Aufrufe
vor 4 Jahren

XtraBlatt Ausgabe 02-2019

  • Text
  • Walch
  • Landwirte
  • Schreiner
  • Lohnunternehmer
  • Ortlieb
  • Landwirt
  • Mario
  • Krone
  • Landwirtschaft
  • Betrieb

4 INHALT Ackergras mit

4 INHALT Ackergras mit Kleeanteil ist für viele dänische Milchviehhalter eine wesentliche Futtergrundlage. 6 TITELTHEMA GRÜNLAND-MANAGEMENT: DÄNEMARK ERFOLGREICH TROTZ DÜNGERLIMIT 7 Die Fahrt vom Grenzübergang Padborg in Richtung Nordwest durch das südliche Jütland zeigte es im September sehr deutlich: Die Silomaisbestände sahen sehr vielversprechend aus und ließen auf eine überdurchschnittlich gute Ernte hoffen. „Im Vergleich zu Deutschland wird der Mais hier bei uns im hohen Norden in der Regel nicht so hoch – aber in diesem Jahr ist es eine wahre Pracht“, freut sich Dan Hamann, Geschäftsführer der Brøns-Gruppe, den ich am Firmensitz im gleichnamigen Örtchen Brøns direkt an der Westküste Jütlands besuche. Er ist u. a. exklusiver Importeur für Krone und Amazone in Dänemark und betreut zusammen mit seinem 30-köpfigen Team sowie etwa 20 regionalen Fachhändlern die dänischen Landwirte in Vertrieb, Service und Beratung. Auch sonst sehen sich die dänischen Milchviehhalter derzeit recht gut aufgestellt, so Dan Hamanns Einschätzung. Ein Blick auf die offiziellen Statistiken zeigt: Mitte des Jahrzehnts waren die dänischen Kuhbestände auf rund 525.000 Tiere gesunken, aber seit dem Wegfall der Quoten geht es aufwärts. Mittlerweile gibt es in Königin Margrethes Reich wieder rund 575.000 Kühe. Gesunken ist allerdings die Zahl der Betriebe: Schon 2017 rutschte sie bei den Milchviehhaltern unter die Marke von 3.000, bei Schweinen sind es weniger als 2.300, und bei der Gesamtzahl aller Höfe in Dänemark weisen die Statistiker für das gleiche Jahr gut 34.700 aus – das sind fast 20 % weniger als im Jahr 2010. „Im Schnitt der zukunftsfähigen Milchviehbetriebe dürfte die Betriebsgröße heute bei etwa 300 ha bzw. 300 Kühen liegen – doppelt so groß wie noch 2010. Und die Tendenz zeigt weiter nach oben“, so der Krone-Importeur. FLÄCHENBINDUNG Doch wo liegen die Ursachen für diesen drastischen Strukturwandel? Um dem auf den Grund zu gehen, besuchen wir Landwirt Niels Laursen in Ribe, etwa 15 km nördlich von Brøns. Er bewirtschaftet rund 450 ha voll arrondierter Acker- und Grünlandflächen, davon 220 ha eigene Flächen. Ihm gehören 420 Kühe plus Nachzucht, insgesamt 800 Tiere. Sie stehen in zwei etwa 1 km voneinander entfernten Ställen – vor einigen Jahren konnte er den Nachbarbetrieb dazu kaufen. Den Herdendurchschnitt beziffert er auf rund 10.900 kg Milch bei knapp 3,8 % Fett und 3,4 % Eiweiß, während wir durch den Betrieb gehen. Gemolken wird mit Robotern, je nach Leistungsgruppe drei- bzw. zweimal täglich. Die Ausstattung seines Betriebes mit Land bewertet Niels Laursen als gut. Bei diesem Verhältnis von Tieren zu Fläche gelinge es, den anfallenden organischen Dünger komplett Von den rund 450 ha bewirtschafteter Fläche nutzt Landwirt Niels Laursen rund 100 ha als Grünland, vor allem Ackergras. Während in Deutschland die verschärfte Düngeverordnung wie eine schwarze Wolke über der Landwirtschaft hängt, haben die dänischen Kollegen die Stürme dieses „Tiefs“ schon hinter sich und seit 20 Jahren Erfahrungen mit Grünland-Management unter dem „Nährstoff-Deckel“, wie XtraBlatt vor Ort erfahren hat. 20 PRAXIS-TIPP SAISONCHECK LADEWAGEN Zeit ist Geld – das gilt besonders in der Grünfutterernte. Hier haben Ladewagen eine zentrale Rolle, deshalb müssen sie störungsfrei arbeiten und 1a-Qualität abliefern. Damit das gelingt, sind ein Generalcheck vor Saisonbeginn und tägliche Wartung unerlässlich. XtraBlatt gibt Tipps. WISSEN 21 Zu den Kernaufgaben der Ladewagen gehören in besonderem Maß die leistungsfähige, verschmutzungsfreie Aufnahme und der bestmögliche Schnitt des Futters. Darum sind Pickup-Messer und Rotor zentrale Arbeitswerkzeuge, die es optimal einzustellen und zu pflegen gilt. Grundsätzlich ist die ungesteuerte EasyFlow-Pickup wartungsarm. Dennoch sollten die Zinken sowie der Antriebstrang beim jährlichen Saisoncheck auf Verschleiß und Zustand geprüft werden. Direkt hinter der Pickup befindet sich der Schneidrotor, der das Erntegut durch einen Messerkamm in den Laderaum fördert. Die Messer und die Auflage des Förderrotorzinkens sind so angeordnet, dass das Erntegut nicht entweichen kann, sondern nach dem Scherenprinzip sauber geschnitten wird und nicht zerreißt oder vermust. Wichtig: Vor Saisonbeginn sollte der Abstand der Abstreifer zum Rotor kontrolliert werden, bei einem festen Sitz ist ein Abstand von 25 mm sicherzustellen. Ein weiterer „Checkpoint“ ist der Kratzboden des Ladewagens. Für eine störungsfreie Saison sollte dieser in einem optimalen Zustand sein. Dazu sind die Ketten sowie Nussräder hinsichtlich Verschleiß zu begutachten und auf ausreichende Spannung bzw. Funktion zu überprüfen. MESSERS SCHNEIDE … … sollte scharf sein! Die Messer des Ladewagens sollten, je nach Flächenleistung des Wagens, wenigstens einmal am Tag geschärft werden, bei Bedarf auch zweimal. Das optional erhältliche SpeedSharp-System mit automatischem Arbeitsablauf für das Schleifen aller Messer ist fest am Wagen montiert – somit immer dabei und einsatzbereit. Der Messerbalken lässt sich