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XtraBlatt Ausgabe 01-2018

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MENSCHEN PRAXIS RUBRIK

MENSCHEN PRAXIS RUBRIK auf, dass wir unsere Verpächter, aber auch andere Landwirte der Umgebung als Lieferanten nutzen. So entsteht eine hohe gegenseitige Loyalität“, erklärt der Betriebsleiter. Denn der jährliche Bedarf von etwa 1.700 m 3 Hackschnitzel lasse sich nicht allein aus dem betriebseigenen Forst und Landschaftspflegemaßnahmen decken. Die Hackschnitzel werden vergast und mit diesem gereinigten Gas werden rund 220.000 kWh Strom im Jahr produziert. Die entstehende Wärme nutzt der Betrieb über ein eigenes Nahwärmenetz im kompletten Dorf selbst. Die Abstrahlwärme des Motors wird abgesaugt und durch die Hackschnitzel gedrückt. So sind wir in der Lage, Hackschnitzel innerhalb von fünf bis sieben Tage auf 8 % runter zu trocknen. „Für unser Konzept haben wir 2014 den Bayerischen Umweltpreis bekommen“, berichtet Peter Blancke stolz. Zur Gemeinschaft gehört auch eine Bäckerei, die betriebseigenes Getreide verarbeitet und viele verschiedene Brot- und Backwaren vermarktet. Das Prinzip der Nachhaltigkeit gilt im gesamten landwirtschaftlichen Betrieb. Ziel ist, die meisten Futter- und Lebensmittel selbst zu produzieren. So wird z.B. die gesamte Milch aus der Landwirtschaft in der hofeigenen Käserei verarbeitet und vermarktet. Rund 22 verschiedene Demeter-Käsesorten, aber auch Quark, Aufstriche und Joghurt sind im Angebot. Das Restprodukt Molke bekommen die 24 Mastschweine, die in einem offenem „Wohlfühlstall“ auf dem Hof leben. Der Speck der Schlachtschweine findet seine Bestimmung – zusammen mit dem Fleisch der geschlachteten Altkühe – in Salami. Das angebaute Getreide kommt zum Teil in die Bäckerei des Münzinghofes, wo Brote und andere Teigwaren hergestellt werden. Das Gemüse stammt aus den eigenen Gewächshäusern, die auch der Jungpflanzen- und Blumenzucht dienen. Die Pflanzen und das Biogemüse finden übrigens auch bei zahlreichen Kunden im weiteren Umkreis reißenden Absatz. „Regionalität, Nachhaltigkeit und Inklusion sind für uns keine Floskeln, wir leben es täglich. Ich mag einfach Kreisläufe, denn sie entsprechen meiner Überzeugung als Landwirt“, betont er. Natürlich reicht die Kreislaufwirtschaft allein nicht aus. Der eingetragene Verein bekommt für jeden Menschen mit Hilfebedarf Geld, für den er einen Wohnplatz und einen Arbeitsplatz bietet, dazu kommen noch die in den einzelnen Werkstätten erwirtschafteten Erlöse. „Wir sind mit rund 115 internen und externen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, die bei uns auf der Lohnliste stehen, der größte Arbeitgeber der Stadt Velden. Dazu kommen noch die Menschen mit Hilfebedarf“, erklärt Peter Blancke. Kraftakte sind regelmäßig vor allem größere Investitionen, etwa für größere Maschinen oder Gebäude. Schließlich lassen sich nicht die gleichen Wirtschaftlichkeitsmaßstäbe anlegen wie in rein gewinnorientierten Unternehmen. „Etwa 20 % der benötigten Geldmittel erwirtschaften wir in den Werkstätten selbst, ca. 80 % stammen von den Kostenträgern für die WfbM-Arbeitsplätze, also Werkstätten für behinderte Menschen, der Bezirke, in denen die Dorfbewohner mit Hilfebedarf geboren wurden“, sagt Peter Blancke. Ausnahme davon ist die Landwirtschaft, hier gilt eher das umgekehrte Verhältnis von 80:20. „Wir bekommen für unsere Landwirtschaft keine anderen Fördergelder als jeder andere biologisch wirtschaftende Landwirt auch. Alles was wir anschaffen, müssen wir real erwirtschaften“, sagt der Betriebsleiter. Sehr erfreulich sei jedoch die Unterstützung zum Beispiel einiger Landmaschinenhersteller, die manchmal gute Einkaufskonditionen bieten; diese Preisnachlässe können sie dann über eine Spendenbescheinigung bei der Steuer absetzen. Peter Blancke ist stolz darauf, dass das Wirtschafts- und Vermarktungskonzept so gut aufgeht und der Arbeitsbereich Landwirtschaft innerhalb der Gemeinschaft schwarze Zahlen schreibt. „Das war bei Übernahme vor 15 Jahren nicht so. Bio und modern sind eben kein Widerspruch“, meint er abschließend. 30

Serie „Vorbeugen statt heilen“ RICHTIG FÜTTERN Eine optimale Futterqualität ist die Basis für gute Tiergesundheit und hohe Milchleistung. Doch auch beim eigentlichen Füttern gibt es entscheidende Erfolgsfaktoren. In Teil 2 unserer Serie bringt Tierarzt André Hüting die Schlüsselfaktoren auf den Punkt. 31