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XtraBlatt 02-2015

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MENSCHEN TITELTHEMA 1

MENSCHEN TITELTHEMA 1 vermarkten! Denn was auch nicht vergessen werden sollte: Durch das Pressen verringert sich das Volumen des Strohs um etwa 75 %. Damit erreichen Sie bezüglich der Transportkosten pro Tonne bzw. Kubikmeter eine immens verbesserte Transportwürdigkeit im Vergleich zu Quaderballen, erschließen also ein erheblich größeres Marktpotenzial. XtraBlatt: Apropos Marktpotenzial: Gibt es dazu schon konkretere Einschätzungen? Bernard Krone: Hierzu haben wir im Vorfeld eine Studie anfertigen lassen, um das Potenzial für Strohpellets besser einschätzen zu können. Dies lässt sich nicht pauschal auf eine einzige quantitative Aussage bezüglich absetzbarer Tonnagen pro Jahr reduzieren. Dafür sind die Nutzungsmöglichkeiten zu vielfältig und die Marktchancen abhängig von den Preisrelationen zu Wettbewerbsprodukten. Eine der wichtigsten Absatzmöglichkeiten ist sicher der Energiesektor. Doch die Pellets eignen sich außerdem hervorragend als Futter. Schließlich entsteht durch den Pressdruck von etwa 2.000 bar in der Maschine eine Temperatur zwischen 70 und 100 Grad Celsius. Dadurch sterben Pilze und Keime ab, was die Lagerfähigkeit und den Futterwert eindeutig verbessert. Heinrich Wingels: Nicht zu vergessen ist die Option, die Pellets als Einstreu zu nutzen. Immerhin können 250 g Material rund 1 l Wasser aufnehmen. XtraBlatt: Ist das nicht ein Widerspruch – einerseits Saugfähigkeit und eine gewisse Weichheit, um als Einstreu zu fungieren, und andererseits größtmögliche Härte, um den für Feuerungsanlagen ungünstigen Abrieb zu verhindern? Bernard Krone: Darin sehe ich keinen Widerspruch. Beides haben wir getestet, und für beide Einsatzfelder eignen sich die Strohpellets sehr gut. Insofern bleibe ich dabei, dass die Premos-Pellets ein hervorragender Energielieferant sind und alle Voraussetzungen für die – natürlich trockene – Lagerung und Nutzung in Feuerungsanlagen erfüllen. Und da Sie nach Marktpotenzial gefragt haben: Bezüglich Energie sind Holzpellets aus Sägespänen das wichtigste Wettbewerbsprodukt. Im Vergleich zum derzeitigen Stand bei Holz sehe ich Strohpellets preislich im zweistelligen Prozentbereich im Vorteil, bei einem annähernd vergleichbaren Heizwert. Das dürfte auch die Abnehmer überzeugen, seien es nun Privat- und Gewerbekunden oder Wiederverkäufer. XtraBlatt: Damit übernähmen die Lohnunternehmer aber nicht nur den Part der Dienstleister, sondern auch der Vermarktung? Bernard Krone: Ähnliches finden Sie im Strohgeschäft heute ja auch schon. Es kann sich bei Pellets in die Richtung entwickeln, muss aber nicht. Indem der Lohnunternehmer für Landwirte presst, die ihre Pellets selbst verfeuern oder vermarkten wollen, ist er ja reiner Dienstleister. Doch in dieser Perspektive sehe ich ja gerade die begeisternde Chance: Statt ein Vorprodukt wie Strohballen zu liefern, erschließen sich Kunden und Dienstleister jetzt eine wichtige, 8

2 weitere Wertschöpfungsstufe, indem sie ein fertiges Endprodukt anbieten. Und es ist jetzt mit einer mobilen Maschine möglich, die Pellets zu erzeugen! Stationäre Maschinen sind in der Anschaffung um ein Vielfaches teurer und außerdem nicht dezentral beim Kunden einsetzbar. Darin liegt ja gerade die Gewinnspanne! Um dieses Sprachbild zu bemühen: Mit dem Premos machen die Landwirte und Lohnunternehmer aus Stroh kein Gold, aber schon gutes Geld – wenn sie dieses Geschäftsfeld gezielt angehen, die Auslastung der Maschine stimmt und der Preisvorteil des Strohs gegenüber Holzpellets nicht überproportional an die Endkunden weitergegeben wird. 1 Bernard Krone sieht in Strohpellets eine gute Chance für Landwirte und Lohnunternehmer zu mehr eigener Wertschöpfung. 2 Heinrich Wingels (Marketingleiter bei Krone) wertet die besseren Stroh-Vermarktungschancen und den Umweltschutz als Hauptargumente für Pellets. Heinrich Wingels: Und wer damit früh genug beginnt, hat sicher auch ein gutes Stück der sogenannten Pionierrendite sicher … XtraBlatt: … wenn die Maschine denn schon verfügbar wäre. Ab wann ist das der Fall? Und was wird sie voraussichtlich kosten? PREMOS 5000 Pellet-Vollernter Beim Premos 5000 steht die Zahl 5000 für die Bunkerkapazität von 5.000 kg (entspricht bis 9 m 2 ). Die Leistung der Maschine beträgt bis 5.000 kg/Stunde und ist damit drei- bis fünfmal höher als bei den meisten heute üblichen stationären Pelletieranlagen, so die Einschätzung seitens Krone. Die Pick-up des Premos mit 2,35 m Arbeitsbreite nimmt das Erntematerial auf, das von dem Förderrotor auf ein Förderband (Gutflussbreite ca. 800 mm) transportiert wird. So gelangt das Material zwischen zwei Presswalzen, die jeweils abwechselnd mit Zahnreihen und Lochreihen ausgerüstet sind. Das Erntegut wird durch die Lochmatrizen in das Walzeninnere gedrückt. Nach dem Pressvorgang werden die Pellets über innenliegende Förderschnecken zu einem Förderband transportiert und gelangen von dort in den integrierten Vorratsbunker. Aufgrund dieses neuartigen Verfahrens ist leistungszehrende Vorbehandlung (Häckseln, Mahlen) nicht mehr nötig. Der Energieaufwand zur Erzeugung von Pellets ist damit insgesamt nur halb so hoch wie bei stationären Pelletieranlagen. Während des Pelletierprozesses entstehen Temperaturen von 80 Grad und mehr sowie Druckwerte von bis zu 2.000 bar; dadurch verkleben sich die Pellets bei einer Restfeuchte von ca. 12 bis 15 % stabil. Bewegt sich die Erntegutfeuchte im unteren Bereich, kann durch Einsprühen von geringen Mengen Wasser und/oder Melasse ein stabiles Verkleben erreicht werden. Deshalb gestalten sich Transport und Handling der Premos-Pellets ähnlich einfach wie beim Heizöl. Die Schüttdichte der Pellets beläuft sich auf 600 bis 700 kg/m 3 (3 bis 4-mal höher als Strohballen). Bernard Krone: Zur Agritechnica haben wir eine praxistaugliche Maschine vorgestellt, haben das Stadium der Prototypen also schon hinter uns gelassen. Allerdings wird es noch für eine gewisse Phase weitere Tests und Detailmodifikationen geben. Nach heutigem Stand gehe ich aber davon aus, dass die ersten Kundenmaschinen zur Strohernte 2016 im Einsatz sein werden. Bezüglich des Preises möchte ich heute noch keine verbindliche Aussage treffen. Doch ich gehe von einer kleineren sechsstelligen Summe aus. 9