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XtraBlatt 02-2015

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MENSCHEN INTERNATIONAL

MENSCHEN INTERNATIONAL Berglandwirtschaft HEU VOM HAHN Die eigenen Kühe hat Landwirt Hermann Huber aus Kitzbühel zwar 2014 abgeschafft, nutzt Stall und Wiesen aber mit Färsen-Pensionshaltung für Berufskollegen. Heu spielt bei diesem Kost & Logis-Konzept eine zentrale Rolle – wie und warum, haben wir vor Ort in Tirol erfahren. Wenn der Name Kitzbühel genannt wird, beginnen bei vielen Ski-Fans die Augen zu leuchten. Das gilt besonders für die Abfahrtstrecke „auf der Streif“, die alljährlich Austragungsort des berühmten Hahnenkamm-Skirennens ist. Was aber kaum jemand realisiert: Da, wo im Winter die Skifahrer auf ihren „Brettern“ den Hang herabsausen, grasen im Sommer die Kühe. Oder kann man Traktoren mit Heuerntetechnik und Pressen sehen. „Generell hat die Landwirtschaft in den Alpen eine extrem wichtige Bedeutung für den Schutz vor Lawinen und Muren. Aber die anhaltend schlechte Si- 32

ENKAMM tuation bei den Milchpreisen bewegt immer mehr Landwirte, mit der Milchviehhaltung aufzuhören. Der Almwirtschaft gehen sozusagen die Kühe aus, und das kann auf Dauer schwierig werden“, meint Hermann Huber. Der 35-jährige Landwirt aus der österreichischen Gemeinde Kitzbühel weiß, wovon er spricht. Denn er bewirtschaftet den „Hof Achrain“, einen landwirtschaftlichen Betrieb mit 23 ha Fläche, davon 14 gepachtet. Außerdem betreibt er ein Lohnunternehmen und ist als Vorsitzender des Kitzbüheler Maschinenringvorstandes aktiv, kennt also die Strukturen und Probleme der Tiroler Landwirtschaft bestens. Nicht zu vergessen seine Tätigkeit im Kitzbüheler Gemeinderat, in dem er die Funktion des Referenten für Landwirtschaft und Umwelt ausübt – und damit auch Verwalter des Hahnenkamms ist. Dieses Gebiet umfasst rund 560 ha. „Landwirtschaft und Tourismus gehören bei uns unmittelbar zusammen. Dieses Verhältnis ist nicht immer frei von Spannungen. Aber ich bin im Gemeinderat sozusagen Letztentscheider für den Hahnenkamm, somit hat die Landwirtschaft ein besonderes Gewicht“, meint er schmunzelnd. KALBINNEN- PENSION Der Hinweis bezüglich der knapp werdenden Kühe ist ihm sehr wichtig. Im Maschinenring sind etwa 700 Landwirte organisiert, was rund 54 % der Betriebe im Bezirk Kitzbühel mit seinen 20 Gemeinden entspricht. Der benachbarte Bezirk Pinzgau hat sogar noch 2.500 Landwirte in 28 Gemeinden – Zahlen, die aus norddeutscher Sicht paradiesisch anmuten. Doch die Zahl der Betriebe sinkt, und ein sehr großer Teil der heute aktiven Landwirte hat inzwischen weitere Einkommensstandbeine. Aber vor allem in der Milchviehhaltung sind die Tierbestände stark rückläufig. „Angesichts von nur 30 bis 35 ct/l Grundpreis bei Milch reichen auch die vielfältigen Zuschüsse und Fördermaßnahmen nicht aus, um Milch hier in dieser Region wirtschaftlich zu produzieren“, so Hermann Huber. Er selbst hat sich 2014 ebenfalls dazu entschlossen, seine bis dato 14 Kühe abzuschaffen. „Damit hatten wir für Tiroler Verhältnisse schon einen überdurchschnittlich großen Bestand, und mit 8.400 l Herdendurchschnitt auch eine ordentliche Leistung. Dennoch standen die Einkommenschancen aus unserer Sicht längerfristig in keinem guten Verhältnis zum Zeitaufwand. Deshalb entschlossen wir uns zu einer extensiveren Bewirtschaftung, um mit der freiwerdenden Zeit andere Standbeine auszubauen“, so sein Fazit. 33