zum Schärfen hydraulisch aus- und wieder in den Förderkanal einschwenken. Die Schleifscheiben sind auf einer seitlich verschiebbaren und hydraulisch angetriebenen Welle angeordnet. Es wird immer eine ganze Messergruppe geschliffen und dabei zeitgleich jedes zweite Messer des Balkens bearbeitet. Im Anschluss folgt dann die andere Hälfte. Die Schleifvorrichtung am Ladewagen bietet den Vorteil, die Messer bei Bedarf auch zwischendurch schärfen zu können und nicht warten zu müssen, bis der Arbeitseinsatz am Abend beendet ist. Ohne dieses System müssten alle Messer einzeln ausgebaut und nachgeschärft werden oder direkt gegen einen zweiten Messersatz getauscht werden – ein enormer Zeit- und Kostenfaktor. Der Einsatz des Ladewagens mit stets scharfen Messern sorgt für ein sauberes Schnittbild – und spart so auch Energie und Kosten. Der Verschleiß des Die Schleifvorrichtung am Ladewagen bietet den Vorteil, die Messer bei Bedarf auch zwischendurch schärfen zu können. Das Rezept des Scherrhofs ist ganz einfach: Gute Kühe geben gute Milch. Und gute Milch gibt guten Käse. Mit der eigenen Schaukäserei veredelt die Landwirtsfamilie Walch aus Tirol nicht nur das eigene Produkt, sondern hat den Betrieb so auch auf zukunftssichere Beine gestellt. 24 INTERNATIONAL FAMILIE WALCH, KIRCHBERG (A) GUTE MILCH – GUTER KÄSE Tiere werden ausschließlich im Natursprung in Frankreich gedeckt, die Fohlen in Ungarn aufgezogen und als Jährlinge dann wiederum nach Frankreich zum Training für die Rennbahn verkauft. „Auf dem Betrieb arbeiten 16 Menschen“, so der Landwirt weiter. „Ich bin zwar etwa alle zehn Tage einmal vor Ort, das Tagesgeschäft wird aber von einer Wirtschafterin geleitet.“ Zurück nach Tirol. Als wir mit Hans Walch auf den Scherrhof im drei Kilometer entfernten Ortsteil Spertendorf fahren, sind die Ställe zwar blitzsauber, es ist aber kein einziges Rind zu sehen. „Die Tiere kommen erst nächstes Wochenende von der Alm zurück“, erklärt der Landwirt: „Dort sind sie seit Mitte Mai. Wir haben eine Nieder- und eine Hochalm. Erstere liegt auf 1.140 m über dem Meer, Letztere reicht von 1.640 bis über 2.000 m. Der Almabtrieb findet immer Ende September statt und ist mit einem Fest vor dem Hotel verbunden. Wir bieten so den Gästen in unserer Region und den Einheimischen eine weitere touristische Attraktion.“ SCHAUKÄSEREI Den gesamten Sommer verbringen die Rinder also im Gebirge am Fuße des Großen Rettensteins. „Wir nehmen alle unsere 60 Milchkühe und das gesamte Jungvieh mit nach oben“, sagt Hans Walch. „Die Abkalbungen finden hauptsächlich im Herbst statt, ideal wäre für uns in der Zeit Oktober/November. So können die Kühe den frischen Frühjahrsaufwuchs auf der Alm voll nutzen. Wird das Futter dann weniger, sind sie eh in einem späteren Stadium der Laktation oder stehen schon trocken. Früher hat unsere Familie Pinzgauer gehalten, mein Vater hat dann aber auf Fleckvieh umgestellt. Die passen sehr gut in die Region, und da die männlichen Kälber besser vermarktet werden können, sind sie zudem wirtschaftlicher.“ Familie Walch züchtet einen nicht zu großrahmigen Typ Fleckvieh mit Kirchberg in Tirol, nur wenige Kilometer vom weltbekannten Ferienort Kitzbühel entfernt. Wir sitzen in der Bar des Hotels Elisabeth. Der Kellner bringt Kaffee. Verabredet sind wir hier mit Hans Walch, Hotelier und Landwirt. Er hat gemeinsam mit seiner Frau aus dem elterlichen Gasthof ein modernes Haus mit Vier-Sterne-Superior-Standard, großzügigem Wellness-Bereich und 200 Betten gemacht. Und auch sein landwirtschaftlicher Betrieb ist fit für die Zukunft. „Die Landwirtschaft in Kirchberg, den Scherrhof, habe ich eigentlich bereits vor einiger Zeit an meinen Sohn übergeben“, erzählt Hans Walch. „Er hat vor rund zehn Jahren seine Ausbildung als Agraringenieur abgeschlossen. Als es darum ging, die Betriebsentwicklung zu planen, war schnell klar, dass wir unser Produkt Milch veredeln müssen, um die Wertschöpfung zu erhöhen. So haben wir eine eigene Käserei gebaut.“ ZWEI BETRIEBE Darüber hinaus besitzt Hans Walch noch einen weiteren landwirtschaftlichen Betrieb in Ungarn. Die Idee dazu entstand bei einem Urlaubsaufenthalt in Loipersdorf, nahe der ungarischen Grenze. „Ich war so begeistert von den Bedingungen dort, dass ich dort auch landwirtschaftlich etwas unternehmen wollte“, erzählt Hans Walch. „Irgendwann war ein passender Betrieb zu verkaufen und da habe ich zugegriffen. Das war im Jahr 1991. Ich halte dort 350 Milchkühe der Rasse Holstein sowie etwa die gleiche Anzahl an Nachzucht. Die Milchleistung beträgt im Durchschnitt 8.000 kg pro Jahr. Gemolken wird in einem neuen Doppel-16er-Fischgrätenmelkstand. Bewirtschaftet werden etwas mehr als 600 ha, davon sind ca. 520 ha im Eigentum. Wir bauen dort viel Grünroggen und Futtergerste an, dazu kommen rund 130 ha Weizen, 30 ha Triticale und 15 bis 20 ha Hafer.“ Letztgenannter dient als Pferdefutter, denn Hans Walch hält dort als Hobby einige Traber-Zuchtstuten. Die 25 ZUKUNFT LANDWIRTSCHAFT „DAS GELINGT NICHT AN DER LADENKASSE.“ 32 INTERVIEW Die Landwirtschaft steckt derzeit im Spannungsfeld zwischen Markt auf der einen und gesellschaftlichen Wünschen sowie politischen Auflagen auf der anderen Seite. Welcher Weg wird allen gerecht? Ein spannendes Bild zeichnet DLG-Präsident Hubertus Paetow im XtraBlatt-Interview. ZUKUNFT LANDWIRTSCHAFT „DAS GELINGT NICHT AN DER LADENKASSE.