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XtraBlatt Ausgabe 02-2017

MENSCHEN TITELTHEMA

MENSCHEN TITELTHEMA RUBRIK Familie Schlütter, Xanten NIBELUNGEN-KÜHE Fröhliches Quartett: Carmen Müser, Rolf Schlütter und ihre beiden Kinder Mats (stehend) und Mika. Wer in Xanten am Niederrhein die Bundesstraße B 57 verlässt, stößt zwischen Straße und Stadtkern mit dem Archäologiepark, dem Römermuseum, dem Hafentempel und dem Amphitheater auf vielfältige und spannende Hinweise auf die lange Stadtgeschichte. Ein kurzer Fußmarsch führt in Richtung Innenstadt, genauer gesagt zum Dom, in dessen Nachbarschaft das Siegfried-Museum ein weiteres Kapitel der Stadtgeschichte aufschlägt. Schließlich stammte der weltberühmte Drachentöter gemäß Nibelungen-Sage auch aus Xanten. Nördlich der B 57 findet der Besucher im Ortsteil Wardt einen weiteren, allerdings sehr neuzeitlichen Touristenmagnet. Die Rheinauen bei Xanten sind absolutes Naturschutzgebiet. Hier bewirtschaften Rolf Schlütter und seine Frau Carmen Müser ihr „Gut Grind“ mit rund 270 Limousin-Mutterkühen plus Nachzucht. Futtergrundlage im Winter bilden 1.700 Rundballen Silage, Heu und Stroh. Denn diese Halbinsel ragt in ein Binnengewässer hinein und teilt es in die sogenannte Xantener Nord- bzw. Südsee. Freizeitzentrum, Adventurepark, Surf- und Paddelschulen und diverse Campingplätze ziehen im Sommerhalbjahr viele Besucher an. Wer jedoch nach der Fahrt durch den idyllischen Dorfkern den Deich erklimmt, der Wardt vor Rhein-Hochwasser schützt, fühlt sich in eine Oase der Ruhe versetzt. Der Blick schweift über die Wiesenniederung bis zum „sagenumwobenen Rhein“. Hinweise auf den Schatz der Nibelungen finden sich hier zwar nicht, aber der Blick bleibt im Sommerhalbjahr schon hängen – an „Farbtupfern“ in Form hunderter Kühe und ihrer Kälber. Ein erster Hinweis auf das Ziel der Reise: „Gut Grind“, das rund 250 m hinter dem Deich zu finden ist. 165 HA GRÜNLAND Diesen landwirtschaftlichen Betrieb hat Familie Schlütter vor gut 14 Jahren gekauft. Die eigentliche Hofstelle mit rund 2 ha Grundfläche liegt nur gut 250 m hinter dem Deich – und im Verhältnis zum Umland auf einem kleinen Plateau. Direkt dahinter fällt der Weg zu den Weiden um etwa 4 m ab. „Vor Jahrzehnten war dies hier Kiesabbaugebiet, sodass unser Grünland kaum über dem Flussniveau liegt. Somit haben wir hier fast jedes Jahr mindestens einmal Hochwasser“, erzählt der Landwirt. Darauf weise auch der Name des Hofes hin, denn Grind bedeute in niederrheinischer Mundart Sand und Kies. Bei seinen Kühen handelt es sich um Tiere der Rasse Limousin. Und zwar um Mutterkühe, wie er hinzufügt. Bis 1999 hielten die Vorbesitzer des Hofes Milchkühe, danach schwenkten sie um auf extensive Rinderhaltung. „Die 130 Mutterkühe haben wir dann 2003 mit dem Hof übernommen, ebenso wie rund 15 ha Grünland im Eigentum. Der mit 150 ha größte Teil des Grünlandes ist vom Regionalverband Ruhr gepachtet. Die gesamte Wirtschaftsfläche hier in der Rheinaue fällt unter das Naturschutzgebiet Reeser Schanz. Und außerdem sind die Flächen Teil des EU-Vogelschutzgebietes Unterer Niederrhein. Denn im Winter haben wir hier tausende Gänse zu Gast, die der Grasnarbe kräftig zusetzen“, berichtet Rolf Schlütter. 10 11