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XtraBlatt Ausgabe 01-2020

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INTERVIEW Anna Krone hat

INTERVIEW Anna Krone hat ihren Enkel Bernard auf dem Schoß, vermutlich Anfang 1941 fotografiert. Vater und Sohn in den Sechzigerjahren vor dem elterlichen Wohnhaus. 1963 baute Krone mit dem „Alleslader“ seinen ersten Ladewagen. Logisch, dass Juniorchef Bernard Krone (auf dem Traktor) selbst als Testfahrer agierte. 1998 wurde Bernard Krone von der Technischen Universität Braunschweig zum Dr.-Ing E.h. ernannt. Auch für unsere Abschlussarbeiten erhielten meine Studienkollegen und ich Unterstützung aus Harsewinkel, in Form von Konstruktionszeichnungen, mit denen wir arbeiten durften. Der Familie Claas habe ich, was meine damalige Ausbildung betrifft, viel zu verdanken. XtraBlatt: Mit gerade mal 22 Jahren kamen Sie als Ingenieur wieder nach Hause – wie ging es dann weiter? Dr. Krone: (schmunzelnd) Mein Vater meinte, ich solle zuerst im Einkauf anfangen, da könne ich am wenigsten Blödsinn machen. In meiner jugendlichen Selbstüberschätzung meinte ich allerdings, als Ingenieur sowieso alles besser zu wissen und zu können als er oder langjährige Mitarbeiter. Das konnte natürlich nicht lange gut gehen – und so bekam ich den Auftrag, ausgestattet mit einem Auto und 3.000 DM, nach Irland zu reisen und mir dort meine Sporen im Vertrieb zu verdienen. Ziel war es, den Verkauf unserer Maschinen, allen voran des Dungstreuers Optimat, zu intensivieren. Allerdings hatten wir bis dahin noch einen Importeur, sodass ich bis zum Auslaufen des Vertrages erst einmal mit anderen Produkten handelte, zum Beispiel mit Heckladern für Traktoren – und mit Kartoffelrodern von Kuhn. Aus jener Zeit stammt meine bis heute enge Beziehung zu diesem Unternehmen. Eine turbulente Zeit, aber enorm lehrreich. XtraBlatt: In welcher Hinsicht? Dr. Krone: Dass zum Beispiel der direkte Draht zu den Kunden durch nichts zu ersetzen ist. Das galt bei uns schon „DER DIREKTE DRAHT ZU DEN KUNDEN IST DURCH NICHTS ZU ERSETZEN.“ DR. BERNARD KRONE immer, aber die Zeit in Irland hat meinen Horizont gewaltig erweitert. Von unserem Importeur wechselte einer seiner Mitarbeiter, Denis Scrivener, zu uns. Er wurde nicht nur zu einem persönlichen Freund, sondern aufgrund seiner Erfahrung zu einem wichtigen Ratgeber für mich – und später unser Importeur in Irland. Diese Beziehung besteht bis heute, wobei jetzt Denis‘ Sohn John die Verantwortung hat. Von Denis habe ich zum Beispiel gelernt, das Büro abends nicht zu verlassen, bevor nicht der letzte Vorgang erledigt ist. Und wenn man einen Anruf nicht gleich entgegennehmen kann, sollte man umgehend zurückrufen. Briefe sind am gleichen Tag zu beantworten. Und jeder Mitarbeiter mit einer Frage hat Recht auf eine sofortige Antwort. Das alles klingt vielleicht banal, ist aber extrem wichtig. Eine falsche Entscheidung ist in der Regel nicht so schlimm, als wenn es keine Antwort gibt. Große Konzerne versuchen heute wieder mit viel Aufwand, zu dieser Direktheit zurückzukehren – bei Krone war und ist das schon immer eine zentrale Maxime, bis heute. XtraBlatt: Im Februar 1970 trat dann der Ernstfall ein – durch den Tod Ihres Vaters standen Sie schlagartig in der Verantwortung … Dr. Krone: Und nicht nur das. Wenige Tage nach Vaters Tod kam die Nachricht, dass Hanomag als einer unserer