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XtraBlatt Ausgabe 01-2019

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XtraBlatt 1 2019

4 5 INHALT IMPRESSUM

4 5 INHALT IMPRESSUM Herausgeber: Maschinenfabrik Bernard Krone GmbH & Co. KG Heinrich-Krone-Straße 10 48480 Spelle Tel.: +49(0)5977/935-0 info.ldm@krone.de www.krone.de Verantwortlich i.S.d.P.: Heinrich Wingels Redaktion: Beckmann Verlag GmbH & Co. KG Rudolf-Petzold-Ring 9 31275 Lehrte www.beckmann-verlag.de Layout: Beckmann Verlag GmbH & Co. KG Rudolf-Petzold-Ring 9 31275 Lehrte www.beckmann-verlag.de Druck: Gutenberg Beuys Feindruckerei GmbH Hans-Böckler-Straße 52 30851 Langenhagen Fotomaterial: Falls nicht anders angegeben: Maschinenfabrik Bernard Krone GmbH & Co. KG bzw. Redaktion S. 16–19: Feuerborn (agrarheute) S. 20–23: Molkerei Hüttenthal S. 28–31: Dörpmund, Höhner (1) S. 33: Bundesverband Maschinenringe S. 48–51: Dörpmund, Depositphotos (2) S. 56–59: Hirter & Tschanz (3) Auflage: 38.000 Exemplare XtraBlatt erscheint halbjährlich für Kunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Nachdruck nur mit Genehmigung des Herausgebers. Dies gilt auch für die Aufnahme in elektronische Datenbanken und Vervielfältigung auf CD-ROM. Wir versenden das Krone-XtraBlatt zweimal im Jahr. Sollten Sie keine Post mehr von uns wünschen, geben Sie uns bitte Bescheid, am besten per E-Mail an info.ldm@krone.de. Wir nehmen Sie in diesem Fall selbstverständlich sofort aus unserem Verteiler. Alle Daten, die wir von Ihnen erhalten, werden vertraulich behandelt und ausschließlich dafür verwendet, Ihre Anfragen und Rückmeldungen bearbeiten zu können. Wir geben keine Daten an Dritte weiter. 5 INHALT 3 Editorial 6 Digitalisierung: Was in Zukunft geht 10 Agrirouter: Offen für alle 12 Landtechnik Igl, Pfreimd: Praxis bringt Routine 16 Landwirt Anders Johnsson, Rörum (S): Der Roboter-Pionier 20 Molkerei Hüttenthal: Handwerklich & Regional 24 Menschen bei Krone: Offen für Neues 28 Irlandgeschichte: Das Gold der grünen Insel 32 Bundesverband der Maschinenringe: Gemeinsam Lösungen suchen 36 Schäfer Anton Wunderlich, Lichtenfels: Tradition & Moderne 40 News-Ticker 42 Praxis-Tipp Maschineneinstellung: Damit es rund läuft 45 Neukeiten 46 Lamma-Show 2019: Unter Dach 48 Fütterung: Die „richtige“ Seite 52 Doormann & Kopplin, Schönberg: Karten neu gemischt 55 Neuheiten 56 Hirter & Tschanz AG, Safenwil (CH): Schlagkraft zählt DIGITALISIERUNG WAS IN ZUKUNFT GEHT 6 TITELTHEMA XtraBlatt: Die Digitalisierung ist in aller Munde. Wo liegen die Berührungspunkte mit der Landwirtschaft? Jan Horstmann: Der Begriff Digitalisierung ist weit verbreitet und leider auch schon ein Stück weit abgenutzt. Landwirte und Lohnunternehmer kommen mit dieser Thematik allerdings immer mehr in Kontakt. Alles beginnt heute schon bei der Beantragung der Flächenprämie. Hier muss der Landwirt seine Flächen digital melden. Darüber hinaus steigen die Anforderungen der Gesetzgeber, welche die Landwirte dazu zwingen, mehr und mehr zu dokumentieren. Heute arbeiten viele Landwirte mit Lohnunternehmern zusammen. Deren Maschinen können zukünftig die Daten der Landwirte für die optimale Erledigung der Arbeiten auf den jeweiligen Flächen nutzen. Die von den Lohnunternehmern aufgezeichneten Arbeitsdaten können wieder zurück zu den Landwirten fließen – und das in digitaler Form und vollautomatisiert. XtraBlatt: Wie kann das in der Praxis aussehen? Horstmann: Schauen wir uns doch einmal die aktuelle Düngeverordnung an. Dort ist genau festgelegt, was zu dokumentieren ist. Es gibt eine Menge Schnittstellen zwischen Landwirten und Lohnunternehmern. Sie können in Abhängigkeit der erfassten Erntemengen gemeinsam die Düngeausbringung optimieren. Wir als Technikhersteller versuchen, den Weg frei zu machen für einen ungehinderten Datenaustausch zwischen unseren Maschinen und den am Markt bekannten Software-Lösungen. Das wird die Dokumentation deutlich vereinfachen. DIGITALISIERUNG WAS IN ZUKUNFT GEHT „Die Digitalisierung wird unser Leben verändern“ – diese Aussage ist derzeit an jeder Ecke zu hören. Was aber bedeutet das Thema für einen Landtechnikhersteller und seine Kunden? Die Redaktion hat bei dem Bereichsleiter Elektronik und Produktinformatik bei Krone, Jan Horstmann, nachgefragt. 7 16 TITELTHEMA Automatisierung und Digitalisierung sind Trendthemen der Landwirtschaft. Diesbezüglich war Anders Johnsson aus Rörum in Südschweden seiner Zeit weit voraus: Er baute vor 20 Jahren den ersten „Roboterstall“ in Schweden. Bernd Feuerborn, Redakteur bei „agrarheute“, hat den Pionier für XtraBlatt besucht. 17 LANDWIRT ANDERS JOHNSSON, RÖRUM (S) DER ROBOTER- PIONIER An der Küste zur Ostsee im südöstlichen Schweden befindet sich der Betrieb der Familie Johnsson. 200 Kühe plus Nachzucht stehen hier im Stall. Von außen ein völlig „normaler“ Betrieb, wenngleich für schwedische Verhältnisse eher ein größerer. Doch die erste Besonderheit fällt beim Betreten des Stalles sofort auf: Es gibt keinen befahrbaren breiten Futtertisch, wie er sonst in den meisten Ställen üblich ist. Stattdessen hängen zwei Stahlschienen über dem schmalen Gang. Und es liegt nur wenig Futter vor den Kühen – dafür ist es frisch, riecht gut und ist homogen gemischt. DREI MELKROBOTER Die zweite Besonderheit: Auf der einen Seite des Boxenlaufstalles stehen zwei Lely-Roboter und auf der anderen Seite steht ein dritter Roboter. Anders Johnsson erklärt stolz: „Wir waren der erste Betrieb in Schweden, der einen komplett neuen Stall mit Robotertechnologie gebaut hat. Im Mai 2018 war das 20 Jahre her!“ Anfangs standen nur zwei Roboter im Stall. Nach zwölf Jahren wurde dann ein dritter in den Stall integriert. Die beiden alten wurden in der Folgezeit ersetzt, sodass heute drei Melkroboter der 4. Generation von Lely im Stall stehen. Jeder melkt rund 70 Kühe. Ein Lely Astronaut ist für die jungen Kühe und Erstkalbinnen zuständig. „Hier habe ich mehr Betreuungsaufwand und kann die Jungkühe besser an den Roboter gewöhnen“, sagt Anders Johnsson. Nach drei bis vier Laktationen werden die Kühe durch die eigene Nachzucht ersetzt. Das Erstkalbealter der Färsen liegt bei 24 Monaten. Die Milchleistung der 200 Kühe kann sich sehen lassen: 10.000 l Stalldurchschnitt bei 4 % Fett und 3,4 % Eiweiß erzeugen die Kühe. Im Stall stehen Tiere der Rasse Schwedisch Rot und Holstein Friesian. Rund 3,30 Schwedische Kronen zahlte die Molkerei letzten Sommer für die Milch, das entspricht in Euro etwa 32 ct/l. Alle Leistungsdaten, wie Milchleistung, Kraftfutteraufnahme, Anzahl der Melkungen, Laktationsbeginn oder Trächtigkeit der Kühe kann der Landwirt am Computer auslesen. Die Roboter melken die Kühe im Durchschnitt etwa 2,8-mal am Tag, so zeigt es der Bildschirm an. Tiere, die zu lange nicht gemolken wurden, meldet die Technik ebenfalls. „Dann heißt es Nachtreiben“, schmunzelt Anders Johnsson. Er teilt sich die Arbeit auf dem Betrieb mit seiner Frau, seinem Sohn und zwei Angestellten. „Aber in der Regel gehen die Kühe gerne zum Melken“, ergänzt er noch. COMPUTERGENAU FÜTTERN Um das Füttern kümmert sich ebenfalls ein Computer. Denn der Futtermischwagen fährt auf Schienen an der Decke durch den Stall. 