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XtraBlatt Ausgabe 01-2019

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XtraBlatt 1 2019

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INTERNATIONAL 1 2 3 1 Farmhand-Eigentümer John Scrivener und seine Söhne Stephen (l.) und Paul. 2 Farmer Tom Hayden setzt auf niedrige Kosten und ist ab einem Milchpreis von 24 ct/l kostendeckend. 3 Familien-Power: Derek Killen (Mitte) und seine sechs Söhne (davon vier im Bild) bewirtschaften zusammen mit acht Mitarbeitern einen Milchviehbetrieb und ein Lohnunternehmen. 4 Adam Killen auf einem der beiden Krone-Häcksler – die Brüder ernten in drei Schnitten rund 4.000 ha Grassilage pro Jahr. der Gesamtumsatz jeweils um fast 20 %. Für 2019 könnte ein Plus von 15 % erreicht werden, hofft er. Schub bringen dabei vor allem die Futtererntemaschinen und die Ersatzteile. Futterernte, erklärt uns Stephen, bedeutet in Irland in erster Linie Grassilage, und der Trend gehe zunehmend zur Häckselsilage. In Irland würden im Mittel der Jahre 55 selbstfahrende Feldhäcksler verkauft. Farmhand hat dabei mit 18 Krone-Maschinen einen Marktanteil von 30 %. Mit dem Wachstum der Betriebe nehme auch die Häckselsilage zu, betont Scrivener Senior. Interessant und vielleicht auch typisch irisch ist, dass die Milchfarmer gute Milchpreise nicht in Maschinen stecken, sondern in Wachstum der Herde und in Land für Futter. Die Futterernte geht, wie auch das Güllemanagement, stetig weiter in die Hände der Lohnunternehmer. Und in dieser Branche ist Farmhand ebenfalls gut unterwegs, sodass der Händler dieser Kundengruppe bereits 40 % seines Umsatzes verdankt. Farmhand hat 44 Mitarbeiter, davon sind 25 im Innen- und 19 im Außendienst. Als Importeur für die genannten Hauptmarken arbeitet er mit insgesamt 34 Landmaschinenhändlern zusammen. Davon sind sechs in Nordirland beheimatet, also in Großbritannien. Allein mit ihnen macht Farmhand rund 12 Mio. € Umsatz pro Jahr. Dies ist ein Grund, warum der Brexit für den Importeur natürlich ein wichtiges Thema ist und die Familie sich keine harte Grenze zu Nordirland vorstellen will und kann. KOSTEN IM GRIFF Dass die Farmer mit dem Milchpreis aktuell zufrieden sind, bestätigt uns Tom Hayden. Er ist Milchfarmer mit 300 Kühen im County Meath, rund eine Autostunde nordwestlich von Dublin. „Ja, mit dem Milchpreis von 32 ct/l komme ich zurecht. Der dürfte noch anziehen, denn letztes Jahr lag er noch um 4 ct/l höher“, schildert der sichtbar gut gelaunte Landwirt. Nicht nur seine Stimmung ist offensichtlich gut, sondern scheinbar auch seine Low-Cost-Strategie. Nicht nur die Hof- und Stallanlage, sondern auch die Leistung seiner 300 Kühe von durchschnittlich 6.500 l Milch spiegelt sein Bestreben nach unbedingter Kostendämpfung wieder – und nicht den Ehrgeiz nach Hochleistung. Das Ergebnis: Seinen Break-Even bei der Milch beziffert er mit 24 ct/l. Der 37-jährige Farmer hält insgesamt 500 Kopf Rindvieh. An 200 Tagen laufen Kühe und Rinder auf den hofnahen Weiden. „Das kostet bei den Kühen Leistung, aber die 4 Weidehaltung reduziert Futterkosten und Arbeitszeit“, meint er. Die Farm umfasst 162 ha Grasland und gut 60 ha Ackerland. Letzteres ist für 500 €/ha gepachtet. Das Grasland wird teilweise beweidet oder aber dreimal im Jahr zwischen Mai und September für Grassilage geschnitten. Das erledigt komplett der Lohnunternehmer vom Mähen bis zum Walzen der Futtersilos. Im vergangenen Jahr traf