Aufrufe
vor 1 Jahr

XtraBlatt Ausgabe 01-2022

  • Text
  • Xtrablatt
  • Region
  • Lohnunternehmen
  • Lohnunternehmer
  • Schwaller
  • Landwirtschaft
  • Betrieb
  • Biogas
  • Deutschland
  • Technik
  • Krone

INTERVIEW

INTERVIEW LOHNUNTERNEHMERIN SASKIA THUN, OLDENHÜTTEN VERANTWORTUNG AUS PASSION Das Lohnunternehmen Thun ist in Oldenhütten, etwa 23 km südlich von Rendsburg, angesiedelt. Ab Juli 2022 übernimmt Saskia Thun zusammen mit ihrem Bruder Philip die Leitung des elterlichen Lohnunternehmens in Oldenhütten zwischen Rendsburg und Neumünster. Wir haben mit ihr über ihre Arbeit als Unternehmerin, die Verbandsarbeit und aktuelle Themen der Branche gesprochen. XtraBlatt: Sie sind ein Gründungsmitglied des Jungen BLU, den es seit 2013 gibt und der eine Interessenvertretung für Lohnunternehmer, FAS-Auszubildende und Mitarbeitende im Alter von 16 bis 35 Jahren darstellt. Zur jüngsten Wahl vor wenigen Wochen haben Sie nicht erneut kandidiert – warum? Saskia Thun: Ich habe mich immer dafür ausgesprochen, dass Ämter im Präsidium nicht zu lange besetzt werden sollten, um frischen Wind hereinzubringen. Jetzt bin ich selbst seit neun Jahren Präsidentin. Es wird Zeit, jemand anderem eine Chance zu geben. Ich bleibe aber als reguläres Mitglied dabei, bis ich 35 bin. Meine Nachfolge steht noch nicht fest, aber es wird voraussichtlich wieder eine Frau sein. XtraBlatt: Seit diesem Jahr sind Sie auch im Präsidium des Landesverbandes der Lohnunternehmer in Schleswig-Holstein vertreten. Inwiefern hat der Junge BLU Sie darauf vorbereitet? Thun: Der Junge BLU hat mir geholfen, Verantwortung zu übernehmen und vorausschauend zu planen. Auch das „öffentliche Reden“ konnte ich hier üben. Ich musste mich mit verschiedenen Menschen auseinandersetzen. Das ist anders als im eigenen Unternehmen. In der Verbandsarbeit müssen mehr und andere Kompromisse gemacht werden. XtraBlatt: Konnte die Verbandsarbeit Ihnen auch im eigenen Unternehmen weiterhelfen? Thun: Ja! Neben den ganzen Seminaren zu verschiedenen Themen, die wir veranstaltet haben, sind die über die Verbandsarbeit geknüpften Kontakte auch im Alltagsgeschäft sehr nützlich. Insbesondere, wenn es um Kooperationen oder neue Geschäftsfelder geht und man mal eben zum Hörer greifen kann, um bei dem entsprechenden Unternehmen nachzufragen, ist es von Vorteil, wenn man sich bereits persönlich kennengelernt hat. Dies ist für mich vor allem wichtig, da ich hauptsächlich die Verwaltung, Organisation sowie Buchhaltung im Unternehmen übernehme, während mein Bruder seinen Schwerpunkt in der Werkstatt und im täglichen Geschäft hat. EINE FRAU SOLLTE KEINE SONDER- STELLUNG HABEN. SASKIA THUN, LOHNUNTERNEHMERIN XtraBlatt: Was ist Ihre größte Motivation bei der Verbandsarbeit? Thun: Wie schon eben erwähnt: Kontakte knüpfen! Ich lerne einfach gerne neue Menschen kennen. Und natürlich haben wir in der Gruppe auch viel Spaß miteinander. Allerdings artikuliere ich klar meine Meinung. Deshalb hoffe ich, dass ich anderen damit helfen kann, ein Vorbild, eine Ansprechpartnerin oder auch ein Motivator zu sein. Gerade in dem Kontext, dass es möglich ist, als junge Frau ein Lohnunternehmen zu leiten. XtraBlatt: Nun ist es als Frau im Lohnunternehmen im Alltag sicherlich nicht immer leicht, insbesondere wenn man eine Führungsposition besetzt. Wie gehen Sie mit möglichen Konfliktsituationen um und was würden Sie anderen Frauen raten? Thun: Ich habe gelernt, mich nicht mehr daran aufzureiben. 99 % unserer rund 40 Mitarbeitenden akzeptieren mich und meine Wünsche oder Anweisungen. Natürlich gibt es gerade bei neuen Angestellten immer mal wieder welche, die mich testen wollen, besonders im Hinblick auf Technik. Aber in solchen Situationen bewährt sich die Einheit aus mir und meinem Bruder, das funktioniert wunderbar! Ich denke, es hat auch jede Frau selbst in der Hand: Ich kann bei uns alle Maschinen bedienen, komme täglich mit Arbeitskleidung in den Betrieb und habe keine Angst, mir „die Hände schmutzig zu machen“. Ich glaube, häufig ist es das größte Problem für andere, dass ich sehr strukturiert und ordentlich bin und dies auch von anderen erwarte, weniger, dass ich eine Frau bin. Ich finde: Eine Frau sollte keine Sonderstellung haben. Aus diesem Grund habe ich auch keine Seminare speziell für Frauen besucht. Lohnunternehmer oder Lohnunternehmerin zu sein, ist ein Beruf wie jeder andere auch! XtraBlatt: Ein Beruf, der aktuell vor vielen Herausforderungen steht: z. B. steigende Dieselpreise, langes Warten auf Ersatzteile, steigende Energiekosten usw., bedingt durch die Corona-Pandemie sowie den Ukrainekrieg. Wie gehen Sie als Unternehmen damit um? 30 31