2,5 m³ kann der Mischer auf einmal aufnehmen. Das funktioniert automatisch. Aus den Vorratsbehältern holt sich der Mischer seine Komponenten. Neben Gras- und Maissilage sind das im Betrieb Johnsson Anders Johnsson war vor über 20 Jahren in Schweden einer der Pioniere beim Thema Robotermelken. 28 INTERNATIONAL Mehr Grün geht nicht. Jede Menge Gras bedeckt die irische Insel, dank 1.200 mm Regen pro Jahr. Entsprechend wichtig ist die Milchwirtschaft, eine zentrale Exportbranche, sozusagen das Gold der grünen Insel. Doch der Blick zum Himmel und ins Regenradar ist ständige Übung der Milchfarmer, wenn sie gute Silage wollen. IRLAND DAS GOLD DER GRÜNEN INSEL Klar, das Thema Futterernte ist in Irland etwas Besonderes – wobei der Klimawandel auch dort spürbar wird. Es regnet immer noch mehr als genug, aber die Zeiten ändern sich. Im vergangenen Jahr fiel der Regen erstmalig im Juni und Juli nahezu komplett aus. Von einem Alptraum reden manche Milchbauern im Nordwesten und hoffen nun auf ein normales 2019. Wer – wie wir im Mai dieses Jahres – Irland besucht, sich mit Farmern, Händlern und Lohnunternehmern trifft, kann dem Regen genauso wenig ausweichen wie dem Thema Brexit. Besonders dann, wenn man die noch unsichtbare Grenze zwischen der Republik Irland und Nordirland kreuzt. Aber der Reihe nach. MILCH MACHT HAPPY Wie geht es der Landwirtschaft in Irland? Und wie schaffen die Farmer zwischen den Regenschauern ihre Grasernte? Einer, der das Land und die irischen Bauern gut kennt, ist John Scrivener. Er weiß auch, wie es in deren Brieftasche aussieht, denn er ist Inhaber und Chef des Landmaschinenhandels Farmhand in Dublin. Genau der richtige Gesprächspartner für unseren Reisestart auf der grünen Insel und den ersten Eindruck. Familie Scrivener betreibt ihr Unternehmen seit 1962, vorrangig als Importeur der Marken Krone, Amazone, Alö, APV und Zuidberg. Zweites Standbein ist ein erfolgreiches Grüne Wiesen, viel Regen und blühender Ginster – ein typisches Bild der irischen Insel im Mai. 29 System rund um den Ersatzteilverkauf mit einem Jahresumsatz von etwa 38 Mio. €. Gesteuert wird das Unternehmen durch Vater John, die beiden Söhne Paul und Stephen sowie die Tochter Sinead. „Die Milchbauern sind happy, aber Fleischerzeugern und Ackerbauern geht’s derzeit schlecht“, schildert John. Fleisch und Gemüse hätten starke Preissenkungen hinter sich, der Milchpreis hingegen von derzeit 35 ct/l stelle die irischen Milchbauern zufrieden. Vermutlich werde der Milchpreis noch anziehen, letztes Jahr lag er im Schnitt 4 Cent höher, berichtet er. Ein Grund ist das florierende Exportgeschäft der irischen Milchindustrie. Vorzeigebeispiel ist die Marke Kerrygold, entwickelt durch eine Genossenschaft mit 14.000 Milchfarmern. Für viele irische Landwirte sei der Milchpreis aber auch deshalb in Ordnung, weil sie auf Kostenführerschaft setzen, also einen Break Even von 23–25 ct/l Milch anstreben, erklärt John weiter. Insgesamt sind von den 130.000 Farmern in Irland zwar nur 15 % reine Milchbauern, aber wer Maschinen für die Futterernte liefern kann, ist im Sog der guten Milchpreise derzeit ebenfalls auf der Sonnenseite. Wie zum Beispiel das Unternehmen Farmhand, das einen erheblichen Umsatz mit den Produkten der Firma Krone macht, also rund um die Grünfutterernte. In Zahlen waren das im letzten Jahr 18 Mio. €, das sind fast 50 % des Umsatzes. In den letzten zwei Jahren, so Stephen Scrivener, stieg IRLAND DAS GOLD DER GRÜNEN INSEL 42 WISSEN PRAXIS-TIPP ZUR MASCHINENEINSTELLUNG DAMIT ES RUND LÄUFT Die Presswickelkombination für die neue Saison vorbereiten und einstellen – das sollte bereits nach Ende der vorherigen beginnen. Wer einige grundsätzliche Dinge beachtet, spart direkt vor Erntebeginn viel Zeit sowie Aufwand und presst bereits die ersten Ballen, während der Nachbar noch schraubt … 43 Nach der Ernte ist vor der Ernte! Jede Maschine sollte vor der Einwinterung gründlich gereinigt werden – das gilt auch für die Presswickelkombination. Wichtig ist dabei, dass der Hochdruckreiniger umsichtig eingesetzt wird. Es gilt, Abstand zu Lagern sowie Ketten zu halten und der Elektronik nicht zu nah Die Scheibe der Netzbremse sollte man nach dem letzten Einsatz der Saison abkleben. Somit bildet sich im Winter kein Rost auf der Scheibe, der vor der nächsten Saison entfernt werden müsste. Sind noch alle Zinken an Ort und Stelle? Falls nicht, sollten die defekten Zinkenträger ausgetauscht werden, damit eine reibungslose Aufnahme des Schwads gewährleistet ist. mit der Waschdüse zu Leibe zu rücken. Wenn im Anschluss an die Reinigung die saubere Maschine bei einem Rundgang intensiv begutachtet und der Verschleiß der einzelnen Komponenten gecheckt wird, können die auszutauschenden Teile gleich mit der Winterbestellung über den Händler bezogen und somit gegenüber der kurzfristigen Bestellung direkt vor der Saison Geld gespart werden. Nachdem die Maschine getrocknet ist, empfehlen die Service-Spezialisten von Krone, sämtliche Schmierstellen einmal abzuschmieren, um ggf. Wasser aus den Lagern herauszudrücken. Ein Schmierplan ist häufig an den Maschinen aufgeklebt oder in der Betriebsanleitung zu finden. Im gleichen Zug sollten die Ketten der Maschine am besten gleich mit Öl eingesprüht bzw. bestrichen werden, um Rostbildung vorzubeugen. Mit einem einfachen Trick erspart man sich im Frühjahr eine Menge Arbeit: Direkt nach der Ernte empfiehlt es sich, die noch blanke Scheibe der Netzbremse mit einem Klebestreifen abzukleben um Korrosion zu vermeiden. Die Bremse funktioniert somit im Frühjahr gleich ab dem ersten Ballen so, wie Mit der Selbstdiagnose des ISOBUS können sämtliche Sensoren und Leitungen getestet werden und diese ggf. getauscht oder repariert werden. 