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XtraBlatt 02-2016

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MENSCHEN RUBRIK

MENSCHEN RUBRIK TITELTHEMA Stroh-Nutzung 1A WERTSTOFF Stroh taugt zu deutlich mehr als nur zum Einstreuen von Ställen. Hintergründiges dazu präsentierte Heiner Brüning, Leiter Produktmanagement bei Krone, im Rahmen des diesjährigen Stroh-Pressecamps für Agrarjournalisten. Hier Auszüge aus seinem Vortrag. 10

Getreide ist die weltweit größte Strohquelle. Aber Mais-, Zuckerrohr-, Reis- und sogar Tomatenstroh gewinnen an Bedeutung. Soll das Stroh beim Dreschen gleich gehäckselt werden? Oder ergibt es Sinn, es lieber „fallen zu lassen“, um es dann zu pressen? Rindvieh- und Schweinehaltern mit Stroheinstreu stellt sich diese Frage eher nicht, denn natürlich bergen sie die trockenen Halme und sorgen später bei der Rückführung des Festmistes für eine hochwertige Humus- und Nährstoffzufuhr. Marktfruchtbetrieben mit reinem Ackerbau fehlt dieser Kreislauf, sodass gehäckseltes Stroh ein mindestens so wichtiger Bestandteil des Humuserhalts und -aufbaus ist. Andererseits ist Stroh in vielen Regionen ein durchaus zu gutem Wert gehandeltes Produkt. Was spricht also für eine Strohentnahme und was dagegen? Und was ist Stroh überhaupt wert? ES LOHNT SICH Um die letzte Frage zuerst aufzugreifen: Der „Sach“-Wert des Strohs richtet sich im Prinzip nach der Menge der entnommenen Nährstoffe. Angenommen, der Kornertrag beträgt 80 dt/ha. Bei einem Korn-Stroh-Verhältnis von 0,6 ergibt sich ein Strohertrag von 48 dt/ha. Die darin enthaltenen Nährstoffmengen bei Stickstoff, Phosphor, Kali und Magnesium sind im Vergleich zum Korn relativ gering. Einzig der enthaltene Kohlenstoff bildet mit 480 kg/ha eine größere Menge. Bewertet mit langjährigen Durchschnittspreisen, summieren sich die genannten Nährstoffe auf knapp 80 Euro/ha beziehungsweise etwa 16,60 Euro/t. Das ist somit der „Materialwert“ von Stroh. Diese Nährstoffmengen müssten auf jeden Fall bei einer Strohentnahme ersetzt werden, was gegen eine Bergung spricht. Ungünstig wirkt zudem das Risiko, dass wegen schlechter Witterung und/oder verspäteter Abholung des verkauften Strohs die Stoppelbearbeitung und alle weiteren Arbeitsschritte der Nachfrucht verspätet beginnen können. Ein schwerwiegenderes Argument gegen die Strohabfuhr ist darüber hinaus – bei langfristiger Betrachtung – die tendenziell schlechtere Humusbilanz des Bodens. Diesen Humusrückgang auszugleichen, etwa durch Gründüngung oder Kompost, verursacht zusätzliche Kosten. Untersuchungen zeigen aber, dass – umgerechnet auf die Gesamtfläche – zwischen 20 und 30 % des Strohs entnommen werden können, ohne den Humusbestand nachhaltig zu verringern. Doch einiges spricht auch für die Strohabfuhr. So fallen einige Kostenfaktoren kleiner aus, etwa der Dieselverbrauch, weil der Mähdreschermotor nicht den kraftaufwendigen Häcksler antreiben muss. Auch die Bodenbearbeitung ist wegen der geringeren Masse, die einzuarbeiten ist, einfacher. Nebeneffekt dabei: Gerade bei Mähdreschern mit Schnittbreiten jenseits der 8 m zeigt sich, dass gehäckseltes Stroh nicht über die gesamte Breite gleichmäßig verteilt wird. Sich bildende Strohmatten im engeren Verteilbereich können für nicht unerhebliche Probleme bei der Folgefrucht sorgen. Der wichtigste Faktor für die Strohbergung ist jedoch der eigentliche Einkommenseffekt durch den Verkauf. Im längerjährigen Mittel bewegen sich die Strohpreise zwischen 90 und 150 Euro/t. Vergleicht man die Preisentwicklung von Phosphor, Kali, Stroh und Rohöl über die zurückliegenden fünf Jahre, so ist eindeutig eine Korrelation zwischen Dünger- und Strohpreisentwicklung zu beobachten. Weniger Einfluss scheint der Rohölpreis zu haben, denn speziell seit Sommer 2015 driften beide auseinander, Rohöl fallend, Stroh steigend. Obwohl es dazu noch keine offiziellen Statistiken gibt, dürfte sich dies 2016 noch verschärft haben, denn die europaweit geringeren Kornerträge ließen auch die Strohmengen kleiner ausfallen, während die Nachfrage auf ähnlichem Level blieb. 11