“ Zu den derzeit heißen Eisen der Branche gehört sicher die Diskussion um Nitratbelastung des Grundwassers, die Ausweisung roter Gebiete, die kurz getakteten Verschärfungen der Düngeverordnung sowie das Ringen zwischen Brüssel und Berlin um die „akzeptable“ Lösung aus politischer Sicht. Doch wie ist eigentlich der Blickwinkel der Praxis? Was kann und muss auch die Landwirtschaft dazu beitragen? Und wer soll am Ende des Tages die Kosten für alle Wünsche tragen? Hubertus Paetow, Landwirt mit Ackerbau- und Schweinemastbetrieb in Mecklenburg-Vorpommern und seit 2018 Präsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), hat dazu eine klare Auffassung. XtraBlatt traf ihn im Sommer am Rande der DLG-Unternehmertage in Magdeburg, die sich ebenfalls mit der Zukunft der Landwirtschaft beschäftigten. XtraBlatt: Herr Paetow – was ist von der laufenden Verschärfung der Düngeverordnung aus Sicht der Praxis zu halten? Hubertus Paetow: Aus rein ackerbaulicher Sicht sind wir für unseren Betrieb zum Ergebnis gekommen, dass wir damit relativ gut leben können. Wohlgemerkt: auf Basis der bis Sommer 2019 gültigen Variante der Düngeverordnung, die 2017 in Kraft gesetzt wurde. Aber der nächste Schritt wird davon abhängen, wie stark die Politik die Daumenschrauben anlegt in den roten Gebieten, egal, ob wegen Nitrat oder Phosphat. Ganz anders sieht das jedoch aus, wenn man es aus der Perspektive eines Betriebes, zum Beispiel in Westfalen, betrachtet, der seine Schweinehaltung soweit ausgebaut hat, wie es nach bisheriger Rechtslage seine verfügbare Fläche zuließ, eventuell mit etwas Gülleabgabe. Der ist von der gegenwärtigen bzw. sich abzeichnenden Regelung in seinem Gesamtbetriebssystem natürlich extrem betroffen. Schon heute werden dort zwischen 18 und 20 €/m³ Gülle allein für die Abfuhr bezahlt – davon können Sie kein Schwein mehr wirtschaftlich mästen. Aus DLG-Sicht muss ich deshalb mit Blick auf die Nitratproblematik feststellen: Es besteht zweifelsfrei in einigen Regionen Handlungsbedarf. Aber wir brauchen deutlich intelligentere Lösungen als das, was derzeit politisch diskutiert wird, wie etwa eine pauschale Deckelung der Nährstoffobergrenzen. 33 VITA HUBERTUS PAETOW Hubertus Paetow, Jahrgang 1967, ist gebürtiger Schleswig-Holsteiner und absolvierte dort seine Ausbildung zum Landwirt. Nach dem Studium der Agrarwissenschaften in Göttingen und Kiel war er bis 2005 als Geschäftsführer eines Ackerbaubetriebes in der Nähe von Kiel tätig. Seitdem bewirtschaftet er seinen Betrieb mit den Schwerpunkten Ackerbau und Saatguterzeugung in Finkenthal-Schlutow (Mecklenburg-Vorpommern). Neben anderen Ämtern in Verbänden und der Kommunalpolitik war Hubertus Paetow seit 2015 Vizepräsident der DLG und Vorsitzender des DLG-Testzentrums. Seit 2018 ist Hubertus Paetow Präsident der DLG. 42 WISSEN BIOANBAU Eine überwiegend ökologische Ernährung in Deutschland bräuchte – bei gleichem Konsumverhalten – rund 40 % mehr Fläche als die „konventionelle Produktion“. BUTTERPREIS Im Jahr 1914 kostete 1 kg Butter etwa 2,85 Reichsmark, während der Tageslohn eines Landarbeiters bei etwa 2,40 Mark lag. Wäre das Preis-Lohn-Verhältnis heute noch wie vor 100 Jahren, so würde die Butter rund 129 €/kg bzw. 32,25 € pro Stück kosten. Dass es gegenwärtig nur 1,80 €/Stück sind, ist vor allem der Leistung moderner Landwirtschaft zu verdanken. 82 FUSSBALL- FELDER/TAG CO2-SPEICHER Ungefähr 51 Mrd. t CO2-Äquivalente sind in der EU in den Oberböden landwirtschaftlicher Flächen gespeichert. Zum Vergleich: Die gesamten EU-Emissionen belaufen sich auf ungefähr 4,4 Mrd. t CO2-Äquivalente pro Jahr. CO2 CO2 CO2 CO2 CO2 CO2 CO2 CO2 CO2 CO2 CO2 CO2 FLÄCHENVERBRAUCH Täglich werden in Deutschland rund 58 ha als Siedlungs- und Verkehrsflächen ausgewiesen. Dies entspricht einer Flächenneuinanspruchnahme – kurz Flächenverbrauch – von rund 82 Fußballfeldern. ZAHLEN & FAKTEN Die Landwirtschaft steht vielfach in der Kritik. Wenig bekannt und kommuniziert wird dabei, wie groß die Leistungen dieses Berufszweigs für Gesellschaft und Umwelt sind. 43 TREIBHAUSGASE Seit 1990, dem Bezugsjahr des Kyoto-Protokolls, hat die deutsche Landwirtschaft die Treibhausgasemissionen bereits von rund 79,4 Mio. t auf 65,2 Mio. t CO2-Äquivalent in 2016 gesenkt. Dies entspricht einer Reduzierung der Emissionen um 18 %. Durch Veränderung der Landnutzung, Aktivitäten der Forstwirtschaft und vor allem die Nutzung von Bioenergie (feste Biomasse, Biokraftsstoffe, Biogas) konnten 2016 zusätzlich mehr als 75 Mio. t CO2- Äquivalent vermieden werden. UNKRAUTBEKÄMPFUNG Waren zum Beispiel in den 1950er-Jahren für die Unkrautbekämpfung noch durchschnittliche Aufwandmengen von über 1 kg Wirkstoff pro Hektar Anbau fläche nötig, reichen heute oft schon 10 g/ha zur wirkungsvollen Bekämpfung aus. KOSTEN FÜR UMWELT- SCHUTZ JE HEKTAR Das HFFA Research Institut hat im Rahmen einer Studie errechnet, dass die wesentlichen EU-Standards und Auflagen in der Tierhaltung, für Cross Compliance sowie zum Schutz von Wasser, Boden und Luft für die deutsche Landwirtschaft mit Kosten von rund 5,3 Mrd. € oder 315 €/ha verbunden sind. Nur etwa 1,2 Mrd. € oder 69 €/ha würden an entsprechenden Kosten anfallen, wenn vergleichbare Wettbewerbsbedingungen wie in wichtigen Wettbewerbsländern außerhalb der EU gelten würden. Damit haben die deutschen Landwirte gegenüber ihren Berufskollegen im Wettbewerb und bei offenen Märkten einen Nachteil von 4,1 Mrd. € oder 246 €/ha. EU nicht EU 2019: 10 g/ha 82 FUSSBALL- FELDER/TAG ERNÄHRUNGSINDUSTRIE Die deutsche Ernährungsindustrie ist mit einem Umsatz von rund 179,6 Mrd. € (2018) sowie über 600.000 Beschäftigten in mehr als 6.000 Betrieben der viertgrößte Industriezweig in Deutschland. Zum Vergleich: Die Automobilindustrie beschäftigt in Deutschland etwa 820.000 Menschen. 