10 TITELTHEMA AGRIROUTER OFFEN FÜR ALLE Betriebsmittelhersteller Externe Datenaustausch Plattform Händler Maschinen Hersteller App Anbieter Landwirt Lohnunternehmer Lebensmittel Industrie Externe Dienstleister Berater 11 Landwirte und Lohnunternehmer, die den agrirouter nutzen, können weiterhin ihre Maschinen herstellerunabhängig wählen und müssen dadurch keine Nachteile bei der digitalen Verarbeitung der Daten befürchten. Darüber hinaus bestimmen sie damit weiterhin über ihre Daten vollumfänglich selbst. Der agrirouter soll dafür die Antwort sein, wie Stefan Niehof betont, der bei Krone im Produktmarketing für digitale Anwendungen zuständig ist. „Die Nutzer legen selbst fest, welche Daten sie nutzen möchten und an wen sie diese ggf. weitergeben wollen. In der Vergangenheit war der Austausch der Daten zwischen den unterschiedlichen Systemen nicht so einfach, da individuelle Schnittstellen sichergestellt sein mussten“, erläutert er. Krone konzentriert sich auf die Futterbergung, ist also kein Long-Liner. Da die Krone-Produkte auf den Betrieben häufig in gemischten Flotten mit verschiedenen Fabrikaten stehen, muss die Digitaltechnik der Maschinen offen für andere Herstellersysteme sein. Das war einer der Gründe für das Speller Unternehmen, sich an der DKE Data GmbH & Co. KG und damit am Aufbau der „Datendrehscheibe“ agrirouter zu beteiligen, so Stefan Niehof. In der Landwirtschaft gibt es heute viele unterschiedliche Management-Softwarelösungen. Für diese Lösungen steht der agrirouter offen und sorgt dafür, dass die Maschinendaten automatisch und optimal genutzt werden können (mehr Infos dazu unter https://my-agrirouter.com). Die Softwarelösung trifft auf bunt gemischte Landtechnik-Flotten in der Praxis und muss deren Daten verarbeiten können, wenn sie eine Chance am Markt haben will. Die dritte Motivation der beteiligten Unternehmen, eine offene Plattform zu schaffen, war die Option, künftig unabhängige, innovative Dienstleistungen für Landwirte und Lohnunternehmer anbieten zu können. Wie geht es weiter mit dem agrirouter? Die Testphase ist vorbei und Ende Februar 2019 wurde das System offiziell für den flächendeckenden Praxiseinsatz freigeschaltet. Bisher sind 13 Hersteller an dem Projekt beteiligt. Diese rechnen damit, dass sich die Zahl der teilnehmenden Hersteller in den kommenden vier Jahren verdreifacht. Die Anzahl der eingebundenen Softwarelösungen beläuft sich derzeit auf rund 40, so Stefan Niehof. Auch dieser Teil werde durch die geplante Internationalisierung stark wachsen, ist der Produktmanager überzeugt. Die Summe der Endanwender dürfte nach seiner Einschätzung bis dahin im fünfstelligen Bereich liegen. Geräte und Maschinen mit ISOBUS-Controller lassen sich in der Regel mit einer Telemetrie-Box nachrüsten und sind somit für die Einbindung in den agrirouter nutzbar. Um darüber hinaus Nutzer dafür zu gewinnen, die sich bisher von Managementsoftware ferngehalten haben, werden in Zukunft einfache Anwendungen programmiert und an den agrirouter gekoppelt. Landwirte und Lohnunternehmer können sich kostenfrei für die Nutzung registrieren, so sein abschließender Hinweis. « Speller Unternehmen, sich an der DKE Data GmbH & Co. KG und damit am Aufbau der „Datendrehscheibe“ agrirouter In der Landwirtschaft gibt es heute viele unterschiedliche Management-Softwarelösungen. Für diese Lösungen steht der agrirouter offen und sorgt dafür, dass die Maschinendaten automatisch und optimal genutzt werden können (mehr Infos dazu unter https://my-agrirouter.com). Die Softwarelösung trifft auf bunt gemischte Landtechnik-Flotten in der Praxis und muss deren Daten verarbeiten können, wenn sie eine Chance am Markt haben will. Die dritte Motivation der beteiligten Unternehmen, eine offene Plattform zu schaffen, war die Option, künftig unabhängige, her von Managementsoftware ferngehalten haben, werden in Zukunft einfache Anwendungen programmiert und an den agrirouter gekoppelt. Landwirte und Lohnunternehmer können sich kostenfrei für die Nutzung registrieren, so sein abschließender Hinweis. Stefan Niehof, im Krone-Produktmarketing zuständig für digitale Anwendungen: „Die Kunden legen beim agrirouter selbst fest, welche Daten sie nutzen möchten und an wen sie diese weitergeben wollen.“ Der agrirouter ist eine reine „Datendrehscheibe“, konkurrenzlos, ohne Fachanwendungen und einfach zu handhaben. Diese Plattform steht allen Landwirten und Lohnunternehmern offen, aber ebenso allen Firmen aus den vor­ und nachgelagerten Bereichen. Für die Digitalisierung der Landwirtschaft eröffnen sich so völlig neue Möglichkeiten. 20 PRAXIS MOLKEREI HÜTTENTHAL HANDWERKLICH & REGIONAL Anders als in Frankreich oder in der Schweiz wird Milch in Deutschland hauptsächlich von Großmolkereien verarbeitet. Regionale Spezialisten, wie die Molkerei Hüttenthal, gibt es hierzulande kaum mehr. Eine besondere Reise in den Odenwald. 21 MOLKEREI HÜTTENTHAL HANDWERKLICH & REGIONAL Wiesen, Wald und Flusstäler findet man reichlich im Odenwald. Das Mittelgebirge befindet sich im Dreieck zwischen den Städten Heidelberg, Darmstadt und Würzburg. Die Flächen werden teilweise für den Ackerbau, aber überwiegend als Grünland genutzt. Fleckvieh ist hier die bodenständige Rinderrasse. „Das Rückgrat unserer Produktion ist die Milch von 16 landwirtschaftlichen Familienbetrieben, davon zwei mit Ziegen, die uns alle zwei Tage rund 14.000 l Kuh- und 1.000 l Ziegenmilch liefern“, erklärt Britta Kohlhage. Sie und ihr Mann Kurt sind Inhaber der Molkerei Hüttenthal. Der weiteste Betrieb ist nur 25 km, d. h. eine halbe Stunde von der Molkerei entfernt. Britta und Kurt Kohlhage stellen hohe Ansprüche an ihre Milchbauern. Gentechnisch verändertes Futter ist ebenso verpönt wie der Einsatz von Glyphosat auf dem Grünland. Der Weidegang im Sommer ist obligatorisch. Eine Ausnahme bilden zwei Bauernhöfe, auf denen mit dem Roboter gemolken wird. Aber dort dürfen die Tiere auf der direkt angrenzenden Weide auch frische Luft und Sonne tanken. Dafür gibt es dann auch einen Auszahlungspreis, der rund 2 ct/kg über dem Durchschnitt liegt. „Unsere Landwirte halten im Mittel 52 Kühe, pro Betrieb werden uns jährlich rund 400.000 kg Milch geliefert. So kommen wir auf eine Milchmenge von insgesamt etwa 5 Mio. kg im Jahr, die wir in unserer Molkerei zu Frischprodukten und Käse verarbeiten“, ergänzt Kurt Kohlhage. „Und das reicht auch. Wir sind damit gut ausgelastet, weiter expandieren wollen wir nicht.