Irland erstmalig ein eher unbekanntes Phänomen. An acht Wochen im Juni und Juli fiel so gut wie kein Regen. „Das war ein Alptraum und hat uns fast einen ganzen Grasschnitt gekostet“, erinnert sich der Landwirt. So musste er 300 Grassilage-Rundballen zum Preis von 30 € je Ballen zukaufen. In normalen Jahren kostet ein Ballen Grassilage gut 20 €. Sein Bestreben ist aber nicht nur, die Kosten im Griff zu halten, sondern auch die Arbeit. Aus diesem Grund hat Tom Hayden seit 18 Monaten seine Milchviehherde mit der eines Kollegen vereint. Hauptgrund seien nicht die Kosten gewesen, sondern die fehlende Arbeitszeit und die immer zu knappe Fläche. „Die Arbeit ist ein wachsendes Problem, gerade für uns Milchviehbetriebe“, betont er. „Keiner will melken!“ DIE HILFREICHEN SIEBEN Genau dieses Problem der knappen Zeit und der fehlenden Mitarbeiter fesselt alle Milchfarmer gleichermaßen. Davon profitieren die Lohnunternehmer. Eine florierende Branche in Irland, die an Stellenwert gewinnt, aber die sich auch einen gnadenlosen Wettbewerb liefert. Das hören wir auch von den Killen Brothers. Das sind Vater Derek Killen und seine sechs Söhne Christopher, Jonathan, Robert, Philip, Adam und Gordon. Sie managen zusammen mit acht fest angestellten Mitarbeitern eine Milchviehfarm (400 Kühe) und ein Lohnunternehmen nahe Londonderry in Nordirland. Die Gründung des Lohnunternehmens als zweites Standbein neben dem Hof ergibt besonders bei sechs Söhnen Sinn, zumal der Markt in seiner Region nach Dienstleistern verlangt. Die Killen Brothers bedienen rund 100 Kunden im Radius von rund 50 km. Ihre Kunden melken im Schnitt 200 Kühe. Es geht also um Grasernte und Gülle. Die Killen Brothers ernten insgesamt 4.000 ha Grassilage, bei drei Schnitten also rund 1.300 ha pro Schnitt. Sie erledigen immer die komplette Kette. Also vom Mähen bis zum Walzen der Silage. Sie mähen mit einem Krone BiG M sowie zwei Front-Heck-Mähkombinationen, jeweils mit Aufbereiter. Geschwadet wird mit einem Vier- und einem Zweikreisel-Schwader. Gehäckselt wird mit je einem Krone BiG X 700 und 630. Drei Radlader übernehmen die Walzarbeit. Für die komplette Grassilagekette berechnet er 173 €/ha, ohne Anfahrtspauschale, aber Diesel inklusive. Silageernte bedeutet 16 Stunden Dienst am Tag, geerntet wird auch nachts an sechs Tagen der Woche. Im Umkreis von 10 km arbeiten fünf weitere Lohnunternehmer. Preiserhöhungen funktionieren schon seit fünf Jahren nicht mehr, ist zu erfahren. „Wenn der Regen für ein oder zwei Tage laut Vorhersage stoppt, rufen die Farmer an und wollen Silage machen. Wenn wir dann nicht sofort zusagen, fragen sie ohne Zögern einen Wettbewerber“, schildert Adam Killen. Die Lohnunternehmer stehen also zwischen Mai und September ständig in den Startlöchern und investieren in mehr Schlagkraft, um mehr Kunden gleichzeitig bedienen zu können. „Das System der breiten Verfügbarkeit stößt allerdings bald an Grenzen, wenn Preiserhöhungen weiter auf der Strecke bleiben“, betont Vater Derek. Aber da die irischen Milchfarmer weitgehend frei von Außentechnik sind, wird es zu besseren Preisen kommen müssen, wenn sie ihr Futter zwischen den drohenden Regenwolken unter die Folie bekommen wollen, so seine Überzeugung. Die Hoffnung der Killen Brothers ist berechtigt, aber.... Und der Brexit? Da gehen die Meinungen auch in dieser Familie im Norden der irischen Insel kräftig auseinander. Hauptsache keine harte Grenze – darin besteht Einigkeit. « 30 31