6.000 BETRIEBE 180 MRD. € UMSATZ/JAHR 600.000 BESCHÄFTIGTE CO2 CO2 1950: > 1 kg/ha 12 TITELTHEMA GRÜNLAND-MANAGEMENT: NIEDERLANDE NUR QUALITÄT ZÄHLT In den Niederlanden gelten, ähnlich wie in Dänemark, seit Jahren strenge Regeln zum Umwelt- und Grundwasserschutz. Von Lohn- unternehmer Erik Morssink aus Voorst haben wir erfahren, was das in der Praxis bedeutet, vor allem mit Blick auf das Grünland. 13 GRÜNLAND-MANAGEMENT: NIEDERLANDE NUR QUALITÄT ZÄHLT Der niederländische Name „Achterhoek“ bedeutet wörtlich übersetzt „hintere Ecke“ und bezeichnet eine landschaftlich reizvolle Region der Niederlande, die direkt an Deutschland angrenzt und – auf der Karte betrachtet – zwischen Emmerich und Vreden wie eine Ausbuchtung der Grenze nach Osten aussieht. Und wer, vom deutschen Anholt kommend, zum Beispiel das Lohnunternehmen van Hal der Familie Morssink im niederländischen Voorst erreichen möchte, merkt erst auf den zweiten Blick anhand der Straßenschilder und Pkw-Kennzeichen, dass er die Grenze überschritten hat. Der Achterhoek und die angrenzenden Regionen bis nach Arnheim und Zwolle gehören zu den Gebieten der Niederlande mit sehr hohen Besatzdichten an Rindern, Schweinen und Geflügel – durchaus vergleichbar mit dem westlichen Münsterland. Entsprechend groß waren in der Vergangenheit die Auswirkungen intensiver Düngung mit Wirtschaftsdüngern – bis die niederländische Regierung mit scharfen Auflagen gegensteuerte. Das blieb natürlich nicht ohne Folgen für die Landwirte, wie Lohnunternehmer Erik Morssink berichtet. „Die Intensität der Tierhaltung hat durchaus abgenommen – allerdings bisher nur in Form kleinerer Bestände und kaum durch Aufgabe ganzer Betriebe. Ich hoffe, dass es soweit auch nicht kommt, denn immerhin gut 60 % unseres Umsatzes erzielen wir mit landwirtschaftlichen Dienstleistungen. Was die Existenz der Höfe betrifft, wird eine große Rolle spielen, wie praxisgerecht die Instrumente der Düngegesetzgebung weiterhin gehandhabt werden.“ AUSNAHMEN HELFEN Die bisherigen Rahmenbedingungen bewertet der Lohnunternehmer als „machbar“, wobei der Aufwand für alle Beteiligten durchaus erheblich ist. Gemäß Nitratrichtlinie dürfen pro Hektar nicht mehr als 170 kg Stickstoff aus organischem Wirtschaftsdünger ausgebracht werden. Davon werden Lohnunternehmer Erik Morssink: „Was die Existenz der Höfe betrifft, wird eine große Rolle spielen, wie praxisgerecht die Instrumente der Düngegesetzgebung weiterhin gehandhabt werden.“ 55 LOHNUNTERNEHMER MICHEL MAUREL, SAINTE-COLOMBE (FR) KOMFORT- PRESSEN Rund 12.000 km verbringt Michel Maurel, Inhaber der Enterprise Agricole AR aus Sainte-Colombe (Frankreich), jährlich auf der Straße. Aus diesem Grund sind die Ansprüche des auf Pressen spezialisierten Lohnunternehmers an seine Maschinen ganz besondere. 44 INTERNATIONAL TRIO-GRUPPE, LIPEZK (RU) HERAUSFORDERUNG LOGISTIK Einer der Betriebe, die das Team in der einwöchigen Recherchereise besucht hat, gehört zur „Trio-Gruppe“. Die Gruppe wurde 1997 gegründet und betreibt heute auf mehreren Standorten rund um den Ort Lipezk im gleichnamigen Verwaltungsbezirk (russisch: Oblast) Landwirtschaft. Insgesamt bewirtschaftet die Gruppe knapp 90.000 Hektar Fläche. Zum besuchten Standort, etwa 460 km südlich von Moskau, gehören 19.000 Hektar, die komplett pfluglos bzw. auch ohne aktiv angetriebene Auf den riesigen Flächen ist das Einsammeln der Strohballen eine Herausforderung. Die Logistik muss stimmen. Krone und die Redaktion profi waren zu Dreharbeiten für eine Video-DVD gemeinsam im russischen „Schwarzerdegürtel“ unterwegs. Eines der Ziele war ein landwirtschaftlicher Betrieb in der Region Lipezk – Impressionen eines großen Landes. 45 Bodenbearbeitungswerkzeuge bewirtschaftet werden. Im langjährigen Mittel fallen hier rund 400 mm Niederschlag, sodass Bewässerung notwendig ist. Rund 2.500 ha der hiesigen Fläche sind mit Kreisregnern ausgestattet. Zusätzliche 350 mm gelangen so auf die Flächen. Beregnet werden allerdings nur Kartoffeln und Zuckerrüben. Außerdem stehen noch Winter- sowie Sommergerste (als Braugerste) im Anbauplan. Weitere Ackerfrüchte sind Winterweizen, Silo- und Körnermais sowie Gras und Roggen – jeweils als Vermehrungsfrüchte. Erbsen, Luzerne und Weißkohl runden das Programm ab. Bei den Kartoffeln erzielt der Betrieb Erträge von rund 40 t je Hektar. Abgesetzt wird die Ware nahezu ausschließlich in Chipsfabriken der Gesellschaft Frito-Lay, die zum PepsiCo-Konzern gehört. Ganzjährige Lagerkapazitäten bestehen für 30.000 t Ernteware. Für Trio ist das Kartoffelgeschäft mit rund 6 % des Firmenumsatzes ein wichtiges Standbein. HOHE INVESTITIONEN Ähnliche