“ Der Betrieb existiert bereits seit dem Jahr 1900. Damals war er noch genossenschaftlich organisiert. Zwölf Jahre später hat ihn die Familie erworben. „Allein im Odenwald gab es damals sieben Molkereien“, sagt Kurt Kohlhage. „Davon sind allein wir übriggeblieben.“ SORTIMENTS- ERGÄNZUNG Von den früheren Zeiten, als die Milch noch in Kannen angeliefert wurde, zeugt die typische Rampe an der Vorderseite des Gebäudes. Heute wird der weiße Rohstoff alle zwei Tage mit dem Tankwagen mit einer Temperatur von 4 °C auf den Höfen abgeholt. Kurt Kohlhage erklärt: „Bei der Milchmenge haben wir nur noch geringe Schwankungen. Früher war das viel extremer, weil die Frühjahrskalbung sehr verbreitet war. Im Winter gab es teilweise mehr als 30 % weniger Milch. Was sich jedoch immer noch verändert, sind die Inhaltsstoffe. Im Winter beträgt der Gehalt an Fett rund 4,3 % und der an Eiweiß maximal 3,5 %. Während der Weidesaison sind es 3,9 % Fett und 3,3 % Eiweiß. Ganz anders ist das bei den Ziegen. Da werden alle weiblichen Tiere eines Bestandes gleichzeitig trockengestellt. Und anschließend säugen sie ihre Zicklein. Da bekommen wir drei Monate – von Ende November bis Ende Februar – überhaupt keine Milch.“ Mit der Verarbeitung von Ziegenkäse hat Familie Kohlhage vor etwa 25 Jahren begonnen, als Britta und Kurt Kohlhage die Molkerei übernommen haben. „Wir waren damals auf der Suche nach einer zusätzlichen Nische, als drei Landwirte bei uns angefragt haben, ob wir Interesse hätten“, Die Molkerei Hüttenthal befindet sich in Familienbesitz von Britta und Kurt Kohlhage. BUNDESVERBAND DER MASCHINENRINGE GEMEINSAM LÖSUNGEN SUCHEN Leonhard Ost ist Präsident des Bundesverbandes der Maschinenringe und 1. Vorstand des Maschinenringes Günzburg Neu-Ulm. Außerdem bewirtschaftet er einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Biogasanlage in Ellzee. 32 INTERVIEW Strukturwandel, Fachkräftemangel und Digitalisierung stellen den ländlichen Raum vor immense Herausforderungen. „Darauf sind wir vorbereitet“, betont Leonhard Ost, Präsident des Bundesverbandes der Maschinenringe. Im Interview erläutert er, warum die „MR“ für die Landwirtschaft und die ländlichen Regionen wichtiger denn je sind. Gemeinsam stärker – dieses Motto galt und gilt nicht nur für Genossenschaften, sondern seit ihrer Gründung vor 61 Jahren ebenso für die Maschinenringe. Wobei sich die Herausforderungen der Landwirtschaft seit Gründung der ersten Ringe im Jahr 1958 gewaltig gewandelt haben. Darüber sprach die XtraBlatt-Redaktion mit Leonhard Ost, Präsident des Bundesverbandes der Maschinenringe, außerdem Vorsitzender des Maschinenringes Günzburg-Neu-Ulm mit Sitz in Ichenhausen, wo das Interview stattfand. XtraBlatt: Herr Ost, renommierte Studien prognostizieren für die deutsche Landwirtschaft binnen weniger Jahre einen Rückgang auf nur noch rund 120.000 Vollerwerbsbetriebe. Was bedeutet das für die Maschinenringe – sind sie dadurch bald überflüssig? BUNDESVERBAND DER MASCHINENRINGE GEMEINSAM LÖSUNGEN SUCHEN Leonhard Ost: Ganz eindeutig nein, sie sind wichtiger als je zuvor! Aber ich stimme Ihnen zu, dass sich die Aufgaben der Ringe im Zuge des von Ihnen angesprochenen Strukturwandels massiv verändert haben und noch weiter verändern werden. Bevor ich jedoch darauf eingehe, möchte ich die Zahl von 120.000 Betrieben aufgreifen. Richtig ist: Der Strukturwandel beschleunigt sich und besonders die Marktfruchtbetriebe setzen mit zunehmender Größe auf Eigenmechanisierung. Vergessen sollte man dabei aber nicht, dass nach wie vor ein sehr großer Teil der Höfe von den Inhaberfamilien in Einkommenskombinationen bewirtschaftet werden, also nicht mehr im Vollerwerb. XtraBlatt: Ist das nicht ein speziell süddeutsches Phänomen? Ost: Da stimme ich Ihnen zu, das Nord-Süd- beziehungsweise West-Ost-Gefälle ist diesbezüglich unübersehbar. Von den etwa 196.000 Mitgliedern, die bundesweit in den insgesamt 240 Maschinenringen organisiert sind, finden Sie beinahe 100.000 allein in Bayern. Hier dürfte der Anteil der Nebenerwerbslandwirte unter unseren Mitgliedern nach meiner Schätzung etwa 60 % betragen. Gerade für diese Betriebe ist das Angebot der Maschinenringe unverändert wertvoll – und diese Bedeutung wird noch weiter wachsen. XtraBlatt: Was meinen Sie damit? Ost: Derzeit muss sich die Landwirtschaft mit Auflagen und gesetzlichen Vorgaben in bisher kaum gekanntem Ausmaß auseinandersetzen. Ein Beispiel ist die Verschärfung der Düngeverordnung in immer kürzeren Intervallen. Die Novelle 2018 ist noch nicht vollständig umgesetzt, die zu erwartenden positiven Effekte sind noch nicht abschätzbar, da steht schon die nächste Runde Daumenschrauben ins Haus. Bei diesem Aktionismus können viele Tierhalter nicht mehr Schritt halten. 33 56 HIRTER & TSCHANZ AG, SAFENWIL (CH) SCHLAGKRAFT ZÄHLT INTERNATIONAL Die Schweizer Tugenden Qualität, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit gelten dort auch in der Futterernte und legen damit die Messlatte für Lohnunternehmer hoch. Schlagkraft und Technikkapazität sind dabei das A und O. Wie die Hirter & Tschanz AG diese Herausforderungen meistert, haben wir bei einem Besuch erfahren. 57 Dass ein Betrieb über mehrere Generationen von einer Familie geführt wird, ist auch in der Schweiz zumindest bei Landwirten immer noch eher die Regel als die Ausnahme. Für Lohnunternehmen ist das schon außergewöhnlicher – vor allem, wenn zwei Väter den Betrieb gegründet haben und deren Söhne ihn gemeinsam weiterführen, wie zum Beispiel bei der Hirter & Tschanz AG. Hier haben Fredy Hirter und René Tschanz die Betriebsführung von ihren Vätern Fritz Hirter und Hans Tschanz übernommen. „René und ich haben schon gemeinsam mit unseren Vätern im Unternehmen gearbeitet. Daher war es für uns logisch, das Lohnunternehmen unter unserer Regie in der nächsten Generation gemeinsam weiterzuführen“, betont Fredy Hirter. Die Anfänge des Unternehmens lassen sich auf das Jahr 1961 zurückführen, als Fritz Hirter im Alter von 17 Jahren mit einem Mähdrescher den Einstieg in die Lohnarbeit wagte. Weitere Arbeitsschwerpunkte wie Gras- und Maissilierung und Winterdienst kamen hinzu, bis schließlich 1985 das Holz den Betrieb eroberte. Seitdem wird vor allem den Winter über viel Holz gehackt und transportiert. „Das sichert uns das ganze Jahr über Aufträge und wir können unsere Mitarbeiter ohne Unterbrechungen beschäftigen. Ein wichtiges Kriterium für viele bei der Suche nach einem Arbeitgeber“, erzählt Fredy Hirter. Und wer einmal da ist, bleibt meistens auch: Zwei der insgesamt zehn fest angestellten Mitarbeiter sind seit 20 und 30 Jahren im Betrieb. Im Sommer liegt der Arbeitsschwerpunkt klar auf Grünfutter und Mais. Die Grasernte beginnt im April. Zum Einsatz kommen zwei Krone BiG X 580 sowie ein anderes Fabrikat als Reserve und für das Herbstgras. Im Durchschnitt kommen die beiden Krone-Häcksler auf 300 Motorstunden pro Jahr – aufgrund dieser geringen Auslastung können sie in den meisten Fällen bis ca. 15 Jahre eingesetzt werden, dann wird die älteste Maschine ausgetauscht. Wenn die Hirter & Tschanz AG als Lohnunternehmen beauftragt wird, arbeiten die Kunden in den meisten Fällen mit. „Wir übernehmen alle Arbeiten, die uns der Landwirt überträgt“, erklärt René Tschanz. „Es ist selten, dass wir wirklich alles machen. Aber grundsätzlich können wir das.