MENSCHEN TITELTHEMA Futtergewinnung GENAUER HINSEH Optimale Silage hängt nicht nur von der Häckseltechnik und der Arbeit des Lohnunternehmers ab. Futtergewinnungs-Experte Heinz-Günter Gerighausen erläutert „Stellschrauben“ vom richtigen Schnittzeitpunkt bis zur Verdichtung im Silo. Vor allem sieht er die Landwirte in der Pflicht, sich mehr mit dem Thema Grundfutter zu beschäftigen. 8
EN » OptiMaize beginnt nicht beim Maishäckseln, sondern schon mit der Grasernte. « Heinz-Günter Gerighausen W er als Landwirt eine wirtschaftliche Milchproduktion anstrebt, sollte mindestens 60 % der Milchleistung aus dem Grundfutter erzielen. Diese Erkenntnis ist an sich nicht neu. Aber was beeinflusst die Qualität – speziell mit Blick auf den Silomais? Klar, dazu gehört ganz zentral die Technik der Grünfutterernte, was die Maschinenfabrik Krone zur Entwicklung des Opti- Maize-Konzeptes veranlasste. Doch wovon hängt die Futterqualität noch ab? Einen gleichermaßen detaillierten wie ganzheitlichen Blick auf dieses Thema hat Heinz- Günter Gerighausen. Er ist Experte auf dem Gebiet der Futtergewinnung und langjähriger Lehrer der Fachschule für Agrarwirtschaft in Haus Riswick, einem der beiden Versuchsbetriebe der Landwirtschaftskammer NRW. XtraBlatt: Herr Gerighausen – wie gelingt ein für die Rindviehhaltung optimaler Silomais? Heinz-Günter Gerighausen (schmunzelnd): Mit der Beantwortung dieser Frage könnte man ganze Bücher füllen – was ja auch bereits wiederholt geschehen ist. Aber, um es kurz zu machen: Es gibt nicht DAS optimale Grundfutter, und es macht keinen Sinn, für alle Regionen, Betriebe und Leistungsgruppen pauschaliert eine Antwort geben zu wollen. Dies muss jeder Betriebsleiter für seine Tiere, seine verfügbaren Futtermittel, seine Böden und seine Rationsvorstellungen entscheiden. Eines ist jedoch entscheidend: Wer optimales Futter produzieren will, muss von der Kuh her denken. Die Anforderungen der Tierernährung müssen den Prozess der Futtergewinnung bestimmen. Und nicht umgekehrt! Diesbezüglich läuft in der Praxis – leider – oft noch vieles falsch, und es wird zu viel Potenzial verschenkt. Fachlehrer Heinz-Günter Gerighausen: „Die Anforderungen der Tierernährung müssen den Prozess der Futtergewinnung bestimmen. Und nicht umgekehrt!“ XtraBlatt: Können Sie bitte ein Beispiel nennen, wo nach Ihrer Erfahrung nicht „von der Kuh her gedacht“ wird? Gerighausen: Ein passendes Stichwort ist die Schnitthöhe. In vielen Fällen werden die Pflanzen beim Häckseln zu tief abgeschnitten, weil der Landwirt das Maximum an Masse ernten möchte und/oder weil er auf diese Weise hofft, die nach der Ernte dringend zu empfehlende Stoppelbearbeitung zur Maiszünslerbekämpfung zu sparen. Beides ist jedoch eindeutig zu kurz gedacht und gerechnet. Denn die letzten Zentimeter Stängel der Maispflanze bringen zwar Masse, aber keine Klasse und wären als Futter bestenfalls für Jungrinder oder Trockensteher geeignet, aber nicht für hohe Laktationsleistungen. XtraBlatt: Also im Mais lieber höher schneiden und auf jeden Fall die Stoppeln bearbeiten? Gerighausen: Richtig. Kleiner Exkurs dazu, der nicht unmittelbar mit Futterqualität zu tun hat, aber trotzdem wichtig ist: Es erschreckt mich jedes Jahr wieder, auf wie vielen Flächen im späten Herbst noch unbearbeitete Maisstoppeln stehen. Das Maiszünslerrisiko wird von vielen Landwirten eindeutig immer noch unterschätzt – und die Kosten einer entsprechenden Maßnahme überschätzt. Zumal über die Greening-Vorgaben ohnehin eine Begrünung verpflichtend ist. Warum also nicht sofort nach der Ernte mulchen und noch im gleichen Arbeitsgang säen, zum Beispiel Ackergras oder Grünroggen? Der Nutzen dessen ist um ein vielfaches größer als die Kosten. Hier würde ich mir ein Umdenken der Landwirte wünschen. Das gilt jedoch auch – um wieder den inhaltlichen Schwenk zurück zum Thema zu vollziehen – in der Futtergewinnung. 9
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