Qualitäten erreichen die Zuckerrüben. Eine eigene Zuckerfabrik gehört zum Unternehmen. In den vergangenen Jahren hat Trio hier über 100 Mio. € investiert, um die Verarbeitungskapazitäten auf täglich 10.000 t Zuckerrüben auszuweiten. Außerdem wurde die Energieeffizienz der Anlage verbessert und die Verlustrate reduziert. Die 24.000 ha Zuckerrüben der Trio-Gruppe werden komplett hier verarbeitet. Langfristiges Ziel ist ein Zuckerreinertrag von 7 t/ha – an diesem Ziel sind die Russen noch nicht ganz angelangt. Die Qualitäten stimmen jedoch dagegen schon heute: Einen guten Teil des Ertrags kauft Coca-Cola zur Produktion koffeinhaltiger Erfrischungsgetränke. In den westeuropäisch und amerikanisch geprägten Maschinenpark hat Trio in den vergangenen Jahren über 25 Mio. € investiert. Bei den Hauptschleppern ist vor allem John Deere vertreten. Auf dem besuchten Betrieb kommen insgesamt acht 8000er zum Einsatz – gut ausgelastete Schlepper erzielen hier jährliche Leistungen von 3.500 Einsatzstunden. TRIO-GRUPPE, LIPEZK (RU) HERAUSFORDERUNG LOGISTIK SCHREINER MASCHINENVERTRIEB PARTNER AUF AUGEN- HÖHE 52 PARTNER Eine Familie, drei Generationen, vier Standorte und ein hochmotiviertes Team von 89 Mitarbeitenden – das ist der Fachbetrieb Schreiner in Steffenberg. Kundenorientierung, Kompetenz und exklusive Marken stehen dabei im Mittelpunkt – und große Investitionen bilden die Basis für weiteres Wachstum. A uf den ersten Blick sieht der Bauplan an der Wand architektonisch unspektakulär aus: eine schlichte Werkstatthalle in den Grundmaßen 25 m mal 13 m sowie 8 m Höhe, mit Pultdach und vier Toren. Und doch ist sie für den Landmaschinen-Fachbetrieb Schreiner mit Hauptsitz im hessischen Steffenberg-Niedereisenhausen etwas Besonderes, wie Gerhold Schreiner erklärt, der das Unternehmen zusammen mit seinem Bruder Arno leitet: „Diese Halle wird hinter unserer heutigen Werkstatt stehen und weitgehend für Krone-Technik vorbehalten sein, sei es für die Auslieferungsvorbereitung von Neumaschinen oder für Reparaturen. Und sie ist so konzipiert, dass Lkw vorn hinein und hinten wieder herausfahren können, was die Logistik hier auf dem Betriebsgelände enorm erleichtert.“ In diesem Moment kommt Seniorchef und Firmengründer Helmut Schreiner ins Büro, der mit seinen 82 Jahren nach wie vor topfit und im Tagesgeschäft aktiv ist „und hilft, wo es nötig ist“, wie er es formuliert. Jetzt hat er eine gute Neuigkeit: Der Architekt habe angerufen, die letzten Absprachen für die Ausschachtungsarbeiten seien getroffen, sodass es jetzt im Prinzip losgehen könne. Also Grund genug, sich vor Ort anzuschauen, wo besagte Halle entstehen soll. Auf dem Weg dorthin erklärt sich auch die angesprochene „Erleichterung“. Denn der Betrieb ist in mehr als fünf Jahrzehnten kontinuierlich gewachsen, was sich auch in den verschiedenen baulichen Erweiterungen widerspiegelt – und in der Erkenntnis, dass Platz auf dem nicht mehr erweiterbaren Grundstück ein kostbares Gut ist. „Umso mehr freuen wir uns, dass wir hier doch die Baugenehmigung für diesen Neubau bekommen haben“, erzählt Gerhold Schreiner weiter. VIEL INVESTIERT Aus diesem Grund hatte die Unternehmerfamilie im gleichen Ort 2012 einen 3.000 m² großen Gebäudekomplex erworben, der als „Werk 2“ der Flurfördertechnik vorbehalten ist. 2015 folgte, ebenfalls in Niedereisenhausen, mit dem Kauf einer 4.700 m² großen Halle das „Werk 3“; dort ist die Werkstatt für Großmaschinen angesiedelt. Denn neben der Landtechnik mit Deutz-Fahr und Krone als Hauptmarken bildet u. a. Merlo ein wichtiges Standbein innerhalb der Umschlags- und Industrietechnik. „Gerade die großen Rotor-Teleskoplader mit bis zu 20 m Ausleger brauchen auch im Service viel Platz“, erklärt Niclas Schreiner, der ebenfalls zur Gesprächsrunde dazu gestoßen ist. Er und sein Bruder Jonas sind die dritte Generation Schreiner im Unternehmen, wobei Niclas seine Stärken im Vertrieb sieht, während sich Sehen den Fachbetrieb als wichtigste Schnittstelle zwischen Hersteller und Kunden: (v.r.n.l.) Gerhold, Jonas und Niclas Schreiner sowie Thomas Märte (Vertrieb). 53 16 PRAXIS LANDWIRT HEIKO BERBALK, WALDEMS GENUSS-ARCHE „Bei mir hat noch nie ein Lkw Schlachtlämmer aufgeladen“, sagt Heiko Berbalk. Er betreibt gemeinsam mit seiner Frau Katja die Schäferei Hof Berbalk. Sie vermarkten ihr hochwer tiges Lammfleisch auf verschiedenen Wochenmärkten und direkt ab Hof. 17 Pro Jahr isst jeder Bürger der Bundesrepublik rund 60 kg Fleisch. Der Anteil, der dabei vom Schaf stammt, ist relativ gering – er liegt gerade einmal bei 600 g. Die Ursache dafür liegt allerdings nicht nur in den Verzehrgewohnheiten, sondern auch im Angebot. Fleisch direkt vom Schäfer gibt es meist nur in Form ganzer oder halber Lämmer, und wer Teilstücke kaufen will, findet in den Theken der Supermärkte meist Tiefkühlware aus Neuseeland. Dass der Verzehr von Lammfleisch zwar lang sam, aber kontinuierlich ansteigt, liegt an Betrieben wie dem Hof Berbalk in Waldems-Wüstems im Taunus, knapp 40 km von den Innenstädten Frankfurts und Wiesbadens entfernt. Denn sie haben die Qualität ihrer Produkte auf allen Stufen selbst in der Hand: bei der Schafhaltung, bei der Schlachtung und der Verarbeitung – vor allem aber direkt im Kundenkontakt beim Verkauf. HOBBY ALS BERUF Heiko