“ Meist übernimmt der Landwirt das Mähen, Wenden und Schwaden. „Wir kommen erst, wenn’s am Schwad liegt.“ Vor dem Mähen rufen die Auftraggeber beim Lohnunternehmen an, um die Termine abzusprechen. Da diese Arbeiten wetterabhängig sind, kommt es immer mal wieder zu Engpässen. „Aber das wissen unsere Kunden und deshalb funktionieren die Absprachen sehr gut“, sagt Fredy Hirter. Geplant werden die Einsätze über Agrarmonitor. HIRTER & TSCHANZ AG, SAFENWIL (CH) SCHLAGKRAFT ZÄHLT Auf manchen Flächen muss das Traktorgespann rückwärts neben dem Häcksler herfahren – da müssen beide Fahrer sehr gut aufeinander eingespielt sein. Freiland­Fachmessen im Winter haben in Großbritannien Tradition. Die Organisatoren der Ausstellung „Lamma­Show“ wagten 2019 den Paradigmenwechsel – und zogen mit ihrer Ausstellung erstmals in Messehallen. Alle waren gespannt, ob die Farmer den Wechsel mitmachen und kommen. Die „Lamma“ gilt als die größte universelle Agrar-Messe in England mit nationalem Rang. Traditionell gibt es auf der britischen Insel etliche regionale Messen und Vorführevents, wie die Grassland-Show, die Royal Highland Show und die Royal Welsh Show. Meist „open-air“ mit besonderem Charme – nur oft eben kalt, nass und windig. Aber selbst die von Kälte, Sturm und Regen erprobten Briten zieht es offenbar irgendwann unter das wohltemperierte Dach. Dem folgte nun auch die „Lamma“ – nach immerhin über drei Jahrzehnten. In guten Jahren zählt sie 900 Aussteller und bis zu 40.000 Besucher. Sie findet traditionell jährlich an zwei Tagen im Januar statt, weitgehend unter freiem Himmel. 2019 zog die Veranstaltung erstmalig nach Birmingham komplett in Messehallen um. Nicht alle Aussteller folgten diesem Standortwechsel. Es fehlten im Vergleich zu den Vorjahren sogar einige internationale Unternehmen. Gekommen waren 655 Aussteller, und sie zeigten ein breites Angebot für die Landwirtschaft, von Kleidung bis zum selbstfahrenden Häcksler, vom Heckenschneider bis zum Großtraktor. Flankiert wird all das von einem umfangreichen An- LAMMA-SHOW 2019 UNTER DACH 46 PRAXIS gebot an „Food & Drinks“. Das Besondere an der Messe aber ist neben dem jährlichen Turnus der kostenlose Eintritt, ebenso wie das kostenlose Parken für die Besucher. Dies soll nach Mitteilung des Messeveranstalters auch zur nächsten Show im Januar 2020 so bleiben. Spannend war in diesem Jahr, wie der Ortswechsel von den englischen Farmern angenommen wird. Aber die Besucherzahl enttäuschte nicht. Gut 40.000 Besucher zählte die Messeleitung am Ende des zweiten Tages. Die Stimmung war durchweg gut, und Aussteller berichteten von hohem Investitionsinteresse. Die Dürre hat zwar auch in Großbritannien 2018 in einigen Regionen zu Ertragseinbußen geführt, der Milchpreis liegt aber auf stabilem Niveau von umgerechnet rund 35 Eurocent pro Liter. Das Kaufverhalten der Farmer dort, so berichten Aussteller, verlagert sich allerdings zeitlich weiter ins Frühjahr. Der Trend geht also zur kurzfristigeren Bestellung. Das gilt besonders für das Mähen und Schwaden, das die Landwirte oft noch selbst erledigen. Beim Häckseln und Pressen kommen die Lohnunternehmer ins Geschäft. Grünfutter in England heißt erst einmal Gras. Dabei sei der Fokus auf Futterqualität noch nicht so stark ausgeprägt wie in Deutschland, meint Markus Westerkamp. Er ist Export Manager bei Krone und dort u. a. für den englischen Markt zuständig. Einschränkend wirkt dabei vor allem das Wetter, denn die in der Regel kleinen Erntefenster zwingen nach seiner Aussage zum schnellen Silieren. Nass-Silage ist daher die Normalität, und mehr als zwei bis drei Schnitte pro Jahr werden es beim Gras in vielen Regionen häufig nicht. ERFOLGREICHE TOCHTER Für den Speller Hersteller betreut die 100%ige Tochter Krone UK den britischen Markt. Auch deren Geschäftsführer Marcus Oliver war sich anfangs nicht sicher, ob es sich lohnen würde, auf der „neuen Lamma“ in Birmingham auszustellen. Aber er war am Ende der diesjährigen Messe sehr zufrieden mit der Entscheidung. Die Besucherzahlen waren ungebrochen gut und die Investitionslust in Großbritannien nach wie vor auf gutem Niveau, so Oliver. Er ist seit Gründung der Tochtergesellschaft im Jahre 2009 Geschäftsführer. Seitdem sei der Unternehmensumsatz jährlich um rund 5 % bis 6 % gewachsen. Er vervierfachte sich seit der Gründung auf 32 Mio. € im Jahr 2017/18. Aktuell arbeiten rund 40 Mitarbeiter für die Krone UK. Aufgrund der Witterung hat der Westen Großbritanniens eine größere Bedeutung für die Futtererntetechnik als der Osten. In der Rindviehfütterung spielt das Gras die Hauptrolle. Mais nimmt zwar in der Fläche zu, hat aber lange nicht die Bedeutung wie beispielsweise in Deutschland. Das hängt auch mit der vergleichsweise geringen Zahl an Biogasanlagen in Großbritannien zusammen, die Markus Westerkamp auf rund 350 Anlagen schätzt. Die Milchviehbetriebe dort gehen in ihrer Gesamtzahl zurück, wachsen aber im Einzelbetrieb und melken in der Spitze rund 500 bis 600 Kühe. Diese Betriebe seien dann meist auch stark in Richtung Eigenmechanisierung unterwegs. Ansonsten spiele die Lohnarbeit auch in England eine wichtige Rolle. UMSATZTRÄGER PRESSEN Die eher geringe Bedeutung von Mais spiegelt sich auch in den Verkaufszahlen der selbstfahrenden Feldhäcksler wider. Den Gesamtmarkt in England beziffert Marcus Oliver auf rund 150 Einheiten jährlich, quer durch alle Marken. Demgegenüber werden in Großbritannien rund 800 bis 1.200 Rundballenpressen jährlich verkauft. Ein Umsatzträger der Krone UK ist zweifelsfrei die BiG Pack. Vom den rund 250 Großpackenpressen im Gesamtmarkt pro Jahr komme jede vierte Maschine von Krone. Die laufen in großer Zahl in den Getreideregionen im Osten der Insel. Aber es werde auch viel Silage in Großpacken gepresst, vorwiegend