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XtraBlatt 02-2016

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MENSCHEN INTERVIEW In

MENSCHEN INTERVIEW In der Kontinuität der Firmenleitung sowie der Nähe der Inhaber zu Markt und Kunden sieht Alfons Veer ein echtes Pfund für Vertrauen und Sicherheit. XtraBlatt: Vermutlich sieht die strategische Planung, an der Sie ja maßgeblich mitwirken, darin nicht das Ende der Fahnenstange?! Alfons Veer: Sicher nicht. Ein wesentlicher Aspekt ist dabei, in den von uns als Hersteller bereits bedienten Märkten weitere Anteile zu gewinnen und so den Umsatz zu steigern. XtraBlatt: Das dürfte zum Beispiel in Deutschland ziemlich schwer fallen… Alfons Veer: Da stimme ich Ihnen zu. Aber zum Beispiel in Europa gibt es diesbezüglich noch viel Potenzial, selbst in schwierigem Marktumfeld. XtraBlatt: Was stimmt Sie da optimistisch? Alfons Veer: Der Ausbau unserer Vertriebsorganisationen ist ein wichtiger Bestandteil. Aber ich sehe zum Beispiel auch in der Nähe der Inhaber zum Markt und zu den Kunden ein echtes Pfund – das gibt es nach meiner Einschätzung in dieser Form in unseren Branchen und in einem Unternehmen dieser Größe kein zweites Mal. Gelebte Nähe, verbindlich, authentisch, eine große Kontinuität in der Firmenleitung – das sorgt für Vertrauen bei den Kunden und gibt Sicherheit. XtraBlatt: Stichwort Sicherheit: Ein Wachstum von 400 %, wie Krone es zwischen 2001 und 2016 realisiert hat, finanziert sich nicht aus der Portokasse. Kann ein Mittelständler dies angesichts der globalen Herausforderungen künftig „gesund“ durchhalten? Alfons Veer: Eindeutig ja! Das zeigt allein schon die Relation von zurzeit knapp 440 Mio. Euro Eigenkapital in Relation zu rund 950 Mio. Euro Bilanzsumme. Natürlich lässt sich das von Ihnen genannte Wachstum nicht aus dem Eigenkapital allein finanzieren, sondern braucht Kreditlinien. Aber eine Nettoverschuldung von weniger als 90 Mio. ist angesichts von 2 Mrd. Euro Umsatz kein Grund 1 für schlaflose Nächte, sondern aus meiner Sicht ein klares Signal der Stabilität. XtraBlatt: Wo wir gerade bei Signalen sind: Der Firmeninhaber hat 2014 die Leitlinie 20-20-20 definiert, also bis zum Jahr 2020 mindestens 20 % Marktanteil in allen Märkten zu erreichen. Für die Landtechnik würde dies auf ein Umsatzziel von 800 Mio. Euro hinauslaufen. Von Sommer 2016 an gerechnet, sind in den kommenden vier Jahren also noch 235 Mio. Euro Wachstum zu erreichen. Das ist schon ambitioniert, oder? Alfons Veer: Dem widerspreche ich nicht. Aber es ist auch nicht unmöglich. Nach gegenwärtigem Stand der Marktanalyse gehen wir davon aus, dass die Lkw-Sparte in drei bis vier Jahren wieder in eine eher abschwingende Phase wechselt, während der derzeitige sich aufbauende Investitionsstau der Landtechnik bis dahin für spürbaren Aufwind sorgen dürfte. Darauf bereiten wir uns mit dem Ausbau unserer eigenen Strukturen vor. Nehmen Sie Frankreich als Beispiel. Dort hatten wir 2015/2016 rund 40 Mio. Euro Umsatz. Ein Marktanteil von 20 % entspräche 80 Mio. Euro. Das wäre bei normalen Marktverhältnissen und mit einem teilweise angepassten Produktprogramm machbar – dank der nun eigenen Vertriebsgesellschaft und der damit deutlich größeren Nähe zum Kunden. In Großbritannien brachte diese Weichenstellung binnen sechs Jahren einen Schub von 6 auf rund 25 Mio. Euro. Klar ist aber auch, dass wir erst einmal kräftig in die jeweiligen Märkte investieren müssen. XtraBlatt: Kann Krone auf Dauer bei einer rein europäisch ausgerichteten Produktionsstruktur bleiben? Oder braucht es künftig ein Werk in Asien, zum Beispiel in Indien? Alfons Veer: Wenn ein solcher Schritt längerfristig sinnvoll werden sollte, dann sehe ich ihn zuerst in Nordamerika, speziell mit Blick auf die Pressen und die Erntetechnik. 20

