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XtraBlatt Ausgabe 01-2021

INTERVIEW KONSTRUKTION &

INTERVIEW KONSTRUKTION & ENTWICKLUNG EIN DUO ÜBERNIMMT Mit Dr. Josef Horstmann, Geschäftsführer Konstruktion & Entwicklung bei Krone, verlässt ein prägender Protagonist die deutsche Landtechnik. Seine Aufgaben übernehmen Jan Horstmann und Sebastian Hassig. Im Interview geht der Blick zurück auf 38 Jahre – aber ebenso in die Zukunft. 20

Ende Juli wechselt Dr. Josef Horstmann nach 38 Jahren Tätigkeit in der Maschinenfabrik Krone, davon 19 Jahre als Geschäftsführer Konstruktion & Entwicklung, in den wohlverdienten Ruhestand. Seine Aufgaben in der Geschäftsführerfunktion übernimmt offiziell ab 1. August Jan Horstmann, Informatik-Spezialist und seit 17 Jahren in verschiedenen Bereichen bei Krone tätig. Ihm zur Seite steht dann Sebastian Hassig, in der Funktion Leiter Konstruktion und Entwicklung. Der studierte Maschinenbauer, der seit 2013 bei Krone verschiedene Aufgaben in der Konstruktion übernommen. hat, bringt durch frühere Tätigkeiten bei einem Lohnunternehmen auch viel Praxiserfahrung mit. XtraBlatt: Herr Dr. Horstmann, Sie übergeben Ihre Aufgaben in wenigen Wochen – warum an eine Doppelspitze? Dr. Josef Horstmann: Der Grund liegt im enorm gewachsenen Aufgabenvolumen. Die Arbeit des Konstruktionsleiters hat sich in den vergangenen 20 Jahren inhaltlich vervielfacht. Dann kamen und kommen die ganzen externen Aufgaben dazu, wie die Zusammenarbeit mit Verbänden wie dem VDMA, den Hochschulen, in Beiräten und Fachgremien, in denen wir mehr denn je aktiv sein wollen und müssen, um die Netzwerke zu pflegen und für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet zu sein. Nicht zu vergessen ist das Thema der ausufernden Vorschriften und Regeln – von denen ich die Maschinenrichtlinie nur als eine von vielen Beispielen nennen möchte. Und nicht zuletzt darf man auch die internen Aufgaben im Unternehmen nicht vergessen: Vor 38 Jahren waren wir in der Konstruktion und Entwicklung etwa 40 Mitarbeitende, jetzt sind es über 350. Kurzum: Die Vielzahl und der Tiefgang aller Themen sind in den 38 Jahren, die ich nun bei Krone bin, so stark gewachsen, dass man aufpassen muss, sie als Einzelner noch angemessen handhaben zu können. Mit meinem hervorragenden Team ist das immer bestens gelungen, aber vor dem Hintergrund der künftigen Herausforderungen habe ich schon vor Langem intern im Krone-Führungskreis für die Doppelspitze im Arbeitsbereich Konstruktion & Entwicklung plädiert. Ich hatte ja den Vorteil, nach und nach sozusagen in alles hineinwachsen zu können: Das funktioniert heute aber so nicht mehr. XtraBlatt: Was meinen Sie damit? Dr. Horstmann: Als ich bei Krone anfing, gab es hier nur den klassischen Maschinenbau. Ein Konstrukteur hat damals eine komplette Maschine von vorn bis hinten allein entwickelt. Das bisschen Elektrik, wie Kabel und Beleuchtung, wurde drangesteckt, und fertig war die neue Maschine. Als ich 1985 den ersten hydraulischen Antrieb am Ladewagen konstruiert habe, war das ein großer Schritt in dieser Disziplin. Heute lacht man darüber, aber es war doch ein kleiner Meilenstein. „WIR MÜSSEN DAS GESAMTPAKET BESSER ALS DIE AN- DEREN MACHEN UND DIE NÄHE ZU DEN KUNDEN HALTEN.“ DR. JOSEF HORSTMANN, KRONE-GESCHÄFTSFÜHRER K & E Der nächste größere Schritt war die erste Elektronik. Als die ersten zwei Elektroniker ins Team kamen, wurden wir häufig gefragt: Was wollt Ihr denn mit denen? „Landtechnik und Elektronik passen nicht zusammen – daraus wird nie etwas“, hieß es damals von Skeptikern in der Kundschaft, aber auch im Handel. Welch‘ ein Theater, als wir die hydraulische Steuerung unserer Ladewagen aus der Traktorkabine auf eine elektronische Bedienbox umstellten – das könne ja keiner reparieren.Man bedenke – das ist jetzt gerade einmal 30 Jahre her. Dann wurde die Elektronik immer wichtiger, und vor etwa zwölf Jahren kam auch noch die Informatik massiv dazu. Auch diese Kompetenz galt es im eigenen Team aufzubauen – von Anfang an war Jan Horstmann maßgeblich mit dabei. Heute ist dieses Kompetenzfeld ein extrem Wichtiges innerhalb des Entwicklerteams – und wird es in Zukunft noch stärker sein. Deshalb war auch die Entscheidung, Jan Horstmann als Informatiker an die Spitze des Bereichs zu berufen, ein klares und richtiges Statement. Doch auch der klassische Maschinenbau darf in Zukunft nicht zu kurz kommen, denn er wird immer die Grundlage jeder Produktentwicklung bleiben. Umso mehr freue ich mich, dass es gelungen ist, mit Sebastian Hassig einen weiteren hervorragenden Fachmann aus den eigenen Reihen in der Leitung zu haben. Beide kennen das Unternehmen und die Technik bestens, sodass wir seit einem Jahr einen nahtlosen Übergang gestalten können. XtraBlatt: Herr Horstmann, Herr Hassig: Was nehmen Sie beide aus Dr. Horstmanns Arbeit für sich persönlich mit? Jan Horstmann: Da gibt es zahlreiche Aspekte, die mich persönlich beeindruckt und auch geprägt haben. Hierzu gehört seine – im ausdrücklich positiven Sinne – Hartnäckigkeit und Akribie in den Projekten und deren Erledigung. Zielstrebige Suche nach der optimalen Konstruktionslösung und ein Weitblick für gute Ideen und neue Konzepte hat Dr. Horstmann stets vorgelebt, aber ebenso von allen Mitarbeitenden eingefordert. Und das immer mit dem Blick für Kunden und Markt. Das hat mir in der Zusammenarbeit mit ihm am meisten Spaß gemacht. Sebastian Hassig: Mich hat seine Ruhe und Besonnenheit besonders beeindruckt, die er selbst in stressigen Phasen nicht verliert. Und dass er eine unglaublich vielschichtige Anzahl an Themen stets im Fokus hatte. Nicht zu vergessen seine Bodenständigkeit, indem er, so oft es ging, immer draußen mit den Entwicklern auf dem Acker war, Gespräche 21