MENSCHEN INTERVIEW Der Beirat der Krone-Holding (v.l.n.r.): Bernard ten Doeschate, Dr. Wilhelm-Friedrich Holtgrave, Philip Freiherr von dem Bussche (Vorsitzender) und Bernd Meerpohl. Ehrenvorsitzender (nicht im Bild) ist Dr. E.h. Bernard Krone. von dem Bussche: Das passt durchaus – zumindest insofern, dass der Kapitän sein Schiff nicht allein durch das unbekannte Fahrwasser lenken muss. Der Beirat kennt natürlich nicht jedes Riff, aber kann dank vereinter Erfahrung viel dazu beitragen, den richtigen Kurs zu finden. 1 XtraBlatt: Würden Sie dazu ein Themenbeispiel nennen? von dem Bussche: Dazu gehört zum Beispiel die Frage, wo ein Unternehmen wie Krone in zehn Jahren stehen will. Wie wirken die Stärken eines Spezialisten, die Innovationskraft, die Kundennähe in Relation zu externen Herausforderungen, die natürlich nicht am Unternehmen vorbeigehen? Ich nenne nur drei Stichworte: Erstens die Digitalisierung, also der Kampf um Daten und gegen potenzielle Zutrittsbarrieren. Lassen sich Elektroniklösungen von Traktoren- und Geräteherstellern künftig verknüpfen, oder steuern wir auf Monopole zu? Das zweite Stichwort geht in die gleiche Richtung: Wie geht es weiter in der Händlerstruktur? Behalten Mittelständler wie Krone den Zugang zum professionellen Fachhandel oder drängen die Longliner die Spezialisten an den Rand? Und drittens: Welche Konsequenzen hat ein so rasantes Wachstum, wie Krone es in den vergangenen 15 Jahren erlebt hat, für die innere Organisationsstruktur? Für solche Themen sind wir im Beirat nicht immer alle Insider. Aber die Themen werden von der Geschäftsleitung auf- und vorbereitet, was für sie wiederum ein Anlass ist, sich gründlich und strategisch damit zu beschäftigen. Die erarbeitete Vorlage wird dann von uns gemeinsam intensiv diskutiert. Auch wenn wir mal eine dumme Frage stellen, so liegt darin die Chance, eine kluge Antwort zu geben und Lösungen zu entwickeln. XtraBlatt: Welche Aufgaben ergeben sich daraus? von dem Bussche: Bleiben wir beim Beispiel der Organisationsstruktur. Herausragende Stärke bei Krone ist die Kultur des Familienunternehmens mit einem starken „Wir- Gefühl“ der ganzen Belegschaft – immerhin fast 6.000 Menschen. Aber die Aufteilung von Verantwortlichkeiten, ein strategisches Personalmanagement, integrierte Prozessorganisation und IT-Systeme, die interne Kommunikation und vieles andere mehr können sie nicht in der gleichen Weise handhaben wie in einem Betrieb mit 500 oder 1.000 Mitarbeitern. Diese Anpassung hat bei Krone im Laufe der Jahre insgesamt gut funktioniert – aber für das Zeitalter 4.0 steht das Unternehmen vor völlig neuen Herausforderungen, die sich nicht mehr alleine aus dem Bauch eines Firmenlenkers alter Schule heraus entscheiden lassen. Da kommt der Beirat ins Spiel, dessen dicht gewobene Beziehungsnetzwerke dabei unterstützen können, die richtigen Lösungsansätze und die richtigen Experten zu finden und ins Unternehmen zu holen. Die Kunst der Organisationsentwicklung liegt darin, soviel Struktur wie nötig und so viel Flexibilität wie möglich auszutarieren, und das bei flacher Hierarchie. Oder um es salopper zu formulieren: So professionell wie ein Global Player zu handeln, ohne den Geist des Familienunternehmens und ohne die extrem wichtige Nähe zu den Kunden zu verlieren. XtraBlatt: Sehen Sie Krone dafür gut austariert? von dem Bussche: Ja, eindeutig. Wenn Sie die Geschichte des Unternehmens betrachten, hat es immer wieder fundamentale und teils harte Kehrtwendungen gegeben. Ein Beispiel ist die Abkehr vom Bau landwirtschaftlicher Anhänger beziehungsweise Bodenbearbeitungsgeräten und die Fokussierung auf die Grünfutterernte. Oder der Einstieg in das Lkw-Trailergeschäft. Entscheidend ist, sich rechtzeitig zu fokussieren. Es reicht nicht, sein aktuelles Portfolio durchzuziehen, sondern rechtzeitig zu sehen, wo 20