Berbalks Eltern waren Hobby-Tierhalter – von Geflügel und Schafen. Er selbst machte zunächst eine Ausbildung zum Gas- und Wasserinstallateur, später die Prüfung zum Meister in diesem Beruf. Ende der neunziger Jahre arbeitete er in Österreich, doch es zog ihn nach einem Jahr wieder nach Hause. Hier war inzwischen die Herde auf 400 Mutterschafe angewachsen. Heiko Berbalk packte die Sache nun von Grund auf an: Erst legte er die Gehilfenprüfung als Tierwirt in der Fachrichtung Schafhaltung ab, vier Jahre später die Meisterprüfung. Gleich nach der Übernahme des Betriebes setzte er eine größere Baumaßnahme um: einen Stall für 650 Mutterschafe. Seine Herde besteht hauptsächlich aus Rhönschafen. Das ist eine bewährte Landschafrasse. Die Tiere sind mittelrahmig. Charakteristisch ist ihr edler schwarzer Kopf, Körper und Beine sind weiß. „Mit der Zucht von Rhönschafen haben bereits meine Eltern begonnen“, berichtet der Schäfer. „Sie sind meiner Ansicht nach für meinen Betrieb die beste Rasse. Zwar handelt es sich nicht um ein ausgesprochenes Fleischschaf, sie sind aber robust und genügsam. Auf unseren Standort passen sie ideal.“ Obwohl Heiko Berbalk für sein Leben gern Schafe hütet, übernimmt die tägliche Betreuung weitgehend sein Schäfer Jaak. Mit bei der Herde sind noch etwa 30 bis 40 braune Bergschafe und die gleiche Anzahl an Buren- sowie Thüringer Wald Ziegen. Die beiden Letzteren dienen hauptsächlich der Landschaftspflege. Fast das ganze Jahr werden die Schafe gehütet, Anfang Januar geht es dann für etwa 100 Tage in den Tiefstreu-Stall. Gleich einige Tage später wird geschoren. ABLAMMUNG Obwohl das Rhönschaf eine asaisonale Brunst hat, findet der Schwerpunkt der Lammungen im späten Winter/Anfang Frühjahr statt. Dann bekommen die Tiere eine 24-Stunden-Betreuung. In dieser sind auch die beiden anderen Mitarbeiter, Karsten und Marcel, meist im Stall tätig. „Jedes Lamm, das wir mehr aufziehen, ist für uns wichtig“, sagt Heiko Berbalk. „Da sollte fast immer jemand dabei sein, um zu schauen, ob es bei den Lammungen Komplikationen gibt, und ob die neugeborenen Lämmer auch gut getrunken haben“, betont er. Mutterschafe und Lämmer kommen nach der Geburt grundsätzlich in Einzelboxen. Dies erleichtert die Bindung zueinander und die Kontrolle durch die Schäfer. Später kommen die Tiere dann in größere Gruppen. Die Futterfläche des Betriebes beträgt etwa 28 WISSEN MENSCHEN BEI KRONE TEAM-SPIELER 29 Maximilian Fritz arbeitet bei Krone in der Schwader-Montage und ist seit dem Frühjahr auch Teil der eSport-Gruppe. Sie spielt mittlerweile in der internationalen „Farming Simulator League“ im Spitzenfeld mit – eine Welt für sich. Beifall brandet auf – dann ein kollektives Aufstöhnen – wie gebannt starren die Zuschauer auf das Spiel vor ihnen, das auf eine Großleinwand übertragen wird, während zwei Kommentatoren das Turniergeschehen wortreich begleiten. Doch es handelt sich hier nicht etwa um die Leichtathletik-Weltmeisterschaften oder ein Fußball-Bundesligaspiel. Objekt der Faszination Tausender in der Halle und Zuhause an den Bildschirmen ist stattdessen das Live-Turnier der „Farming Simulator League“, kurz FSL, das während der Messe „Zürich Game Show 19“ stattfand. Und im harten Wettstreit um die schnellsten Ernte-Logistiker hat ein Team gerade einen herben Rückschlag hinnehmen müssen. Dieses FSL-Turnier ist das dritte von insgesamt neun, die während der ersten Liga-Saison zwischen Juli 2019 und Juli 2020 stattfinden. HARTES TRAINING Doch was steckt eigentlich dahinter? „Basis und Ausgangspunkt ist das seit Längerem schon beliebte PC-Spiel Landwirtschaftssimulator. Mit der FSL wurde es 2019 jedoch um eine hochkarätige eSport-Komponente erweitert“, erzählt Maximilian Fritz. Er arbeitet bei Krone am Standort Spelle in der Schwader-Fertigung und ist seit diesem Frühjahr Mitstreiter im Krone eSport-Team, zusammen mit Frederic Leifeling, Sascha Straub, Martin Potzmader, Lukas Steurer und Andreas Beisswenger. „In den jeweiligen FSL-Turnieren spielen Dreier-Teams gegeneinander, ganz klassisch nach dem K.-o.-System mit Achtel-, Viertel- und Halbfinale bis zum Endspiel. Das können sogenannte Wildcard-Teams sein, mit dabei sind aber auch die sogenannten Seeded Teams, die ein generelles Startrecht bei den großen Turnieren haben“, erzählt er weiter. Von diesen Seeded Teams spielt mittlerweile knapp ein Dutzend bei der FSL mit, die allesamt von Herstellern aus dem landwirtschaftlichen Umfeld unterstützt werden – wie zum Beispiel Krone. „Unsere eSport-Gruppe wurde in diesem Frühjahr gegründet, nach dem internen Aufruf habe ich mich spontan mal gemeldet“, berichtet Maximilian Fritz weiter. Insgesamt spielen sechs Personen im Team. Dank der Sechsergruppe können in den Trainings jeweils zwei Dreiergruppen gegeneinander antreten. Wobei man sich unter Trainings keine schweißtreibenden Übungseinheiten auf der Tartanbahn vorstellen muss, sondern am PC. „Doch das fordert auch enorm. Wir trainieren mindestens zweimal pro Woche einige Stunden und vor Turnieren auch am Wochenende. eSport ist eben doch eine echte Sportart, für die man wirklich ackern muss, um gut zu sein“, betont er. NEU-EMSLÄNDER In der Krone eSport-Gruppe ist er der einzige Kollege aus der Fertigung im Werk – und ist erkennbar stolz, dabei sein zu können. Das hat nicht nur mit seinem generellen Hobby der Computerspiele zu tun, sondern auch ein wenig mit seinem beruflichen „Ankommen“ in Spelle. Ursprünglich stammt er aus dem kleinen Ort Ketzin bei Potsdam. Dort lernte er den Beruf des Nutzfahrzeug-Mechatronikers, konnte von seinem Lehrbetrieb am Ende der Ausbildung aber nicht übernommen werden. Kurzentschlossen nutzte er 2011 das Angebot einer Zeitarbeitsfirma, bei Krone im Speller Werk anzufangen. Zunächst als klassischer Leiharbeiter, dann mit Zeitvertrag direkt beim Hersteller und seit 2016 mit unbefristeter Anstellung. Gleich in der An- Eingespieltes Team: Seit Kurzem ist Maximilian Fritz (2.v.r.) Teamleiter der Gruppe Getriebebau innerhalb der Montagelinie Schwader. 