Der Anfang 2016 erfolgte Firmierungswechsel der Krone-Holding in eine Europäische Aktiengesellschaft (SE) ist aktienrechtlich bedingt, aber auch eine Weichenstellung im Zuge der mittelfristig geplanten Neustrukturierung der Konzernleitung. 2 Hier kommt es vor allem auf die Relation des Euro zum Dollar an. Doch derartige Überlegungen stehen nicht an erster Stelle. Vorrangiger sind andere Ansatzpunkte. XtraBlatt: Zum Beispiel? Alfons Veer: Geplant nicht, aber natürlich werden solche Gedanken in unserer Strategierunde regelmäßig diskutiert. Kooperationen da, wo es Sinn ergibt, aber keine „dicken Brocken“. Denn klares Ziel ist, dass die Familie Eigentümer bleibt und sich nicht teures, mit Stimmrechten ausgestattetes, fremdes Eigenkapital an Bord holt. XtraBlatt: Welchen Hintergrund hat in dem Zusammenhang der Anfang 2016 erfolgte Wechsel der Rechtsform zur SE & Co. KG? Alfons Veer: Derzeit ist ein neues Testzentrum in Vorbereitung, das für die blaue und die grüne Linie gleichermaßen nutzbar ist. Auf längere Sicht wird hier sicherlich auch eine gemeinsame Forschungsabteilung angesiedelt. XtraBlatt: Wo finden sich denn speziell hierbei die von Ihnen schon genannten Synergien? Alfons Veer: Ein zentrales Thema werden sicher Telemetriesysteme sein, um nur ein Beispiel zu nennen. Technologisch sehe ich die grüne Linie vorn, also die Landtechnik. Aber die Lkw werden in der Anwendung die Stückzahlen bringen. Hierzu gibt es enorme Anforderungen aus dem Markt, sei es nun durch Laderaumkonzepte, präventive Steuerungen oder Werkstattmanagement. Davon wiederum wird langfristig/dauerhaft auch die Landtechnik profitieren. Rechnet man dann noch die Ausschöpfung anderer Synergien in der Produktergänzung zusammen, die ich hier gar nicht alle aufzählen kann, trägt dies massiv zu den vorhin genannten Umsatzzielen bei. Für das Jahr 2026 – also in zehn Jahren – halte ich 1 Mrd. in der Landtechnik und 2 Mrd. in der Trailersparte für nicht unrealistisch. Vor allem ist dies ohne überproportionale Investitionssprünge möglich. Krone hat dafür schon jetzt die Weichen gestellt und ist auf Sicht gut vorbereitet. XtraBlatt: Stichwort Umsatzsprünge: Sind im Zuge der geschilderten Planungen weitere Kooperationen geplant? Alfons Veer: Die Krone-Gruppe generiert mehr als 70 Prozent ihres Umsatzes inzwischen im Ausland; deshalb haben wir uns für die Umwandlung des Unternehmens in eine Europäische Aktiengesellschaft (SE) entschieden. Während deutsche Rechtsformen wie die einer GmbH & Co. KG jenseits der Landesgrenzen als kompliziert und undurchschaubar gelten, muss man eine SE nicht extra erklären. Darüber hinaus haben die geschilderten Wachstumsschritte vielfältige Konsequenzen, zu denen neben den Anforderungen des Kapitalmarkts auch rein organisatorische Aspekte gehören. Das bedeutet unter anderem, beide Sparten in Geschäftsleitung und Verwaltungsrat personell so aufzustellen, dass sich die Inhaberfamilie sowie Bernard Krone im Wesentlichen spartenübergreifend als Aufsicht auf die strategische Arbeit des Familienkonzerns Krone konzentrieren kann. Deshalb der aktienrechtliche Wechsel der Firmierung und der mittelfristig zu realisierende Umbau der Konzernleitung. XtraBlatt: Ist das nicht ein Widerspruch zu der Nähe der Inhaberfamilie zu Kunden und Markt? Alfons Veer: Ausdrücklich nicht, im Gegenteil. Es schafft dafür sogar bessere Voraussetzungen. XtraBlatt: Herr Veer, wir danken Ihnen für das Gespräch. 21