Hauptlieferanten im Landmaschinenhandel die Traktorenproduktion einstellen würde. Der deutsche Landtechnikmarkt erlebte aufgrund der Sättigung erstmals seit dem Krieg einen Rückgang, sodass uns der Absatz schrumpfte und wir viel zu hohe Materialbestände, also Kosten hatten. Last but not least war die Erbschaftssteuer fällig – insgesamt ein finanziell extrem angespanntes Jahr. Aber dank zweier Grundregeln meines Vaters gelang es letztlich gut, es zu überstehen. XtraBlatt: Welche Regeln meinen Sie? Dr. Krone: Erstens: Das Unternehmen wird immer nur an einen Nachfolger übergehen, um stets eine klare Führung zu haben. Alle anderen Erben sind angemessen auszuzahlen. Und zweitens: Es ist nach Möglichkeit immer so zu wirtschaften, dass Reserven aufgebaut werden und so auch schlechte Wirtschaftsjahre zu überstehen sind, ohne dass das Unternehmen Schlagseite bekommt. Genau dies erlebten viele namhafte deutsche Hersteller in jener Krisenzeit Anfang der Siebzigerjahre, nicht nur Hanomag, sondern auch Firmen wie Ködel & Böhm, Kemper, Stille, Hagedorn oder Eberhardt. Solche Phasen gab es seitdem immer wieder. Für mich waren die beiden genannten Maximen immer oberstes Gebot – verbunden damit, dass verdientes Geld immer wieder im Unternehmen zu investieren ist. Eigenkapital ist und bleibt die Basis des Erfolgs, das gilt heute mehr denn je. XtraBlatt: War die Krise des Jahres 1970 auch ausschlaggebend für die Entscheidung, die Nutzfahrzeugfertigung zu beginnen? Dr. Krone: Letztlich ja – aber Ideen und Versuche, das Unternehmen auf eine breitere Basis zu stellen, gab es auch vorher, schon bei meinem Vater. XtraBlatt: In welche Richtung gingen die Pläne? Dr. Krone: In den Sechzigerjahren ergab sich die Chance zu einem Joint Venture mit Bergmann in Meppen – ein Projekt, das wir jedoch nicht umgesetzt haben. Aus heutiger Sicht ein Fehler, denn Bergmann ist ein phantastisches Unternehmen. Gleiches gilt für die Firma Paus in Emsbüren, 1968 von unserem damaligen Mitarbeiter Hermann Paus und mir gemeinsam gegründet. Aber als mein Vater starb, verkaufte ich die Anteile, weil ich mich auf unseren Stammbetrieb konzentrieren wollte und musste. Und wir hatten die Chance, das Unternehmen eines unserer ehemaligen Mitarbeiter zu kaufen, die Firma Roberine in Enschede. Damals fehlte mir dazu der Mut – was ich bis heute bedauere. Die Marktkrise des Jahres 1970 betraf auch unser Werk in Werlte, in dem wir eine Zeit lang auch die Emsland-Kipper bauten. Doch hier half uns ein Zufall. Eines Tages erhielten wir aus dem Kässbohrer-Werk in Dortmund die Anfrage, ob wir auch Chassis für Lkw-Anhänger produzieren könnten. Die Lkw-Hersteller hatten damals Kapazitätsprobleme – das war unsere Chance. Bald danach kam ein Spediteur hier aus dem Emsland mit einer Anfrage bezüglich eines Anhängers zum Getreidetransport. Offensichtlich war das Ergebnis gut, denn in der Folgezeit kamen immer mehr Aufträge. Doch wie konnten Kunden unsere Auflieger auf den ersten Blick als Krone-Produkt erkennen? Da kam mir die Idee, an der Rückseite unser Krone-Logo in den Unterfahrschutz stanzen zu lassen. So etwas gab es bis dahin nicht – und es führte zu manch’ unerwarteter Begegnung. So lud mich ein Spediteur aus dem Raum Ulm zum Gespräch ein, damals Hochburg und Heimat von Fahrzeuggiganten wie Kögel und Kässbohrer. Dabei eröffnete er mir, dass er gar nicht vorhabe, bei uns zu 20 21