in den Maßen 80×70 cm und 80×90 cm, schildert Marcus Oliver. Der hierzu notwendige Ballenwickler für Großballen fehle jedoch noch im Krone-Angebot. Auch Ladewagen laufen in England, rund 80 bis 90 Einheiten werden dort jährlich verkauft. Meist sind es Einachser oder Tandemfahrzeuge, denn in England bestimmen die engen, von Hecken und Steinwällen eingefassten Straßen und die schmalen Feldeinfahrten das Limit in der Fahrzeugbreite. Die nächste Lamma soll am 7. und 8. Januar 2020 stattfinden. Bis dahin will Marcus Oliver mit der Krone UK erneut 5 % bis 6 % mehr Umsatz erzielen. Das Jahr sei gut gestartet und ohnehin ist Pessimismus nicht seine Sache. « 47 Das Stand-Team der Krone UK auf der „Lamma ‘19“ in Birmingham war positiv überrascht vom Besucherinteresse. Der Landmaschinen­Fachbetrieb W. Doormann & Kopplin feiert 2019 nicht nur sein 100­jähriges Jubiläum, sondern hat im Frühjahr die Marke Krone in sein Produktprogramm übernommen und erweitert damit sein Angebots­ und Leistungsspektrum maßgeblich. „Für Fachbetriebe ist es sehr wichtig, Spezialisten im Programm zu haben, die den Bedarf der Praxis einfach am besten abdecken“, meint Ulf Kopplin. 52 PARTNER DOORMANN & KOPPLIN, SCHÖNBERG KARTEN NEU GEMISCHT Holstein ist im bundesweiten Vergleich nicht gerade das, was man als eine ausgeprägte Grünlandregion bezeichnet – also auch nicht unbedingt eine Hochburg für Mähwerke, Wender und Schwader. Somit sorgt es schon für Aufmerksamkeit, wenn ein Landmaschinen-Fachbetrieb wie W. Doormann & Kopplin in Schönberg an der Ostsee, also in einer Ackerbauregion, neuer Vertriebspartner für einen Grundfutterernte-Spezialisten wie Krone wird. So geschehen und offiziell verlautbart im Februar dieses Jahres. Doch der Hintergrund der Entscheidung ist durchaus komplexer, als es auf den ersten Blick den Anschein hat, wie Firmeninhaber Ulf Kopplin erklärt. 2013 habe er für sein Unternehmen entschieden, in den sehr relevanten Techniksegmenten Traktoren und Erntemaschinen einen Lieferantenwechsel zu vollziehen, von John Deere zur AGCO-Marke Massey Ferguson. In diesem Zusammenhang wuchs das Verantwortungsgebiet des Händlers im östlichen Schleswig-Holstein. „Um eine größere Nähe zu unseren Kunden, eine intensivere Betreuung im Verkauf, vor allem aber eine noch bessere Leistungsfähigkeit im Service zu realisieren, haben wir 2015 neben unserem Stammsitz in Schönberg und der langjährigen Niederlassung Lensahn zusätzlich in Lanken, zwischen Geesthacht und Mölln gelegen, eine dritte Filiale eröffnet“, so Ulf Kopplin. „Aber die Erweiterung unseres Aktionsradius und der Wechsel des Hauptlieferanten hatten auch Auswirkungen auf unser restliches Produktprogramm. So konnten wir das neue Gesamtgebiet nicht flächendeckend mit den bisherigen Fabrikaten abdecken. Und außerdem fehlte uns der Häcksler im Programm, eine Technik, die für die Akzeptanz als Händler gerade bei den Lohnunternehmern schon eine zentrale Rolle hatte und hat.“ CHANCE GENUTZT Nicht nur bei Doormann & Kopplin (oder auch kurz „DoKo“, wie im Firmenlogo gezeigt), sondern generell in der deutschen „Händlerlandschaft“ ist derzeit viel Bewegung, wie Ulf Kopplin weiter erläutert – auch aus seiner Erfahrung als Präsident des LandBauTechnik-Bundesverbandes der Handels- und Servicebetriebe. Das Bestreben einiger Global Player der Landtechnik, aus strategischen Gründen ihre Long-Line-Aktivitäten zu verstärken und ihre Vertriebsstrukturen nachhaltig umzukrempeln, sorge bundesweit für teils starke Veränderungen. Jede daraus resultierende Neuordnung in einer Region habe fast immer Kettenreaktionen und diverse Wechsel-Aktionen in Handel und Industrie zur Folge, so der Präsident. „Davon konnten letztlich auch wir profitieren, als sich die Maschinenfabrik Krone in Teilen Schleswig-Holsteins kurzfristig vor die Herausforderung gestellt sah, ihr Vertriebs- und Servicenetz neu zu strukturieren. Diese Chance haben wir spontan ergriffen, denn Krone als Partner und Lieferant passt bestens zu unserer Philosophie, wie wir für unsere Kunden arbeiten wollen“, erläutert der Fachhändler. Zumal sich damit aus seiner Sicht auf einen Schlag die eingangs erwähnte Sortimentslücke bei Erntemaschinen schließen ließ. Neben dem Häcksler sind dabei der BiG M, die Lade- und Häckselwagen sowie die Quader- und Rundballenpressen echte Pfunde, mit denen der Händler im östlichen Holstein punkten möchte. Nicht zuletzt deswegen haben seine Kunden zum weitaus größten Teil positiv auf den Markenzuwachs bei DoKo reagiert, wie Ulf Kopplin hinzufügt. „KRONE ALS PARTNER UND LIEFERANT PASST BESTENS ZU UNSE­ RER PHILOSOPHIE, WIE WIR FÜR UNSERE KUNDEN ARBEITEN WOLLEN.“ ULF KOPPLIN, FACHHÄNDLER UND PRÄSIDENT DES LBT­BUNDESVERBANDES 53 LANDTECHNIK IGL, PFREIMD PRAXIS BRINGT ROUTINE Alois (l.) und Günter Igl sind überzeugt, dass im Zuge der Digitalisierung nur offene Systeme mit absolut kompatiblen Schnittstellen von den Landwirten und Lohnunternehmern akzeptiert werden. 12 TITELTHEMA Der steigende Anteil Elektronik und digitaler Anwendungen eröffnet neue Möglichkeiten bei der Flächenbewirtschaftung – ist aber für den Fachhandel als „Schnittstelle“ zwischen Hersteller und Kunden eine Herausforderung. Wichtig sind deshalb Fachkompetenz und Praxiserfahrung, ist Günter Igl überzeugt. Je einfacher ein technisches Produkt zu bedienen ist, desto größer ist die Akzeptanz der Nutzer und damit auch die Geschwindigkeit der Verbreitung besagten Produkts. Dieser Überzeugung ist jedenfalls Günter Igl, der zusammen mit seinem Bruder Alois in zweiter Generation einen Landmaschinen-Fachbetrieb im oberpfälzischen Pfreimd leitet, unmittelbar an der A 93 gelegen. „Anschauliche Beispiele dafür sind für mich die Smartphones oder auch der Messenger-Dienst WhatsApp. Sie sind intuitiv und sofort nutzbar, niemand muss dafür eine Bedienungsanleitung lesen oder gar eine Schulung belegen. Und doch funktioniert es in der Regel einwandfrei“, meint Günter Igl. „Das kann man von modernen Landmaschinen, vor allem mit Blick auf deren Elektronik, nicht immer in gleichem Maß behaupten“, fügt er hinzu. KOMPATIBILITÄT IST UNERLÄSSLICH Dabei ist Günter Igl sich durchaus bewusst, dass er mit seiner Bemerkung Äpfel mit Birnen vergleicht, zumindest ein wenig. Denn die Funktionalität eines Handys könne nicht 1:1 verglichen werden mit den Anforderungen, die von der Steuerungselektronik einer Pflanzenschutzspritze oder eines Mähdreschers zu erfüllen seien. „Außerdem hat sich in den zurückliegenden drei, vier Jahren