48 INTERVIEW LOGISTIK FÜR DIE „LETZTE MEILE“ 49 Wie häufig kommt ein Paketbote bei Ihnen vorbei? Einmal die Woche, oder häufiger? Wir kaufen zunehmend online ein und lassen selbstverständlich liefern. Aber in den Ballungszentren sind die Lieferfahrzeuge oft ein Hindernis im täglichen Verkehrskollaps. Eine vielversprechende Lösung kommt aus der Krone-Gruppe. Der Onlinehandel boomt und mit ihm die Paket-, Kurier- und Expressdienste – eine Entwicklung, die in der Krone-Gruppe sehr genau beobachtet wird. Aus gutem Grund: In der Nutzfahrzeugsparte des Unternehmens werden unter anderem jährlich rund 12.000 Wechselbrücken gefertigt. Sie sind der wichtigste Ladungsträger für die Logistikbranche in diesem Segment. Seit zwei Jahren ist das Familienunternehmen auch auf der sogenannten „letzten Meile“ aktiv. Zum einen werden Paketaufbauten für leichte Nutzfahrzeuge gefertigt, zudem stieg man in die Umsetzung neuer Logistikkonzepte ein. Dafür wurde 2017 eigens ein Joint-Venture namens Rytle gegründet, welches mittlerweile auch eigene Cargobikes produziert. Die Idee dazu hatten Ingo Lübs und Dr. Arne Kruse, ein Bremer Unternehmer und Radexperte, nach einer eher zufälligen Begegnung. Beide sind heute Geschäftsführer der Rytle GmbH und dabei, ein weltweites Netzwerk aufzubauen, welches ungeahnte Möglichkeiten aufzeigt. Wir haben mit Ingo Lübs über das Projekt gesprochen. XtraBlatt: Die Krone-Gruppe ist mit Landmaschinen weltweit erfolgreich, sie ist einer der wichtigsten europäischen Nutzfahrzeughersteller – und jetzt auch noch Hersteller von Lastenfahrrädern. Wie kam es dazu? Ingo Lübs: Die Aussage, dass wir bei Krone nun Lastenräder fertigen, trifft es nicht wirklich. Wir haben vielmehr einen ganzheitlichen Blick auf die Prozesse in der Paketlogistik, und daraus ist unser Rytle-System entstanden. Ein System, das punktgenau für die „letzten Meter“ der City-Logistik konzipiert wurde. Denn genau dort wird oft über die Profitabilität der Paketzustellung entschieden. Wir helfen unseren Kunden mit Hard- und Software, ihre Prozesse effizienter zu gestalten, damit sie auf den letzten Metern das Rennen in der Paketlogistik gewinnen können, sprich profitabel arbeiten. 58 AGRITECHNICA 2019 VOLLES HAUS Wie wird die Stimmung der Landwirte sein? Diese Frage beschäftigte im Vorfeld der Agritechnica wohl alle Aussteller. Doch mit 450.000 Besuchern lag das Ergebnis auf dem gleichen Super-Niveau wie 2017. Bei Krone war der „gefühlte Ansturm“ sogar noch größer – herzlichen Dank an alle Besucher! TELEGRAMM 59 36 PRAXIS LANDWIRT MARIO ORTLIEB, SARNOW QUALITÄT DIREKT ERLEBEN Wachsen oder spezialisieren? Mario Ortlieb hat sich für Letzteres entschieden. Er setzt auf Direktvermarktung seiner Produkte, und er hat Jahr für Jahr mehr Gäste auf seinem Hof, die Landwirtschaft erleben wollen. 37 Das Land ist leicht hügelig, die Felder und Wiesen ziehen sich weit hin. Das Getreide ist abgeerntet, bis zur Maisernte wird es nicht mehr lange dauern. Es ist ein heißer Tag, als wir Mario Ortlieb auf seinem Hof in Sarnow bei Pritzwalk besuchen. Schon am frühen Vormittag ist das Thermometer auf 30 Grad geklettert. Keine Wolke ist am Himmel, und das Vieh auf den Weiden sucht im Schatten der Bäume Schutz vor der Sonne. Mario Ortlieb wischt sich lächelnd den Schweiß von der Stirn, als er aus der Scheune kommt. Er ist gerade dabei, einen Ladewagen für die bevorstehende Maisernte vorzubereiten. Üppig wird die Ernte nicht ausfallen. Wie bei allen anderen Kulturen auch, hat die anhaltende Trockenheit den Erträgen zugesetzt. Doch der Landwirt aus der Prignitz ist kein Mensch, der sich damit aufhält, über das Wetter zu schwadronieren, auch wenn es von existenzieller Bedeutung für ihn ist. Viel lieber denkt Mario Ortlieb darüber nach, wie er seinen Betrieb weiterentwickeln kann. Das, was er bereits auf den Weg gebracht hat, ist beeindruckend, was er noch alles an Ideen im Kopf hat, klingt visionär. Mario Ortlieb will nicht weniger, als Landwirtschaft erlebbar zu machen! Er will zeigen, wie Lebensmittel erzeugt werden, will dazu beitragen, dass sie wieder die Wertschätzung erfahren, die ihnen zusteht. VOLLE TRANSPARENZ Das Wort Nachhaltigkeit fällt im Laufe unseres Gespräches nicht ein einziges Mal. Dabei hat Mario Ortlieb schon früh einen sehr nachhaltigen Weg eingeschlagen. Vor knapp zehn Jahren ist er in die Direktvermarktung der von ihm erzeugten Lebensmittel eingestiegen. Kein einfacher Weg in einer strukturschwachen Region wie der Prignitz, in der die Discounter den Lebensmitteleinzelhandel dominieren. „Um hier mit regionalen Produkten erfolgreich zu sein, muss man durch Qualität überzeugen“, sagt Mario Ortlieb. Und Qualität hat für den Landwirt eine Dimension, die weit über Frische und den Geschmack eines Stück Fleisches oder einer Kartoffel hinausgeht. Qualität beinhaltet für ihn auch ein Maximum an Transparenz: „Unsere Kunden wollen wissen, wie Lebensmittel produziert werden. Sie wollen sehen, wie unsere Tiere gehalten werden und wie wir unsere Felder bearbeiten.