2 3 man als Spezialist mit den richtigen Innovationen seine führende Position halten kann. Denn die Landwirte und Lohnunternehmer lassen sich nicht in einfarbige Vertriebsund Technikkonzepte von Longlinern pressen, sie wollen die richtige, weil wirtschaftlichste Lösung für ihren Betrieb. Und sie wollen die Wahlfreiheit, welche Maschinen und Geräte sie kombinieren. Sie wollen Herr über ihre eigenen Daten bleiben, aber sie wollen auch hochprofessionelle Begleitung durch Handel und Hersteller. Diese Wahlfreiheit des Unternehmers müssen Mittelständler wie Krone fördern. Der genetische Code bei Krone ist sehr nah an der Kunden-DNA. kombinationen, die in Deutschland mittlerweile 60 % der Betriebe ausmachen und die in der Größe nicht vehement wachsen müssen, und andererseits die professionellen Haupterwerbsbetriebe mit starkem Größenzuwachs sowie die Lohnunternehmer und Maschinenringe. Die Mitte der traditionellen Haupterwerbsbetriebe dazwischen wird unbestreitbar schmaler; zumal der Trend zur überbetrieblichen Zusammenarbeit weiter zunehmen wird. Das wirkt sich ohne Zweifel auch auf das Stückzahlpotenzial des Marktes aus. Allerdings ist aufgrund der immer komplexeren Technik in den zurückliegenden Jahren der Stückerlös erkennbar gestiegen. Die ähnlichen Tendenzen wie in der Landtechnik kenne ich aus meiner früheren Erfahrung in der Pflanzenzüchtung. Wenn Sorten und Genetik, Beize und komplette Datentransparenz der Kunden in den Händen weniger Großkonzerne liegen, bleibt den Landwirten letztlich keinerlei Wahlfreiheit. Deshalb sind auch unter den Züchtern die Spezialisten so wichtig. Aber egal, ob Landtechnik oder Züchtung: Wer da nicht rechtzeitig eine eigene Strategie entwickelt, fällt hinten runter. Deshalb sehe ich im Thema „Zugang zu Kunden“ eines der zentralen Zukunftsthemen. XtraBlatt: Apropos Kunden: Der Strukturwandel in der Landwirtschaft ist zurzeit so stark wie seit 20 Jahren nicht. Was bedeutet das für Hersteller wie Krone, wenn der Markt für kleinere und mittlere Maschinengrößen deutlich absacken sollte? Darüber hinaus wird der Export eine weiter wachsende Bedeutung haben, nicht nur in der Profi-Technik, sondern auch in den kleineren bis mittleren und damit stückzahlrelevanten Gerätedimensionen. Denn weltweit werden sich noch viele Märkte von der Handarbeit zum Technikeinsatz mit einfacheren Maschinen entwickeln. Man wird allerdings auch darüber nachdenken müssen, in Schwellenländern lokal zu produzieren. Wiederum eine Denksportaufgabe, in die der Beirat bei Krone eingebunden wird… Insgesamt bin ich fest davon überzeugt, dass West- und Mitteleuropa sehr gute Standorte im Technikabsatz bleiben werden, denn wir haben hier einen weltweit bevorzugten Agrarstandort. Darauf müssen und können sich die Spezialisten wie Krone einstellen, indem sie Innovations- und gleichzeitig Kostenführer bleiben und außerdem den besten Draht zum Kunden haben. von dem Bussche: Unübersehbar ist eine stärkere Polarisierung: auf der einen Seite Landwirte mit Einkommens- XtraBlatt: Herr von dem Bussche, wir danken Ihnen für das Gespräch! 21
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