Aufrufe
vor 4 Jahren

XtraBlatt Ausgabe 01-2019

  • Text
  • Landwirtschaft
  • Familie
  • Futter
  • Lohnunternehmer
  • Digitalisierung
  • Landwirte
  • Betrieb
  • Krone
XtraBlatt 1 2019

PRAXIS MOLKEREI

PRAXIS MOLKEREI HÜTTENTHAL HANDWERKLICH & REGIONAL Familie erworben. „Allein im Odenwald gab es damals sieben Molkereien“, sagt Kurt Kohlhage. „Davon sind allein wir übriggeblieben.“ Anders als in Frankreich oder in der Schweiz wird Milch in Deutschland hauptsächlich von Großmolkereien verarbeitet. Regionale Spezialisten, wie die Molkerei Hüttenthal, gibt es hierzulande kaum mehr. Eine besondere Reise in den Odenwald. Die Molkerei Hüttenthal befindet sich in Familienbesitz von Britta und Kurt Kohlhage. Wiesen, Wald und Flusstäler findet man reichlich im Odenwald. Das Mittelgebirge befindet sich im Dreieck zwischen den Städten Heidelberg, Darmstadt und Würzburg. Die Flächen werden teilweise für den Ackerbau, aber überwiegend als Grünland genutzt. Fleckvieh ist hier die bodenständige Rinderrasse. „Das Rückgrat unserer Produktion ist die Milch von 16 landwirtschaftlichen Familienbetrieben, davon zwei mit Ziegen, die uns alle zwei Tage rund 14.000 l Kuh- und 1.000 l Ziegenmilch liefern“, erklärt Britta Kohlhage. Sie und ihr Mann Kurt sind Inhaber der Molkerei Hüttenthal. Der weiteste Betrieb ist nur 25 km, d. h. eine halbe Stunde von der Molkerei entfernt. Britta und Kurt Kohlhage stellen hohe Ansprüche an ihre Milchbauern. Gentechnisch verändertes Futter ist ebenso verpönt wie der Einsatz von Glyphosat auf dem Grünland. Der Weidegang im Sommer ist obligatorisch. Eine Ausnahme bilden zwei Bauernhöfe, auf denen mit dem Roboter gemolken wird. Aber dort dürfen die Tiere auf der direkt angrenzenden Weide auch frische Luft und Sonne tanken. Dafür gibt es dann auch einen Auszahlungspreis, der rund 2 ct/kg über dem Durchschnitt liegt. „Unsere Landwirte halten im Mittel 52 Kühe, pro Betrieb werden uns jährlich rund 400.000 kg Milch geliefert. So kommen wir auf eine Milchmenge von insgesamt etwa 5 Mio. kg im Jahr, die wir in unserer Molkerei zu Frischprodukten und Käse verarbeiten“, ergänzt Kurt Kohlhage. „Und das reicht auch. Wir sind damit gut ausgelastet, weiter expandieren wollen wir nicht.“ Der Betrieb existiert bereits seit dem Jahr 1900. Damals war er noch genossenschaftlich organisiert. Zwölf Jahre später hat ihn die SORTIMENTS- ERGÄNZUNG Von den früheren Zeiten, als die Milch noch in Kannen angeliefert wurde, zeugt die typische Rampe an der Vorderseite des Gebäudes. Heute wird der weiße Rohstoff alle zwei Tage mit dem Tankwagen mit einer Temperatur von 4 °C auf den Höfen abgeholt. Kurt Kohlhage erklärt: „Bei der Milchmenge haben wir nur noch geringe Schwankungen. Früher war das viel extremer, weil die Frühjahrskalbung sehr verbreitet war. Im Winter gab es teilweise mehr als 30 % weniger Milch. Was sich jedoch immer noch verändert, sind die Inhaltsstoffe. Im Winter beträgt der Gehalt an Fett rund 4,3 % und der an Eiweiß maximal 3,5 %. Während der Weidesaison sind es 3,9 % Fett und 3,3 % Eiweiß. Ganz anders ist das bei den Ziegen. Da werden alle weiblichen Tiere eines Bestandes gleichzeitig trockengestellt. Und anschließend säugen sie ihre Zicklein. Da bekommen wir drei Monate – von Ende November bis Ende Februar – überhaupt keine Milch.“ Mit der Verarbeitung von Ziegenkäse hat Familie Kohlhage vor etwa 25 Jahren begonnen, als Britta und Kurt Kohlhage die Molkerei übernommen haben. „Wir waren damals auf der Suche nach einer zusätzlichen Nische, als drei Landwirte bei uns angefragt haben, ob wir Interesse hätten“, 20 21