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XtraBlatt 01-2016

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MENSCHEN TITELTHEMA HEU

MENSCHEN TITELTHEMA HEU STATT SILAGE Von der hohen Wertschöpfung profitieren die ansässigen Landwirte direkt. Pro Liter Milch erhalten sie, je nach Qualität, bis zu 0,50 Euro/l. Ein Milchpreis, von dem deutsche Landwirte nur träumen können. Doch dieser hohe Preis bedingt einen sehr großen Aufwand, mit dem die Milch erzeugt wird. Jeremy Guyat ist einer von fünf Landwirten, die gemeinsam eine Herde von ca. 450 Kühen betreuen. Eine derartige landwirtschaftliche Gemeinschaft wird in Frankreich Gaec genannt. Im Sommer grasen die Tiere auf den Flächen rund um den Betrieb im Dorf Deservillers. Insgesamt bewirtschaften Jeremy Guyat und seine Kollegen 395 ha, davon 290 ha Grünland und 105 ha Ackerbau. Wenn die Tiere aufgrund der Witterung nicht weiden können, dürfen sie nach AOP-Richtlinien nur mit Heu ernährt werden. Silagefutter darf nicht gegeben werden und ebenso sind die Rationen Kraftfutter stark begrenzt. Unter diesen Voraussetzungen ist eine besonders hohe Grünfutterqualität entscheidend. Zwei Schnitte sind auf den flachgründigen, steinreichen Böden nahe des Jura-Massivs möglich. In der hügeligen Landschaft dominiert das Grünland und nur auf sehr wenigen Standorten wird Getreide angebaut – vornehmlich Weizen mit einem Durchschnittsertrag von 8 t/ha und Gerste mit 4 t/ha. Das Stroh verbleibt in der Region und dient dem Einstreuen der Ställe. 1 SPEZIELLE RASSEN Jeremy Guyat und seine Kollegen mähen mit einem EasyCut Mähwerk von Krone. Im Anschluss wendet er das Heu einmal, und schwadet zweimal. Etwa 190 ha presst er mit der eigenen Comprima-Rundballenpresse und das Heu des restlichen Grünlandes sammelt er mit dem Ladewagen ein. Die dabei anfallenden Mengen an Heu haben oftmals einen noch recht hohen Feuchtigkeitsgehalt. Für noch bessere Heuqualität und um Kraftfutter einsparen zu können, hat sich die Gemeinschaft Gaec daher 2013 zum Bau einer Trocknungshalle entschieden. Unter dem 3.000-m 2 -Dach ist eine zweite Ebene eingezogen und die Luft des dadurch entstandenen Hohlraums erwärmt sich bei Sonneneinstrahlung stark. Mehrere Turbinen transportieren die warme Luft zum Erdgeschoss des Gebäudes. Durch Schlitze im Boden strömt die trockene Luft so auf einer Fläche von etwa 1.000 m 2 durch das Heu. „Das Verhältnis von 3:1, also drei Teilen Dachfläche zu einem Drittel Bodenfläche ist ideal, um das Heu zu trocknen“, so Jeremy Guyat. „Luzerne mit einer Trockenmasse von 50 % braucht etwa eine Woche, um auf 10 % Restfeuchte zu trocknen.“ Jeremy Guyat konnte durch die Trocknungsanlage eine deutliche Verbesserung des Futters feststellen, denn der Energiegehalt ist so weit gestiegen, dass er rund 3,8 kg Kraftfutter pro Tier und Tag einsparen konnte. Die Futterration der Kühe ist stets eine Mischung aus Heu des 1. und 2. Schnittes. Hinzu kommen ca. 4 kg Kraftfutter. Bei den Kühen handelt es sich um Tiere der Rasse Montbéliard und Simmental. Landwirte, die Milch für den Comté- Käse produzieren möchten, dürfen maximal zwei Rassen 8

2 3 halten. Die Gaec hat in der Vergangenheit zahlreiche Auszeichnungen für die Züchtung der Montbéliard-Kühe erhalten. Die Rasse geht auf eine Kreuzung der Rasse Comtois mit Simmentaler Fleckvieh zurück. Ihre Milch ist reich an Eiweiß und relativ fettarm. Bei der Gaec verbleibt ein Teil der weiblichen Tiere im Betrieb, um ältere Tiere zu ersetzen. Ein anderer Teil wird trächtig verkauft, denn die Montbéliard-Kuh ist die bedeutendste französische Exportrasse. Tiere, die geschlachtet werden, dürfen maximal 410 kg wiegen und das Fleisch wird, wie die Milch, in kleinen Läden der Region vermarktet. 1 Jeremy Guyat legt großen Wert auf gute Futterqualität und hat dazu 2013 eine Heutrocknungshalle gebaut. 2 Gilles Marechal (l.) ist Präsident und Daniel Ronot (r.) Stellvertreter der örtlichen Maschinengemeinschaft. Sie arbeiten bei der Neuanschaffung von Maschinen eng mit Händler Lucien Bruner (Mitte) zusammen. 3 Yves Cuinet ist Landwirt und stellt den französischen Comté-Käse in einer kleinen Käserei in Flagey her. GUTE GEMEINSCHAFT In einem hohen Bett aus Stroh ruhen die Tiere im großen Offenstall. Dieses Stroh produziert die Gaec zum Teil selbst, kauft aber auch einen Teil zu. Zweimal am Tag melkt Jeremy Guyat die Tiere und erledigt danach die weiteren Arbeiten auf dem Hof. Die Maschinen rund um die Heuernte besitzt die Gaec selbst, doch für alle sonstigen Arbeiten wie die Ausbringung von Mist, oder die Aussaat, greifen sie auf Maschinen der CUMA-Gemeinschaft zurück. CUMA steht für Coopératives d‘Utilisation de Matériel Agricole und ist vergleichbar mit einer Maschinengemeinschaft in Deutschland. Gilles Marechal ist Präsident und neben ihm sind noch sechs weitere Personen angestellt, darunter eine Bürokraft und drei Fahrer. Bestimmte Maschinen, wie z.B. die Großpackenpresse, dürfen nur von den CUMA-Fahrern bedient werden. Der CUMA de la montagne haben sich 62 Landwirte der Region angeschlossen und Präsident Gilles Marechal ist stolz, wie reibungslos der Ablauf mittlerweile funkti- oniert. Jeden Montag treffen sich die Landwirte im großen Besprechungsraum der CUMA und planen, wer an welchem Tag der kommenden Woche Maschinen benötigt. Zum Maschinenpark gehören mehrere Schlepper von Fendt und John Deere sowie Groß- und Rundballenpressen von Krone. Gilles Marechal sagt: „Die Großpackenpresse ist besonders gefragt, denn die integrierte Wiegeeinheit ermöglicht die unmittelbare Erfassung der Heumenge.“ Jeremy Guyat ist innerhalb der CUMA für die Anschaffung von Pressen zuständig und erklärt: „Wichtiger als der Anschaffungspreis ist bei unseren Entscheidungen die spätere Futterqualität. Möchte ein Landwirt eine Großpackenpresse nutzen, muss er dies in einer der Montags-Besprechungen anmelden. Es erfordert Disziplin und Respekt aller Beteiligten, dass dieses System funktioniert, insbesondere während der arbeitsintensiven Zeit der Ernte. „Über die Jahre hat sich jedoch eine gut funktionierende Gemeinschaft unter unseren Mitgliedern entwickelt. Die Maschinen verbinden uns alle in unseren täglichen Aufgaben.“ 9