auf diesem Gebiet bei Landmaschinen sehr viel zugunsten der Bedienbarkeit und Funktionalität getan“, ist er überzeugt. „Allerdings sind lange noch nicht alle Herausforderungen bewältigt, vor allem, was die Kompatibilität verschiedener Traktor- und Gerätemarken angeht“, ergänzt er. Dieser Aspekt ist aus Sicht der Unternehmer-Brüder sehr wichtig, vertreten sie doch mit ihrem Fachbetrieb in der Landtechnik ein breiteres Spektrum sehr unterschiedlicher Fabrikate. An erster Stelle stehen dabei in der Landtechnik Case IH, Krone und Amazone. „Wir setzen neben dem Traktor bewusst auf Geräte von Herstellern, die in ihren jeweiligen Produktsegmenten Spezialisten sind. Denn nur so ist es möglich, unseren Kunden die bestmögliche Technik anzubieten. Kein sogenannter Long-Liner kann in allen Bereichen führend sein, deshalb sehen wir in unserer Mischung marktrelevanter Top-Marken für unsere Kunden den richtigen Weg“, erläutert Günter Igl seine Haltung. Auch in Bezug auf besagte Kompatibilität der Elektronik und der digitalen Anwendungen passen die drei Hersteller seines Erachtens gut zusammen – unter anderem, weil keiner über den Umweg der Digitalisierung Kunden zwingend an sich zu binden versuche. „Das bedeutet nicht, dass immer alles perfekt funktioniert. Aber es besteht nach meiner Wahrnehmung bei allen drei Firmen Konsens darüber, dass nur offene Systeme mit absolut kompatiblen Schnittstellen auf Dauer von den Landwirten und Lohnunternehmern akzeptiert werden. Erst dann wird sich der Nutzen der Digitalisierung in der Landtechnik voll entfalten“, so der Fachhändler. MEHR EFFIZIENZ Diese Akzeptanz in seiner Kundschaft sei mittlerweile deutlich gestiegen, zumindest bei Käufern von Traktoren oberhalb der 150-PS-Grenze und/oder den jüngeren Landwirten. „Die hängen sich teilweise wirklich rein in das Thema“, berichtet er. Den Einstieg bilden für viele Kunden die Lenksysteme bzw. die automatische Spurführung. Hier „teasern“ die Brüder Igl den Bedarf gern mal an, indem sie Traktoren für die Systeme vorkonfigurieren und den Käufern in der Anfangsphase kostenlos zur Verfügung stellen. Das senke die Hemmschwelle, sich damit zu beschäftigen und sei ein guter Einstieg in die Digitalisierung. „Der Nutzen solcher Systeme ist dann schnell erkennbar“, sagt Günter Igl. Im Mittelpunkt des Interesses stehe dabei außerdem die digitale Erfassung der einzelnen Flurparzellen, ebenso wie das Anlegen von Fahrspuren und festen Fahrgassen, jeweils in Abhängigkeit der Arbeitsbreiten der einzelnen Maschinen. Spür- und messbarer Nutzen ergibt sich nach seiner Einschätzung aus der automatischen Teilbreiten- 13 An Wochenenden und im Urlaub hilft Peter Schultze im Ackerbaubetrieb und Lohnunternehmen seiner Familie, wie zum Beispiel bei der Zuckerrübenaussaat. 24 WISSEN Usselig, also nasskalt und ungemütlich – so würde man im Rheinland das Wetter beschreiben, das mich begleitet, während ich mit dem Auto langsam durch Kakerbeck rolle, einem Ortsteil von Wittingen, ganz im Osten Niedersachsens und nur noch drei Steinwürfe von der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt entfernt. Der Weiler ist so klein, dass es keiner Straßennamen bedarf – doch es dauert ein wenig, bis ich am Ortsrand die beiden Hallen des Lohnunternehmens „MKW“ gefunden habe. Peter Schultze, im Produktmarketing bei Krone zuständig für Mähwerke, erwartet mich bereits am Tor der Maschinenhalle, und weil gerade wieder eine Regenbö niederprasselt, gehen wir rasch hinein, durch die Werkstatt ins Büro, wo mich Carlson begrüßt, ein lebhafter fünfjähriger Labrador, dessen Begeisterung kaum Grenzen kennt, wenn er nicht nur ausgiebig den Besuch beschnuppern kann, sondern der ihm auch noch den Kopf krault. Doch schließlich sitzen wir bei einer Tasse Kaffee am Tisch, wobei sich Carlson auf der Bank neben Peter niedergelassen hat und vertraut den Kopf in dessen Schoß legt, um sich noch ein paar Streicheleinheiten abzuholen. Herr und Hund – ein gemütliches Bild, finde ich. „Carlson gehört nicht mir, sondern meinem Bruder Christoph, der das Lohnunternehmen leitet“, erläutert Peter. Und nicht nur das, denn Familie Schultze bewirtschaftet darüber hinaus einen landwirtschaftlichen Betrieb mit rund 160 ha in Wittingen und ist zudem Mitgesellschafter einer GbR auf der anderen Seite der Landesgrenze in Sachsen-Anhalt. Die Flächen werden durch die MKW bewirtschaftet, zu deren Team neben Christoph noch zwei Festangestellte, Vater Ernst Schultze sowie zwei Saisonhelfer gehören. Und natürlich hilft auch Peter mit. „Wir sind insgesamt vier Brüder und wir alle waren von klein auf immer im Betrieb dabei“, schildert er. „Das gilt bis heute. Seit ich bei Krone arbeite, bleibt zwar nicht mehr viel Zeit dafür. Aber wenn es irgendwie geht, an Wochenenden und im Urlaub, helfe ich sehr gern hier mit.“ TOUR DURCH EUROPA Seine Begeisterung für Landwirtschaft und Technik merkt man ihm an, während er vom Hof berichtet und dem Lohnunternehmen, das auf Mähdrusch, Pressen, Einzelkornsaat sowie Zuckerrübenernte und -logistik spezialisiert ist und dabei für rund 100 externe Kunden im Umkreis von gut 30 km arbeitet. Also ganz klar von Ackerbau geprägt – wie ist dann die Brücke zur Grünfutterernte und zu Krone zu schlagen? „Ganz einfach – durch mein landwirtschaftliches Studium in Osnabrück. Auf der Suche nach einem Praktikumsplatz kam 2016 der Kontakt nach Spelle zustande, genauer gesagt ins Produktmarketing. Und dort wartete eine äußerst ungewöhnliche Aufgabe“, macht Peter Schultze es spannend, während Carlson neben ihm scheinbar eingeschlafen ist. MENSCHEN BEI KRONE OFFEN FÜR NEUES Ein Praktikum während seines Studiums brachte Peter Schultze zu Krone – und bescherte ihm gleich eines der bis dato größten Abenteuer seines Lebens. Heute arbeitet er im Produktmarketing und ist dort für Mähwerke zuständig. Doch auch die Wurzeln zum elterlichen Ackerbaubetrieb sind nicht abgerissen. 25 36 PRAXIS SCHÄFER ANTON WUNDERLICH, LICHTENFELS TRADITION & MODERNE Die Domestizierung von Schafen als Nutztiere begann vor rund 11.000 Jahren in Westasien. Somit ist die Schäferei eine der ältesten Formen der Landwirtschaft überhaupt. Wie es in einem modernen Schafbetrieb zugeht, haben wir bei Familie Wunderlich in Mönchkröttendorf bei Lichtenfels erfahren. 