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XtraBlatt 02-2014

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MENSCHEN INTERNATIONAL

MENSCHEN INTERNATIONAL LOHNUNTER- NEHMER PRESSEN Bei allen Vorteilen bezüglich Flexibilität und Futterqualität gießt Christof Kaut in Sachen Ballensilage allerdings im übertragenen Sinn auch ein wenig Wasser in den Wein. Erstens dämpft die anfallende Menge Folie, die nach dem Verfüttern der Ballen übrig bleibt und entsorgt werden muss, seine Euphorie. Außerdem sind die Futterkosten der Ballensilage höher als bei vergleichbarem Futter aus dem Silo. Und in den Futterkosten sieht er einen der Schlüsselfaktoren für eine erfolgreiche Milchproduktion. Das Mähen, Wenden und Schwaden übernimmt der Landwirt mit eigener Technik. Soll das Gras ins Fahrsilo, sieht er im Ladewagen das sprichwörtliche A und O, da beim Häckseln in der Regel die Schnittlänge zu kurz ist und dem Futter zu wenig Struktur lässt, so seine Überzeugung. Für das Pressen nimmt Christof Kaut die beiden Lohnunternehmer Reiff aus Troisvierges sowie Noll aus Beho in Anspruch. Jean-Yves Noll hat sich u.a. auf Rundballen spezialisiert und setzt dazu die Press- Wickelkombination der Comprima Xtreme ein. Im April bekam er eine neue Maschine vom Typ CV 150 XC, die seitdem rund 9.000 Ballen gepresst und gewickelt hat. Zu den Stärken der Maschine zählt er, dass sie in allen Futterarten problemlos einsetzbar ist und selbst dann „wohlgeformte“ Ballen liefert, wenn die Umstände nicht wirklich optimal sind. Auch das Arbeitstempo sagt ihm zu, was bis zu 52 Ballen pro Stunde untermauern. Lohnunternehmer Reiff kommt bereits seit einigen Jahren im Betrieb Kaut beim Maishäckseln zum Einsatz und presst bzw. wickelt seit diesem Jahr auch die Quaderballen, wie Romain Fonk erläutert, der seinen Chef Jeff Reiff in Disposition und Kundenbetreuung unterstützt. „Wir setzen bei Pressen auf Krone-Technik, was bezüglich der Quaderballen auf zwei Maschinen des Typs BiG Pack 1270 sowie eine BiG Pack 1290 HighSpeed hinausläuft. Mit ihnen pressen wir zusammen rund 15.000 Ballen jährlich. Hinzu kommt noch einmal die gleiche Menge bei den Rundballen. Generell sind uns dabei Durchsatz, Leistung, Schnitt- und Ballenqualität wichtig, vor allem im Grünfutter“, erzählt er. Von den genannten Aspekten zählt aus Kundensicht allerdings primär die Ballenqualität, so Christof Kaut. Natürlich dürfe man die Kosten nicht außen vor lassen, wie er schmunzelnd hinzufügt. Jeder Quaderballen (mit den Maßen 120 cm Breite, 90 cm Höhe und 180 cm Länge) kostet ihn für das Pressen 9 Euro; für Wickeln und Aufstapeln kommen noch einmal 9,50 Euro/Stück hinzu. Pressen und Wickeln der Rundballen (meist mit 1,5 m Durchmesser) schlagen inklusive Folie mit 14,50 Euro/Stück zu Buche. Dazu kommen noch 3 Euro für den Transport, den er nicht selbst durchführt. Somit liegen die Kosten nach seiner Schätzung insgesamt etwas über denen von Fahrsilo-Futter. „Trotzdem werden wir auch weiterhin einen Teil des Futters in Ballen silieren, um es bestmöglich zu konservieren und in der Flächenbewirtschaftung größtmögliche Flexibilität zu behalten“, unterstreicht er. 2014 lief dies auf rund 150 Ballen hinaus, runde und eckige zusammengerechnet. 1A-GRASNARBE 1 2 3 Qualität und Effizienz der Futtergewinnung beginnen für den Landwirt allerdings nicht erst zum Zeitpunkt der Ernte, sondern setzen ein intensives Grünlandmanagement voraus. Eine sehr wichtige „Stellschraube“ ist dabei die Grasnarbe. Zweimal pro Jahr bonitiert Christof Kaut sämtliche Grünlandflächen und sät bei Bedarf nach. Dabei werden die Grassorten den Flächen und der Bestandsentwicklung angepasst. Als Beispiel nennt er robuste Knaulgräser für Trockenstandorte mit flachgründigen, steinigen Böden. Zusätzlich wird jedes Jahr ein Zehntel des Grünlandes grundsätzlich gepflügt und neu angesät. Das Ergebnis sind Wiesen mit 1a-Grasnarbe und entsprechender Ertragsfähigkeit, sozusagen Gras vom Feinsten. „Wer sein Grünland nicht pflegt, melkt nicht wirtschaftlich“, so seine klare Devise und feste Überzeugung. Lohn der Mühe ist eine sehr hohe Milchleistung aus dem Grundfutter – wobei der Versuch einer grenzübergreifenden Vergleichbarkeit schwer fällt. „In Belgien und den Niederlanden arbeiten die Landwirte mit anderen Systemen der Nährstoff- und Energiebewertung, die mit der deutschen Methode der MJ NEL nicht vergleichbar sind. Noch aus meiner Zeit als Berater verfolge ich die Berichte in der deutschen Fachpresse sehr aufmerksam. Ich habe mal probiert, dies auf unsere Werte umzurechnen, aber das macht keinen Sinn“, fügt er schmunzelnd hinzu. Ähnlich ist seine Haltung zum Beispiel auch bezüglich der Melktechnik. Mit dem Stall wurde auch das Melkhaus neu gebaut, in dem jetzt ein 20er Swing-Over- Melkstand steht. Damit schafft es Christof Kaut, 120 Kühe pro Stunde allein zu melken. Auch die Eutergesundheit ist wesentlich besser als bei anderen Systemen, so seine Erfahrung. „Seit wir hiermit melken, brauchen wir die Euterstriche nicht mehr zu dippen“, erzählt er. Ungewöhnlich ist auch die Einstreu der Liegeboxen mit trockenen Feststoffen der Gülle, die mittels mechanischer Separation gewonnen werden. Eine erhöhte Keimbelastung sei nicht zu verzeichnen, außerdem funktioniere das Verfahren bestens. Gegenwärtig benötigt er für die Einstreu die Gülle von etwa 80 Tieren. „Unsere Güllemenge, die wir ausbringen müssen, ist dadurch um ein Drittel gesunken. Bei Berufskollegen erlebten wir anfangs Skepsis, genauso wie mit dem Melkstand oder unserer Vorgehensweise in der Futterproduktion. Aber die Erfahrungen sind sehr gut“, meint er abschließend. 1 Jean-Yves Noll presst die Rundballen bei Christof Kaut mit einer Comprima Xtreme. 2 Die TMR-Ration besteht weitgehend aus Grassilage. 3 Mit dem neuen Stall hat Christof Kaut einen Swing-Over-Melkstand installieren lassen. 22 23