“ Diesen Wunsch hat Mario Ortlieb aufgegriffen und über die Jahre weiterentwickelt. So hat sich aus der Direktvermarktung ein direktes Erleben entwickelt, das mittlerweile weit über 1.000 Menschen pro Jahr genießen, die den Bauernhof in Sarnow besuchen. Die Gäste werden auf Wunsch mit einem vom Traktor gezogenen Ausflugswagen über die Ländereien gefahren, können zum Beispiel zuschauen, wenn das Getreide gedroschen wird. Sie dürfen einen Blick in die Schweineställe werfen oder Hühner und Enten füttern. Mehr noch: Sie können auch auf dem Dachboden einer sanierten Scheune feiern. Bis zu 120 Gäste haben dort Platz. Ein Angebot, das von Hochzeitspaaren in der Region gerne genutzt wird. Organisiert werden Feiern und Veranstaltungen von Mario Ortliebs Ehefrau Nicole. Die gelernte Hotelfachfrau kennt sich mit der Organisation größerer Feiern bestens aus. Und sie hat ein sehr gutes Gespür für Details sowie die Dekorationen für die einzelnen Veranstaltungen. Das alles stellt sie gewissermaßen nebenbei auf die Beine, da sie nach wie vor ihrem Beruf nachgeht. Ihre Idee war es auch, in unregelmäßigen Abständen Verkostungen „der etwas anderen Art“ zu veranstalten: „Wir braten unser eigenes Fleisch und dazu Billigfleisch aus einem Discounter. Beides servieren wir unseren Gästen, die nicht um die Herkunft der jeweiligen Fleischprobe wissen. Raten Sie mal, was den Leuten besser schmeckt“, sagt Mario Ortlieb und lacht. BEWUSSTER SCHRITT Seinen Kunden einen so weitreichenden Einblick zu gewähren, setzt ein sehr hohes Maß an Aufgeschlossenheit voraus. Eine Eigenschaft, die sich im für einen Landwirt untypischen Lebenslauf von Mario Ortlieb widerspiegelt. Immer wieder kam er mit Menschen unterschiedlicher Couleur in Verbindung. Vor 43 Jahren in Pritzwalk geboren, hat er seine Kindheit und Jugend auf dem elterlichen Hof in Sarnow verbracht. Nach der Schule absolvierte er eine kaufmännische Ausbildung, anschließend ging er zur Bundeswehr. Es folgten einige Jahre in Berlin, wo er dank seiner kräftigen und sportlichen Statur unter anderem als gefragter Personenschützer arbeitete. Doch schon während seiner Berliner Jahre hat es ihn immer wieder auf den Hof in seinem Heimatdorf gezogen. Der wurde einige Jahre nach der Wende zunächst im Nebenerwerb wiederbelebt. Später entschloss sich Mario Ortlieb, mit seinem Vater eine GbR zu gründen und den Betrieb im Vollerwerb zu bewirtschaften. „Es war keine Entscheidung, die aus der Not heraus getroffen wurde, sondern ein Fleisch und Wurstprodukte stammen nicht nur von den eigenen Tieren, sondern auch aus eigener Verarbeitung. INHALT

IMPRESSUM 3 Editorial 6 12 Grünland-Management: Dänemark Erfolgreich trotz Düngerlimit Grünland-Management: Niederlande Nur Qualität zählt 16 Landwirt Heiko Berbalk, Waldems: Genuss-Arche 20 Praxis-Tipp: Saisoncheck Ladewagen 23 Neuheiten 24 Familie Walch, Kirchberg (A): Gute Milch – guter Käse 28 Menschen bei Krone: Team-Spieler 31 Neuheiten 32 Zukunft Landwirtschaft: „Das gelingt nicht an der Ladenkasse.“ 36 Landwirt Mario Ortlieb, Sarnow: Qualität direkt erleben 40 News-Ticker 42 Zahlen & Fakten 44 Trio-Gruppe, Lipezk (RU): Herausforderung Logistik 48 Logistik: Für die „letzte Meile“ 52 Schreiner Maschinenvertrieb: Partner auf Augenhöhe 55 Lohnunternehmer Michel Maurel, Sainte-Colombe (FR): Komfort-Pressen 58 Agritechnica 2019: Volles Haus Herausgeber: Maschinenfabrik Bernard Krone GmbH & Co. KG Heinrich-Krone-Straße 10 48480 Spelle Tel.: +49(0)5977/935-0 info.ldm@krone.de www.krone.de Verantwortlich i.S.d.P.: Heinrich Wingels Redaktion: Beckmann Verlag GmbH & Co. KG Rudolf-Petzold-Ring 9 31275 Lehrte www.beckmann-verlag.de Layout: Beckmann Verlag GmbH & Co. KG Rudolf-Petzold-Ring 9 31275 Lehrte www.beckmann-verlag.de Druck: Bonifatius Druckerei Karl-Schurz-Straße 26 33100 Paderborn Fotomaterial: Falls nicht anders angegeben: Maschinenfabrik Bernard Krone GmbH & Co. KG bzw. Redaktion S. 7: Laursen (1) S. 24–27: Walch (3) S. 30: FSL (2) S. 32–35: DLG S. 36–39: Ortlieb (2) S. 52–53: Schreiner (1) S. 44–47: Redaktion profi Auflage: 38.000 Exemplare XtraBlatt erscheint halbjährlich für Kunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Nachdruck nur mit Genehmigung des Herausgebers. Dies gilt auch für die Aufnahme in elektronische Datenbanken und Vervielfältigung auf CD-ROM. Wir versenden das Krone-XtraBlatt zweimal im Jahr. Sollten Sie keine Post mehr von uns wünschen, geben Sie uns bitte Bescheid, am besten per E-Mail an info.ldm@krone.de. Wir nehmen Sie in diesem Fall selbstverständlich sofort aus unserem Verteiler. Alle Daten, die wir von Ihnen erhalten, werden vertraulich behandelt und ausschließlich dafür verwendet, Ihre Anfragen und Rückmeldungen bearbeiten zu können. Wir geben keine Daten an Dritte weiter. 5