37 lich. Unter anderem gehören dazu: ein Butterfly-Mähwerk, je eine Rund- und Quaderballen-Presse von Krone, mehrere Traktoren, eine Tridem-Mulde, ein Futtermischwagen und ein Teleskoplader. Viel Technik – ausgelegt für einen großen Betrieb. Aktuell besitzt Anton Wunderlich rund 1.300 Mutterschafe, dazu die Nachzucht und Mastlämmer sowie einige Ziegen. Bewirtschaftet werden etwa 500 ha Grünland und 30 ha Ackerland. Familie Wunderlich kommt eigentlich aus Limburg an der Lahn. Anton Wunderlichs Großvater baute in Bayern einen Betrieb auf. Dessen Frau stammt von einem Hof unterhalb des Klinikums Lichtenfels. Anton Wunderlich vergrößerte die Schäferei und siedelte im Jahr 1993 nach Mönchkröttendorf aus. Später kamen noch zwei Wohnhäuser dazu, eins für die eigene Familie, eins für die Altenteiler. Denn auch der 84-jährige Senior ist noch jeden Tag bei den Schafen. LAMMZEIT Auf dem Betrieb angekommen, geht es erst einmal in den Stall. Familie Wunderlich hält Merino Landschafe, die asaisonal ablammen. Viele andere Schafrassen bekommen ihre Lämmer dagegen ausschließlich im Frühjahr. Bei Anton Wunderlich ist also das ganze Jahr Lammzeit, mit Ausnahme von je vier Wochen im Februar und im September. Da werden Mit dem romantischen Bild eines Schäfers hat es wenig zu tun, wenn Anton Wunderlich mit seinem nagelneuen, 215 PS starken Valtra T214 in den Hof einbiegt. Er kommt gerade vom Mistfahren. „Der Traktor ist für drei Jahre gemietet“, sagt der Schafhalter. „Inklusive Full-Service. Denn anders ließe sich eine Investition in dieser Größenordnung heute kaum mehr rechtfertigen.“ Aber auch sonst ist der Maschinenpark des Hofes durchaus beacht- Anton Wunderlich ist Schäfer in Mönchkröttendorf bei Lichtenfels, Bayern. Betrieb auf. Dessen Frau stammt von einem Hof unterhalb des Klinikums Lichtenfels. Anton Wunderlich vergrößerte die Schäferei und siedelte im Jahr 1993 nach Mönchkröttendorf aus. Später kamen noch zwei Wohnhäuser dazu, eins für die eigene Familie, eins für die Altenteiler. Denn auch der 84-jährige Senior ist noch jeden Tag bei den Schafen. LAMMZEIT Auf dem Betrieb angekommen, geht es erst einmal in den Stall. Familie Wunderlich hält Merino Landschafe, die asaisonal ablammen. Viele andere Schafrassen bekommen ihre Lämmer dagegen ausschließlich im Frühjahr. Bei Anton Wunderlich ist also das ganze Jahr Lammzeit, mit Ausnahme von je vier Wochen im Februar und im September. Da werden it dem romantischen Bild eines Schäfers hat es wenig zu tun, wenn Anton Wunderlich mit seinem nagelneuen, 215 PS starken Valtra T214 in den Hof einbiegt. Er kommt gerade vom Mistfahren. „Der Traktor ist für drei Jahre gemietet“, sagt der Schafhalter. „Inklusive Full-Service. Denn anders ließe sich eine Investition in dieser Größenordnung heute kaum mehr rechtfertigen.“ Aber auch sonst ist der Maschinenpark des Hofes durchaus beacht- Was meint Dr. Michael Neumayer mit der „richtigen“ Seite der Kuh? Er ist Tierarzt für Rinder und plädiert vehement dafür, der Kuh häufiger vor das Maul zu schauen als unter den Schwanz. Und er hat gute Gründe dafür. 48 WISSEN FÜTTERUNG DIE „RICHTIGE“ SEITE 49 Tierärzte stehen meist am verkehrten Ende der Kuh – diese These vertrat und begründete der Fachtierarzt für Rinder nicht irgendwo, sondern auf dem Bundeskongress praktizierender Tierärzte, der 2018 parallel zur EuroTier im November in Hannover stattfand. Dr. Neumayer leitet „Kim“, das Kompetenzzentrum für innovative Milchviehhaltung im österreichischen Neukirchen, nahe Salzburg. Dort betreut er mit seinem Team über 80 Rindviehhalter. Wo aber ist die richtige Seite der Kuh? „Vorn, denn beim Futter fängt alles an“, betonte er. Die Lösung vieler Krankheitsbilder der Rinder wie Stoffwechselprobleme, steigende Zellzahlen, abnehmende Fruchtbarkeit und zunehmende Ketosen und Gelenkprobleme sieht er im Futter und in der Art der Fütterung und Futtervorlage begründet. „Landwirte fordern meist die schnelle Lösung eines Problems vom Tierarzt. Anfangs sind Kunden erst einmal sehr skeptisch, wenn ich den langen Weg zum Futter(lager) und danach auch zum Futtertisch vorschlage und dort die Problemlösung suche“, berichtete er. GENAU HINSEHEN Dieser lange Weg beginne bei der Futtergewinnung auf dem Feld und an der Lagerstätte nasser Futtermittel, in Deutschland also meist am Fahrsilo. Der Tierarzt solle BEIDE SEITEN DER KUH Dr. Klaus Pöhlmann war im November einer der Besucher des Bundeskongresses praktizierender Tierärzte (BpT) in Hannover und auch einer der aufmerksamen Zuhörer des Vortrages von Dr. Michael Neumayer. Zusammen mit drei weiteren Tierärzten führt er im schleswig-holsteinischen Owschlag eine Gemischt-Tierarztpraxis. Vorwiegend betreut das Team Rinder, aber auch Pferde und Kleintiere. Die Betriebsgrößen reichen von 20 bis zu 500 Milchkühen. Die Rinderhalter in seiner Kundschaft seien gut ausgebildet und wüssten um die Bedeutung des Futters für die Tiergesundheit und Leistung. Aber es sei trotzdem schwierig, den Landwirten schmackhaft zu machen, diesen Futter-Weg gemeinsam mit dem Tierarzt zu gehen, weil er deutlich zeitaufwendiger sei. Hauptprobleme in den Milchviehställen seien heute Fruchtbarkeitsstörungen und Euterentzündungen – aber gerade sie hängen häufig mit der Fütterung zusammen. Die von Dr. Neumayer beschriebene Schüttelbox sieht auch er als ein geeignetes Hilfsmittel, um den Landwirten glaubwürdig Futterqualitäten erklären und darstellen zu können. Anwenden könne der Tierhalter diese Box dann in der Ernte auch selbst. „Die Idee, den Landwirt bereits bei der Futterernte zu beraten, ist vorstellbar, aber für unsere Kundschaft noch weit weg. In der Vergangenheit ähnelte die Tätigkeit einer Art ‚Feuerwehr-Praxis‘. Wir wurden meist nur zu Notfällen gerufen“, betont Dr. Pöhlmann. Heute sei das anders. Je nach Größe des Betriebes ist er oder einer seiner Kollegen einmal pro Woche im Rahmen eines Betreuungsvertrages auf dem landwirtschaftlichen Betrieb für vorbeugende Untersuchungen. Dann habe man schon auch die Gelegenheit, das Futter und die Fütterung unter die Lupe zu nehmen. „Oft erkennen wir auch an dem, was hinten aus der Kuh herauskommt, wenn vorn beim Futter etwas nicht stimmt. Also sind schon beide Seiten der Kuh für den Tierarzt wichtig“, erklärt er schmunzelnd. einer Art ‚Feuerwehr-Praxis‘. Wir wurden meist nur zu Notfällen gerufen“, betont Dr. Pöhlmann. Heute sei das anders. Je nach Größe des Betriebes ist er oder einer seiner Kollegen einmal pro Woche im Rahmen eines Betreuungsvertrages auf dem landwirtschaftlichen Betrieb für vorbeugende Untersuchungen. Dann habe man schon auch die Gelegenheit, das Futter und die Fütterung unter die Lupe zu nehmen. „Oft erkennen wir auch an dem, was hinten aus der Kuh