PRAXIS Landwirt Bernd Pommerehne sieht in Strohpellets eine wertvolle Ergänzung für Schweinehaltung und Biogasanlage. Im stationären Einsatz verarbeitete die Premos an diesem Tag acht bis neun Quaderballen pro Stunde. hier u. a. als Rohfaserbestandteil der Ration in Ergänzung zur bisherigen Weizenkleie, aber ebenso als „Spielmaterial“ für die Tiere. Nützlicher und für ihn wichtiger Nebeneffekt: Durch das Pressen haben die fertigen Pellets eine Temperatur von ca. 80˚ C, sind also weitgehend „steril“. Den Hauptnutzen erwartet Bernd Pommerehne jedoch in der Biogasanlage. Allein schon das Handling des Strohs sieht er damit deutlich einfacher als in der Auflösung und Einbringung von Strohballen. „Wir schneiden unser Stroh zwar schon beim Pressen, trotzdem bleibt die ganze Logistik eine Herausforderung. Das sollte mit Pellets einfacher funktionieren“, hofft er. Vorteil 2 liegt aus seiner Sicht in der Kombination von Stroh und Hühnertrockenkot, der bekanntlich einen hohen N-Anteil hat. Zusammen mit dem Stroh ergebe sich daraus eine gute C-N-Bilanz, die sich nach seiner Erwartung positiv auf Bodenfruchtbarkeit und Humusbildung auswirke. Entsprechend der aktuellen EEG-Vorgaben will er deshalb seinen Anteil „Ackerbau-Substrat“ reduzieren. Hier steht vor allem der Mais auf der Streichliste, während die Zuckerrüben weiterhin Bestandteil sein werden. Als Strohbedarf der Biogasanlage in der geplanten Futterration rechnet er derzeit mit etwa 5 t täglich. In diesem Zusammenhang ergibt sich ein weiterer Pluspunkt der Pellets: der geringere Lagerbedarf. „Voraussetzung ist natürlich, dass es uns gelingt, so viel wie möglich Stroh schon während der Ernte als Pellets zu verarbeiten“ betont er und ergänzt: „Dabei ist mir schon klar, dass wir einen deutlichen Teil des benötigten Strohs auch weiterhin als Quaderballen pressen und das Material dann im stationären Einsatz zu Pellets verarbeiten lassen müssen. Letztendlich kommt es auf eine möglichst gute Strohqualität an.“ Allerding seien in der Variante „Pellets aus Ballenstroh“ auch die Gesamtkosten pro Tonne nicht zu unterschätzen. „Schließlich haben wir erst die Kosten des Ballenpressens und –bergens und dann des eigentlichen Pressens der Ballen. Doch nach meiner bisherigen Kalkulation können sich Pellets für unseren Betrieb rechnen. Deshalb möchten wir es in diesem Jahr unbedingt einsetzen.“ Bei seiner Kalkulation kommt noch eine weitere Gedankenoption mit ins Spiel: der Verkauf von CO 2 -Zertifikaten. Nach seiner Einschätzung lasse sich damit in die Nutzung von Stroh noch bessere Wirtschaftlichkeit bringen. Allerdings gelte es zunächst die genauen Rahmenbedingungen dieser Zertifikate zu prüfen, etwa in der Definition eines nachhaltigen Humusaufbaus, dessen Nachweispflicht und der Frage, was passiert, wenn in der ferneren Zukunft auch mal eine negative Humusbilanz auftrete. „Aber auch unabhängig von der CO 2 -Thematik sehe ich in den Strohpellets eine interessante Lösung für unseren Betrieb, deshalb sind meine Brüder und ich schon gespannt auf 48
Lohnunternehmer Alexander Marquardt würde gern die Pelletproduktion ausweiten, sieht aber Handlungsbedarf beim Vermarktungskonzept. Vom Bunker in die Laderschaufel: Die Transformation in Pellets verringert den Raumbedarf bei der Strohlagerung erheblich. die Ergebnisse unserer diesjährigen Testphase“, meint der Landwirt abschließend. WERTSCHÖPFUNG SICHERN Die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten von Strohpellets sieht auch Alexander Marquardt, der sich deswegen bereits 2018 entschied, die Pelletpresse Premos 5000 einzusetzen. Anfangs war dies jedoch nur im mobilen Einsatz während der Strohernte möglich, da die Zuführtechnik für Ballen im stationären Einsatz noch nicht lieferbar war. „Dadurch konnten wir leider erst rund 700 t Stroh verarbeiten, was definitiv noch weit unterhalb der Wirtschaftlichkeitsschwelle lag“, berichtet der Lohnunternehmer. In dieser Saison ist das Gespann jedoch vollständig, sodass die Auslastung jetzt deutlich besser werden kann – wenn die Nachfrage dies ermöglicht. Und damit sieht es im Flächenland Mecklenburg-Vorpommern zumindest momentan eher durchwachsen aus. Ein Grund dafür sind die Strohkosten, bedingt durch den relativ großen „Export“ in Richtung Schleswig-Holstein und Dänemark. Zudem ist die Veredelungsdichte im Nordosten nicht so hoch wie zum Beispiel in Westdeutschland. „Diese Betriebe sind beim Thema Einstreu weitgehend auf Strohballenlogistik eingestellt.“ Die Option der Pellets als Heizmaterial sei durch die preisaggressiven Angebote aus dem Nachbarland Polen überschaubar. Vielversprechender erscheinen ihm da schon die sich vorsichtig abzeichnenden Möglichkeiten im Biogassektor, wie das Beispiel der Bioenergie Lüchow zeige, wobei dies bisher noch kein flächendeckendes Phänomen sei. Nicht zu vergessen ist nach seiner Einschätzung die Zielgruppe Pferdehalter, etwa im Speckgürtel der Ballungszentren. „Allerdings erschließen sich solche Kunden nicht mal eben nebenbei oder durch Bereitstellen einiger Big Bags mit Pellets, sozusagen als Probepackung zum Testen. Das habe ich anfangs eindeutig unterschätzt. Vielmehr braucht es gezielte Potenzialanalyse und vor allem systematische Kundenbetreuung – also eigentlich eine Person, die sich im Vertrieb weitgehend damit beschäftigt“, so seine Schlussfolgerung. Auch überregionale Kooperationen mit Vermarktern kann er sich durchaus vorstellen – vorausgesetzt, dass ein kennbarer Teil des Erlöses beim Dienstleister bleibt. Deshalb sind aus seiner Sicht Konzepte am sinnvollsten, bei denen der Lohnunternehmer nicht einfach „nur“ Pelletlieferant ist, sondern im Kontext andere Zusatzdienstleistungen vermarkten kann – wie auch immer die aussehen. „Solche Komplettlösungen entsprechen mehr meiner Unternehmensphilosophie, denn sie ermöglichen das notwendige Maß an Wertschöpfung, um die Investitionen in diese Technik zu rechtfertigen“, so sein Credo. « 49
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