MENSCHEN PRAXIS RUBRIK HOHE LEISTUNG DURCH ZUCHT Die Kühe der Familie Kraus haben eine durchschnittliche Lebensleistung von 27.000 l Milch und einen Stalldurchschnitt von 11.000 l mit einem Eiweißgehalt von 3,7 % und einem Fettanteil von 4,0 %. „Fleckviehkühe haben von sich aus schon mehr Eiweiß in der Milch als Schwarzbunte“, erklärt Georg Kraus. Die guten Werte erreicht der Milchviehhalter nach eigenen Angaben aber auch durch eine gezielte Zucht und ein ausgeklügeltes Herdenmanagement. „Unsere Kühe werden nicht auf große Euter gezüchtet, sondern auf Gesundheit, dennoch sind 100.000 l bei uns keine Seltenheit. Die Kälber bekommen von Anfang an Vollmilch, wir verwenden kein Milchpulver. Ich bin der Überzeugung, dass wir so die Milchleistung und Gesundheit steigern“, erzählt Georg Kraus. Ein weiterer Erfolgsfaktor sei die Umstellung auf eine genfreie Fütterung. Seit 2008 verzichtet der Landwirt freiwillig auf sojabasiertes Futter. Zum einen ist dies auch eine Vorgabe der privaten Molkerei Gropper aus Bissingen, die die Milch der Familie Kraus vermarktet, zum anderen findet Georg Kraus, dass sich die Leistung der Kühe seitdem gesteigert hat. „Ein weiterer Punkt ist natürlich der Preis: Das GVO-freie Futter ist für uns günstiger, da wir alles selbst herstellen“, erklärt Georg Kraus. FUTTERMANAGE- MENT OHNE GVO Auf 180 ha baut der Landwirt sein Futter an, 60 ha sind davon Eigentum, der Rest ist gepachtet. „Wir haben ca. 80 ha Silomais, 50 ha Grünland, 30 ha Wintergerste und 20 ha Kleegras“, erzählt Georg Kraus. Den Mais häckselt ein Lohnunternehmen für ihn, das Abfahren und Festfahren organisiert die Familie Kraus selbst – bei Bedarf mit Aushilfen während der Ernte. Georg Kraus ist von der Qualität des Lohnunternehmers überzeugt: Die Körner seien gut gecrackt und die Länge von 7 mm stellt für ihn ein optimales Futter dar. Zusätzlich zum Mais erhalten die Milchkühe von Georg Kraus täglich eine Mischung aus 12 kg Grassilage, 5 kg Biertreber, 0,7 kg Stroh, 2 kg Rapsextraktionsschrot, 2 kg aufgewertetes Rapsschrot und 1 kg Getreideschrot. Die Getreideernte übernimmt ebenfalls ein Lohnunternehmen, die Grassilage organisiert der Landwirt allein. Bis zu sechsmal jährlich wird bei ihm mit einem Schmetterlingsmähwerk mit Aufbereiter von Krone gemäht und mit zwei Krone-Ladewagen abgefahren. Für die Grünfutterernte hält der Landwirt zusätzlich einen Kreiselheuer und einen Vier-Kreiselschwader von Krone bereit. Die Biogasanlage füttert die Familie Kraus mit den täglichen Futterresten, der Rindergülle und den ersten 40 bis 50 cm des Fahrsilos, da die Qualität hier am niedrigsten ist. Das Gärsubstrat setzt Georg Kraus als Dünger auf seinen Flächen ein. FLEXIBILITÄT FEDERT KRISEN AB Die Fleckviehzucht hat für Georg Kraus neben der Milch auch noch einen weiteren Grund. Als Zweinutzungsrind ist für ihn zum Beispiel auch die männliche Nachzucht wichtig. Nach sieben Wochen werden die Bullenkälber über den Fleckviehzuchtverband Wertingen versteigert. 15 bis 20 Bullen zieht Georg Kraus 28
Die „Wohlfühl-Milch“ soll für den Menschen verträglicher sein als herkömmliche Milch. DIE A2- „WOHLFÜHLMILCH“ Seit Kurzem bietet die Familie ihre Milch auch direkt über einen Milchautomaten am Hof an. „50 l am Tag verkaufen wir so im Schnitt“, erklärt Georg Kraus. Sein Sohn Andreas Kraus ergänzt: „Wir bieten in dem Milchautomaten nur ganz bestimmte Milch an, die „Wohlfühl-Milch“, und auch nur von drei Kühen.“ Die Rede ist von sogenannter A2-Milch, die verträglicher sein soll als A1-Milch. Andreas Kraus erklärt: „Die A2-Milch ist bekömmlicher für den Menschen, das liegt an einer Aminosäure im Milcheiweiß Beta- Kasein. Eine Laktoseintoleranz bezieht sich meiner Meinung nach auf A1-Milch. Ob eine Kuh A2-Milch gibt, ist genetisch bedingt. Wir haben unsere Kühe getestet und setzen jetzt drei reinerbige A2-Kühe für die Direktvermarktung ein.“ Penny und Melly freuen – samt Foto und Kurzvorstellung. „So bekommen die Käufer eine Beziehung zu den Tieren. Das ist eine gute Kundenbindung und wir bekommen viel positives Feedback“, sagt Andreas Kraus. Bisher läuft die Vermarktung der A2-Milch nur über den Milchautomaten auf der Hofstelle. „Frischmilch darf von Gesetzes wegen nur auf dem Hof, wo die Rinder stehen, verkauft werden“, klärt Georg Kraus auf. Langfristig möchte die Familie ihre Zucht auf das A2- Merkmal selektieren und damit ein Alleinstellungsmerkmal erlangen. „Wir steigen aber erst langsam um, man muss ja damit auch langfristig Geld verdienen können“, sagt Andreas Kraus abschließend, bevor er wieder in den Stall geht. Die Arbeit und seine Kühe warten auf ihn. für die Zucht pro Jahr selbst auf, um den Genpool aufzufrischen und 30 bis 40 der Jungkühe werden jährlich über den Fleckviehzuchtverband abgegeben. „Wir verkaufen seit einem Jahrzehnt bundesweit unsere Nachzucht. Unsere Tiere findet man sowohl im Norden Deutschlands als auch im Ausland. In den Niederlanden, China und der Türkei gibt es einen größer werdenden Markt“, erzählt Georg Kraus. Der Verkauf des Fleisches und der Kälber bringen dem Landwirt nach eigener Rechnung rund 6 Cent/l zusätzlich zur Milch ein, weshalb ihn die Krise nicht so sehr getroffen hat wie andere Milchviehhalter. „Wir haben in Bayern zudem viele private Molkereien, die von sich aus schon mehr pro Liter bezahlen, das kommt uns natürlich auch zugute“, sagt Georg Kraus. Welche Kühe das sind, zeigt ein Informationsblatt beim Automaten: Die Kunden dürfen sich über die Milch von Babsi, Über eine Software können Georg Kraus (l.) und Andreas Kraus die Kühe, die von dem Melkroboter gemolken werden, überprüfen. 29
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