßig Besucher aller Altersstufen ab April im Zuge von Führungen die Ausstellung kennen – und waren, wie erhofft, begeistert. „Gerade mit den etwas älteren Besuchern, die häufig Exponate noch aus eigener Erfahrung kennen, entwickeln sich intensive Gespräche, sodass Das weltweit einzige funktionsfähige Exemplar des Lanz Landbaumotor mit Anbaufräse steht in Spelle. eine eigentlich auf zwei Stunden angesetzte Führung schnell auch mal drei Stunden und mehr dauert“, freut sich Walter Krone. „Aber auch die jüngeren Besucher zeigen großes Interesse, wenn man ihnen die Zusammenhänge anschaulich erklärt.“ Apropos erklären: Hier sei es manchmal erstaunlich, welche vermeintlich selbstverständlichen Dinge in einem solchen Konzept Begeisterung auslösen. Als Beispiel nennt er die kurzen Filme, die jeweils zu Beginn einer Führung gezeigt werden. In den Videos werden u.a. die gegenwärtig zum Sortiment gehörenden Maschinen und ihrer Funktionsweisen erläutert. „Besonders Menschen, die keine oder zumindest keine enge Verbindung zur Landwirtschaft haben, kennen oft die Grundfunktionen und Zusammenhänge der Futterernte nicht. Am Ende des Films hören wir oft begeisterte Reaktionen, nach dem Motto: Jetzt habe ich endlich mal verstanden, was die Maschinen wirklich machen. Häufiger gibt es schon an dieser Stelle Applaus – das ist dann sehr schön“, freut sich Walter Krone. Ähnlich verhält es sich mit Schulklassen, die beim Rundgang die Arbeitsweise der alten Geräte zum ersten Mal in ihrem Leben sehen. Wichtig bei der Konzeption war nach seiner Aussage die spannende Mischung 44

Zu den Highlights des Museums gehören die zahlreichen historischen Traktoren. unterschiedlicher Erlebnisdimensionen – Moderne und Vergangenheit, allgemeine Zeit- und persönliche Familiengeschichte, reale Ausstellungsobjekte und virtuelle Darstellungen. So ist das im Originalzustand eingerichtete Büro des zweiten Bernard Krone ebenso Teil der Ausstellung wie Haushaltsgegenstände der fünfziger und sechziger Jahre. „Denn zum Unternehmen gehörten nicht nur Maschinenfabrik und Handelsgeschäft, sondern genauso das Hotel – und eben ein Laden mit Haushaltsgegenständen, den Dr. Krones Mutter Gertrud betrieb. So kamen zum Beispiel viele, die in der Region damals heiraten und Aussteuer-Geschirr kaufen wollten, zu ihr nach Spelle und ließ sich beraten“, erzählt er. UNIKATE Zugpferd der Ausstellung ist – wie könnte es anders sein – die Technik. Dazu gehören u.a. alle Maschinen, die bei Krone jemals gebaut wurde, inklusive Prototypen, die nie in Serie gingen. Zu den Highlights zählen ebenso die zahllosen Oldtimer, teils extrem seltene Raritäten, die sonst so nirgendwo zu sehen sind. Als ein Beispiel von vielen nennt Walter Krone den Lanz Landbaumotor mit angebauter Bodenfräse aus dem Baujahr 1917 – seines Zeichens das einzige noch funktionierende Exemplar weltweit. Eine andere Rarität ist z. B. einer der ersten John Deere Mähdrescher aus dem Jahr 1940. Der im Krone Museum ausgestellte, aufwändig restaurierte Mähdrescher ist das einzige Exemplar seiner Art in Europa. Diese beiden Maschinen zählen zu Walter Krones persönlichen Lieblings-Exponaten, wie er auf Nachfrage erläutert. „Insgesamt sind es sieben Highlights, sozusagen meine BiG 7 – denn mit BiG haben wir es bei Krone ja bekanntlich.“ Die anderen fünf sind ein sechsschariger Motorpflug und ein sehr alter Mähbalken, letzterer als Synonym für die gewaltige Bedeutung der Mechanisierung für die Landwirtschaft. Das Schnittmodell Vor 100 Jahren ein bekannter Spott über den landläufig als „Kommissbrot“ bezeichneten kleinsten Pkw Hanomag 2/10: Zwei Kilo Blech, ein bisschen Lack – fertig ist der Hanomag. einer Dreschmaschine von Ködel & Böhm steht in seinem Ranking ebenfalls weit oben, genauso wie eine Handschwinge aus dem 19. Jahrhundert mit handgeschnitzten Zahnrädern sowie – last but not least – einer der ersten Hanomag-Serientraktoren, von denen der LVD seinerzeit hunderte verkaufte. „Aber eigentlich ist für mich das Beeindruckendste die Sammlung als Ganze, und dass wir es gemeinsam geschafft haben, sie im Krone-Museum so wunderbar zu präsentieren. Jetzt ist es wirklich gut.“ « 45