Aufrufe
vor 4 Jahren

XtraBlatt Ausgabe 02-2019

  • Text
  • Walch
  • Landwirte
  • Schreiner
  • Lohnunternehmer
  • Ortlieb
  • Landwirt
  • Mario
  • Krone
  • Landwirtschaft
  • Betrieb

TITELTHEMA 1 2 1

TITELTHEMA 1 2 1 Graslandpflege und -nachsaat sind den niederländischen Landwirten wichtig. 2 Ein Teil der Landwirte lässt die Kühe im Sommer weiden. 3 Zur Verbesserung von Grünland und Grasaufwuchs ebnet LU van Hal bei Kunden pro Jahr auch bis zu 100 ha Flächen und sät neu ein. jeweils 80 % als mineralisierbar angerechnet, was etwa 135 kg N/ha entspricht. Die restliche Menge darf mit Mineraldünger bis zu besagten 170 kg quasi aufgefüllt werden. Darüber hinaus besteht in den Niederlanden die Möglichkeit zur sogenannten „derogatie“, also einer Ausnahmegenehmigung. Sie werde von der Regierung bei der EU jährlich beantragt, wobei es durchaus Anpassungen der Vorgaben geben könne, so der Lohnunternehmer. „2018 und 2019 blieben die Regelungen jedoch weitgehend unverändert. Was 2020 kommt, wissen wir noch nicht, aber alle hoffen natürlich auf weitere Konstanz“, erklärt er zum Zeitpunkt des Gesprächs Mitte September. Besagte Ausnahmeregelung sieht vor, dass je nach Bodenart auf einzelnen Flächen auch 230 bis 250 kg N/ha ausgebracht werden dürfen, so Erik Morssink: „Damit können die Landwirte bei einzelnen stark zehrenden Fruchtarten, wie zum Beispiel Mais oder Kartoffeln, besser den Nährstoffbedarf der Pflanzen treffen. Und es reduziert den Druck, noch mehr organischen Dünger vom eigenen Betrieb abtransportieren zu müssen.“ Was nichts daran ändert, dass etwa 75 % seiner landwirtschaftlichen Kunden mit Tierhaltung zumindest einen Teil ihrer Gülle bzw. des Mistes „exportieren“ müssen – allerdings primär durch Abgabe an Ackerbaubetriebe in den Niederlanden und nur noch in Einzelfällen ins Nachbarland, wie er weiter erläutert. „Seit der Verschärfung der deutschen Düngeverordnung werden nach meiner Einschätzung nur relativ geringe Mengen über die Grenze gebracht, vor allem Schweinegülle, und das meist auch nur, wenn ein niederländischer Landwirt auf der deutschen Seite Flächen bewirtschaftet.“ Nicht unerheblich ist der Kontroll- und Dokumentationsaufwand. So sind von Güllepartien, die nicht auf dem eigenen Betrieb bleiben, Proben zu entnehmen, deren Nährstoffgehalt in einem Zentrallabor untersucht wird. Darüber hinaus muss jeder, der Wirtschaftsdünger ausbringt, exakt erfassen, welche Mengen auf welcher Fläche ausgebracht werden. Im Lohnunternehmen van Hal geschieht dies dadurch, dass die Fahrer bei jedem Auftrag ein zusätzliches Formular mit den entsprechenden Angaben ausfüllen. Dieses Papier wird aufbewahrt und dient bei behördlichen Kontrollen dem Nachweis. „Bisher ist es allerdings nicht erforderlich, die Daten an eine zentrale Meldestelle zu geben“, so Erik Morssink. Auch eine digitale Erfassung an seinen Ausbringfahrzeugen oder die Nährstoffmessung mittels NIRS-Technik praktiziert er noch nicht. Die Düngeverordnung der Niederlande fokussiert sich jedoch nicht nur auf Stickstoff, sondern mindestens so intensiv auf den Phosphorgehalt. Eine Klassifizierung der Böden nach den Versorgungsstufen A–E, wie in Deutschland, gibt es nach Aussage des Lohnunternehmers in den Niederlanden zwar nicht, doch unbestreitbar ist ein großer Flächenanteil bisher nach Einschätzung des Gesetzgebers überversorgt. Vorgabe ist deshalb, pro Jahr und Hektar nicht mehr als 50 kg P auszubringen. Bei einem angenommenen Gehalt von 1,5 kg/m³ nutzbarem Phosphor entspricht dies etwa 34 m³ Rindergülle. „Das reicht nicht für den tatsächlichen Bedarf, wenn bei etwa 18 t/ha Futtertrockenmasse etwa 74 kg P entzogen werden“, meint er. Um jedoch die Phosphor- 14

