Aufrufe
vor 6 Jahren

XtraBlatt Ausgabe 01-2017

  • Text
  • Krone
  • Menschen
  • Betrieb
  • Lohnunternehmer
  • Landwirt
  • Landwirte
  • Futter

MENSCHEN INTERVIEW

MENSCHEN INTERVIEW „Auszubildende und Mitarbeiter kommen heute nicht mehr automatisch von allein auf die Firmen zu, vielmehr müssen sich diese schon aktiv um Verstärkung bemühen.“ rade die Jugendlichen buchstäblich und im übertragenen Sinn ganz anders ansprechen. Dieses Konzept ist sehr erfolgreich, denn nur ein minimaler Anteil derjenigen, für die wir uns beim beschriebenen Auswahlverfahren entschieden haben, sagt uns jetzt noch ab. Übrigens bekommen auch diejenigen, die wir nicht nehmen, von uns ein Feedback auf ihre Bewerbung. Das ist für mich eine Frage des Stils und kommt ebenfalls sehr gut an. antworten: dann zahlt halt mehr Gehalt. Ganz nach dem Motto: der Krone hat gut reden… Erstens liegt im Finanziellen ein Teil der Ursache, aber nicht der einzige. Und zweitens kann das Handwerk generell bei der Entlohnung häufig nicht mit Industriestandards mithalten. XtraBlatt: Und wie viele Auszubildende bleiben? Bernard Krone: Mein Vater pflegt stets zu sagen: Entweder arbeitet man für Krone einen Tag oder ein ganzes Berufsleben. Das trifft in sehr vielen Fällen unserer Mitarbeiter wirklich zu! Doch natürlich gibt es auch mal Wechsel, und wir bilden insgesamt etwas über Bedarf aus. Aber die schon erwähnten guten Wechsel- und Weiterentwicklungsoptionen innerhalb des Unternehmens bieten zum Beispiel einem Industriemechaniker auch die Perspektive eines dualen Studiums, etwa im kaufmännischen Sektor. Auch das verhindert Abwanderung. Um es auf den Punkt zu bringen: Wir müssen das Potenzial besser nutzen, um gute Mitarbeiter/innen zu bekommen und zu halten. Wir brauchen die Besten – nur das bringt das Unternehmen nachhaltig voran. XtraBlatt: Deshalb sehen sich Händler und Lohnunternehmer manchmal auch als Steinbruch der Industrie, was qualifizierte Kräfte betrifft… Bernard Krone: Ein gefühlter Wert, der argumentativ nicht wirklich zu entkräften ist. Aber wo Sie es schon ansprechen: Genau das ist der Grund, warum Krone so massiv selbst ausbildet. Doch zurück zum Handwerk: Mein Rat ist, anders als bisher nach jungen Leuten zu suchen, andere Stärken der Arbeit als rein das Gehalt zu betonen und sich als Arbeitgeber in seinem Umfeld besser zu positionieren, quasi als eigene Marke. Die sozialen Netzwerke nehmen hier eine wichtige Position ein. Auszubildende und Mitarbeiter kommen heute nicht mehr automatisch von allein auf die Firmen zu, vielmehr müssen sich diese schon aktiv um Verstärkung bemühen. XtraBlatt: Das würden Landmaschinen-Fachhändler, Lohnunternehmer, aber teils auch Landwirte ebenfalls gern tun. Die Realität ist aber: Es gibt zu wenig brauchbare Ausbildungsbewerber. Und wenn gute Leute an Bord sind, besteht ein hohes Risiko, dass sie bald abwandern in Jobs mit mehr Gehalt und geregelter Arbeitszeit… Bernard Krone: Für dieses Dilemma gibt es keine einfache Lösung. Und es wäre vermessen bis unfair, würde ich XtraBlatt: Zum Beispiel? Bernard Krone: Nehmen wir auf der Händlerseite die wirklich gute und gelungene „Starke Typen“-Kampagne, die auch wir finanziell unterstützen. Doch nutzt jeder Fachbetrieb die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten und angebotenen Werbemittel? Gibt es am Tag der offenen Tür, zu dem oft auch viele junge Menschen kommen, einen eigenen Stand für die Personalwerbung? Oder spre- 24

Frauen sind in technischen Berufen deutlich unterrepräsentiert. Sie dafür zu begeistern, ist eine spannende Lösung des sich abzeichnenden Fachkräftemangels. chen an so einem Tag Chef oder Chefin direkt potenzielle Bewerber an? Hier muss sich jeder Betriebsleiter fragen, ob er sich wirklich angemessen bemüht. Das gilt übrigens genauso für Lohnunternehmer und Landwirte. Anderes Beispiel: Gehen die Ausbilder direkt auf Schulen zu? Fahren sie – nach Rücksprache mit der Schule – mal mit einem Traktor oder gar Häcksler dort vor? Verstehen hat mit Begreifen zu tun, und Begeisterung viel mit Technik. Übernehmen sie Patenschaften bei Schulaktionen oder gar mit einer speziellen Klasse? Werden die Möglichkeiten genutzt, zu informieren, Praktika anzubieten, die positiven Seiten unserer Berufe hervorzuheben? Natürlich sollte die Lebens- und Arbeitsrealität in den Betrieben dem entsprechen. Und das Bemühen um Bewerber darf nicht aufhören, sobald der Ausbildungsvertrag unterschrieben ist. Die Vielfalt der Arbeit, das Miteinander im Team, das Erläutern von Zusammenhängen, das stärkere Einbeziehen und die Perspektive der eigenen beruflichen Weiterentwicklung ziehen nicht nur bei einem Industriearbeitgeber wie uns, das gilt im Prinzip für jeden Arbeitgeber. Sicher ist: Der Lehrling als billige Hilfskraft hat ausgedient. XtraBlatt: In den grünen Berufen wird bei der Diskussion um Auszubildende und Mitarbeiter meist über männliche Bewerber nachgedacht… Bernard Krone: …und damit ein großes Potenzial ignoriert! Damit meine ich nicht die wichtige und klassische Arbeit im Büro, die in unserer Branche meistens fest in Frauenhand ist. Nein, auch und gerade rund um Maschinen können Kolleginnen eine feste Größe sein – und sollten es mehr als heute werden! Ich sehe es ja bei uns im Betrieb, aber ebenso bei unseren Kunden: Wo sich junge Frauen für Technik begeistern, bekommen sie in jeder Hinsicht hervorragendes Feedback und Bewertungen, sei es als Fachkraft Agrarservice, Mechanikerin oder Vorführfahrerin. Das gilt, nebenbei bemerkt, auch für das Betriebsklima und den Umgang mit Kunden. Besonders im Dienstleistungsbereich von Handel oder Lohnunternehmen ist neben dem Fachwissen die menschliche Komponente – um nicht zu sagen Kompetenz – wichtiger als je zuvor! 25