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XtraBlatt Ausgabe 01-2019

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XtraBlatt 1 2019

WISSEN Ein weiterer

WISSEN Ein weiterer Punkt in seiner Argumentationslinie rund um den Silostock war die jeweilige Verschlusszeit des Silos. Keinesfalls zu früh öffnen und anschneiden, warnte er. Silage sei anfangs sehr sauer und über die vielen Gärsäuren giftig für die Leber. Daher sollte ein Futterstock mit Grassilage frühestens nach sechs Wochen geöffnet werden, bei Maissilage erst nach zwölf Wochen. erst einmal Zeit. „Verspricht aber Nachhaltigkeit“, ergänzte Dr. Neumayer. Er schlug Landwirten und seinen Kollegen deshalb vor, bereits bei der Futterernte auf dem Feld das „Controlling“ durch den Tierarzt übernehmen zu lassen, denn dort würden schon die Grundsteine für gute Futterqualität gelegt, ohne die Tiergesundheit, Fruchtbarkeit, Leistungsbereitschaft und Langlebigkeit nicht zu erreichen seien. « Die Maschinenfabrik Krone präsentierte sich mit einem Infostand auf dem „Bundeskongress praktizierender Tierärzte“ während der EuroTier in Hannover. sich diese Lagerstätte genau ansehen. Wie steht’s mit Verdichtung und Nacherwärmung des Futterstockes? Das sei mittels Fingerprobe und Infrarotthermometer oder einem modernen Handyaufsatz für Thermofotografie schnell ermittelt. Weitere Kriterien: die Suche nach Buttersäuregeruch, bei Silagen die Häckselqualität und natürlich der Trockenmassegehalt. „Was meinen Sie, wie viel Frischmasse haben Ihre Tiere gestern gefressen?“, ist die immer wieder zu stellende Frage. Zumeist ernte er Schweigen oder erstauntes Achselzucken. „Gute Landwirte sollten das ganz genau wissen“, meinte er, „aber zu viele Landwirte und auch ihre Tierärzte wissen das leider nicht“, beklagte er. Sein Plädoyer für das Futter war leidenschaftlich und er zeigte den Zuhörern sehr anschaulich, dass die Beurteilung des Futterstockes mit einfachen Hilfsmitteln zu erledigen sei. Sein Paradebeispiel ist die Schüttelbox: Damit lässt sich die Partikellänge von Silagen schon gleich beim Schnitt, also dort, wo man noch etwas ändern könnte, und auch direkt am Silo bestimmen. Das gelte genauso für den „Korn-Score“, also dem physikalischen Zustand der Maiskörner. Am Feld bestimmt, kann man die Technik verändern und einstellen, am Silo kann man nur noch Tatsachen feststellen. Unerlässlich für Tierärzte sollte nach Ansicht Dr. Neumayers die Schüttelbox zur Beurteilung der Häckselqualität sein. KONSISTENZ IST WICHTIG Egal ob Fahrsilo oder Hochsilo: Die nächste Aufgabe sei, das Futter unbeschadet auf den Futtertisch und damit ins Maul der Kühe zu bekommen. Dr. Neumayer beschrieb unterschiedliche Mischsysteme mit ihren jeweiligen „Bedürfnissen“. Wichtig sei, das Futter auf dem Futtertisch überall gleich vor dem Fressgitter bereitzustellen. Dr. Neumayer sprach von wenigstens 8 cm Schichtdicke, denn nur so habe die Kuh das Gefühl eines vollen und damit attraktiven Futtertisches. Konsistenz in allen Dingen sei das „Zauberwort“ in der Milchviehhaltung. Daher sei es so wichtig, das Futter immer zur gleichen Zeit, auch bei Arbeitsspitzen, vorzulegen. Es gehöre aber auch das regelmäßige und zeitlich genaue Nachschieben des Futters dazu, wenn man Konsistenz wirklich ernst nehme. Aber letztendlich reiche es nicht aus, wenn der Tierarzt sich aus guten Gründen vermehrt der Futterqualität zuwende, der Landwirt dies aber nicht honoriere. Denn der Wechsel zur Vorderseite der Kuh, also zum Futter vom Feld in den Pansen, koste HEMMSCHWELLEN ÜBERWINDEN XtraBlatt: Herr Dr. Neumayer, Sie plädieren für eine möglichst hohe Trockenmasseaufnahme bei Milchkühen. Wie ist das erreichbar? Dr. Neumayer: Erstens: Es muss ausreichend Futter angeboten werden. Kein leerer Futtertisch! Zweitens: Das Futter muss attraktiv sein. Drittens: Überall das gleiche Futter anbieten, denn die Kuh geht dorthin, wo das schmackhafteste Futter liegt. Viertens: Vorsicht mit Überbelegung, denn die Kuh ist kein Schichtarbeiter. Wenn Futterplatz fehlt, frisst sie nicht, sie stellt sich nicht in die Schlange. XtraBlatt: Wie viel TM sollte die Kuh aufnehmen? Dr. Neumayer: Wir möchten eine Futter-Effizienz von mehr als 1,5 erreichen. Das heißt: Wie viel Milch wird pro Kilogramm Trockensubstanz gebildet? Also aus einem Kilogramm TS sollte mindestens 1,5 kg Milch erzeugt werden. Bei 20 kg TS sind das dann 30 l Milchleistung. XtraBlatt: Oft wird eine rückläufige Fruchtbarkeit beklagt. Kühe erreichen teils weniger als drei Laktationen. Was empfehlen Sie? Dr. Neumayer: Diese Zahl sollte nicht absolut als schlecht oder gut gesehen werden. Für den Landwirt stellt sich die Frage: „Wie kann ich ökonomisch erfolgreich sein?“ Wenn man sieht, dass die Färsenaufzucht sehr teuer geworden ist, dann muss ich diese Kosten später über Milch wieder zurückverdienen. Bei z.B. 2,7 Laktationen wird mir als Gewinn vermutlich nicht viel übrig bleiben. Wenn ich allerdings erreiche, die Lebenserwartung meiner Kühe zu verlängern, bei gleichbleibender Milchleistung, dann wird mein Bedarf an Nachzucht geringer. Höhere Lebenserwartung der Tiere heißt aber nicht nur, auf die melkende Kuh zu schauen, sondern auf das Kalb, auf die Färse und auch auf die trockenstehenden Tiere. Der Blick auf die Gesundheit der Kuh muss breiter werden, für den Landwirt und auch für den Tierarzt. 50 51