3 limits einzuhalten, habe die Separierung von Gülle in der Region erheblich zugenommen. GRASERTRÄGE STIMMEN – NOCH Aus Sicht der Milch- und Rindviehhalter ist allerdings nicht nur die Verwertung des Düngers relevant, sondern mindestens so sehr die Sicherung der Futtergrundlage. Auch hier ist das Lohnunternehmen für seine Kunden aktiv, indem das Team van Hal Grünfutter von rund 3.000 ha Grünland – bei vier bis sechs Schnitten jährlich – und von 600 ha Silomais erntet. Die Erträge beziffert Erik Morssink auf etwa 12 t Trockenmasse pro Hektar Gras und 16 t Trockenmasse pro Hektar Mais. „Insgesamt sind die Erträge trotz der Nährstoffobergrenzen in den letzten Jahren kaum gesunken. Und auch die Futterqualitäten sind ok. Was allerdings passiert, wenn Phosphor irgendwann zu einem begrenzenden Faktor wird, lässt sich nicht absehen. Ich hoffe, dass dann die Obergrenzen angepasst werden“, meint er. Derzeit düngt das Team van Hal bei den Landwirten auf Grünland als erste Gabe 25 bis 30 m³ Gülle. Nach dem ersten Schnitt folgen weitere 15 bis 20 m³ – fast alles wird übrigens geschlitzt bzw. mit Injektor platziert. In Summe macht das zwischen 80.000 und 100.000 m³ pro Jahr. Weitere 40.000 m³, die das Lohnunternehmen jedes Jahr ausbringt, sind für Ackerflächen bestimmt. Hier wird unmittelbar mit an den Fässern angebauten Scheibeneggen oder Grubbern eingearbeitet. Um von den verfügbaren Flächen das Optimum an Leistung zu erzielen, legen seine Kunden viel Wert auf Qualität. Dabei spielen natürlich in erster Instanz die klassischen Aspekte, wie sauberer Schnitt, geringe Futterverschmutzung, optimaler Silierzeitpunkt, rasche und saubere Bergung sowie eine gute Verdichtung im Silo eine unverändert große Rolle. „Diesbezüglich möchte ich meinem Team ein großes Lob aussprechen, denn durch die gute Arbeit der Mitarbeiter haben wir uns einen guten Ruf erarbeitet, den die Kunden auch honorieren. So werden wir sogar von deutschen Landwirten beauftragt, obwohl wir im Stundenlohn deutlich über den LU-Kollegen liegen“, erzählt der Lohnunternehmer zufrieden. Im Vergleich zur deutschen Seite der Grenze überlassen die niederländischen Landwirte ihrem Dienstleister meistens auch einen größeren Anteil der Arbeit, bis hin zur kompletten Arbeitskette. Den Unterschied zwischen „hüben und drüben“ sieht er jedoch auch in der Bereitschaft, in die Pflege des Grünlandes zu investieren. Etwa 75 % der Flächen seiner Kunden sind Dauergrünland. Hier wird in vielen Fällen regelmäßig gestriegelt und nachgesät – wobei dies aus Sicht des Lohnunternehmers durchaus noch intensiver geschehen könnte. Das restliche Viertel besteht aus mehrjährigem Ackergras, das regelmäßig umgebrochen wird und im Fruchtwechsel mit Mais steht. „Sehr wichtig ist dabei die verwendete Saatgutmischung. Und da habe ich den Eindruck, dass hier bei uns oftmals bessere und jüngere Sorten verwendet werden als in Deutschland“, hat Erik Morssink festgestellt und meint damit auch tetraploide Typen. Nicht zu vergessen in dem Zusammenhang ist die professionelle Bodennivellierung, die der Lohnunternehmer ebenfalls anbietet. Pro Jahr sorgt sein Team auf 50 bis 100 ha Fläche für ebenen Boden, auf dem in der Folge deutlich effektiver und verschmutzungsfreier Gras geerntet werden kann. „Insgesamt hatte die Leistungsfähigkeit des Grünlandes bei den meisten Landwirten schon lange einen hohen Stellenwert. Mit den schärferen Düngeregeln hat dieses Bewusstsein aber noch zugenommen, um aus dem Möglichen das Beste zu machen“, stellt er abschließend fest. « 15