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XtraBlatt 01-2015

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INTERNATIONAL 1 FAHREN

INTERNATIONAL 1 FAHREN AM HANG – NICHTS FÜR FEIGLINGE Die Futtergrundlage seiner Rinder besteht fast zu 100 % aus Gras, zu einem Drittel als Heu und zu zwei Dritteln als Silage. Die Futterbergung erledigt Adolf Moser selbst mit eigener Front/Heck-Mähkombination, Wender, Schwader, Comprima-Rundballenpresse und Wickler. Bis auf den Wickler kommt seine Grünfuttertechnik komplett von Krone. „Wir wickeln die Ballen in Stallnähe, weil die Presse mit integriertem Wickler zu schwer wäre für die Arbeit am Hang und auch, weil beim Transport der gewickelten Ballen Folienbeschädigungen nicht auszuschließen sind“, schildert Moser. Allein das Pressen und Ablegen der Ballen verlange bei den Steillagen schon einen echt fitten Traktorfahrer. „Wir können uns die Alm ja mal anschauen“, schlägt er vor. Gute Idee. Wir verlassen sein Fleischhauergeschäft und nach gut 15 Minuten Autofahrt durch die wunderschöne Berglandschaft stoppen wir vor dem Stall, in dem die Tiere ganzjährig untergebracht sind. Hier, in 900 m Höhe, leben seine 100 Fleischrinder. Wenn man so will, im Mehr-Generationen-Stall. Vom frisch geborenen Kalb mit Mutterkuh, über den 18-monatigen Maststier bis zu 2,5-jährigen Mastochsen stehen alle Tiere sichtbar gut im Futter und friedlich beieinander. Diese 42 ha Alm oberhalb der Ortschaft Windischgarsten hat Adolf Moser mit seiner Ehefrau Regina vor 10 Jahren gekauft. Weitere 8 ha Grasland hat er 200 Höhenmeter dazu gepachtet. Seitdem züchtet und mästet er dort Fleischrinder. Aktuell sorgt noch ein Stier der Rasse Schwarzer Belgier für den nötigen Nachwuchs bei seinen Mutterkühen. Ein junger Charolais Stier steht aber schon in den Startlöchern, um den alten Belgier demnächst abzulösen. „Dadurch erhoffe ich mir noch mehr Ruhe in der Herde und noch bessere Fleischqualität“, kommentiert Adolf Moser. IN DER HÖHE NUR ZWEI SCHNITTE Hier oben in 900 m Höhe stößt das Wachstum der Pflanzen schon rein aus klimatischen Gründen an seine Grenzen. Der erste Grasschnitt beginnt Mitte bis Ende Juni und der zweite und letzte Schnitt folgt im August. Seine Flächen befinden sich in Südlage, das sind hier die Sahnestücke. Die haben den Vorteil, dass die Hänge früher vom Schnee befreit sind und schneller abtrocknen als die Nordhänge. Ansonsten komme das Gras nach dem Winter zu spät ins Wachstum und davon abgesehen sei das Pressen auf feuchtem Grund am Steilhang nichts für Feiglinge, meint Moser. Der Vorteil der sonnigen Südlage kann aber in einem trockenen Sommer zum Nachteil werden. Dann fehlt es schlichtweg an Grasaufwuchs. In normalen Jahren bekommt er vom Hektar so um die 10 Silage-Ballen. Er warnt aber vor Vergleichen, denn seine Comprima verdichte durch die Kernpressung recht stark, sodass bei anderen Pressen einige Ballen mehr auf dem Hektar liegen würden. Die Düngung des Grünlandes hier oben erfolgt mit Schwemmmist, also der Gülle seiner 100 Rinder. Die wird ausgebracht mit einer Verschlauchungsanlage und 800 m Schlauch. Das Ausbringen der 700 m 3 Gülle aus seiner Grube dauere damit einen guten Tag. Wenn er dies mit Traktor und Fass erledigen wolle, brauche er dafür eine ganze Woche. Warum? Weil jedes Fass wegen der steilen Hanglage nur mit wenigen Kubikmetern gefüllt werden könnte. „Drunten im Tal beginnt der erste Schnitt Mitte Mai und dort kommen die Bauern auf immerhin vier Schnitte gesamt“, schildert er. Da die zwei Grasschnitte vom eigenen Land nicht reichen, kauft er von 20 Hektar zwei Grasschnitte direkt vom Halm von anderen Biobetrieben 30

3 2 im Tal zu. Dabei handelt es sich nicht um Dauergrasland, wie bei ihm, sondern um Ackerflächen, auf denen die Landwirte für zwei Jahre Gras ansäen, das Adolf Moser aberntet und ebenfalls in Rundballen als Heu und Silage presst. Ein wichtiges Detail ist, dass sich seine Alm- Wiesen im Nationalpark Kalkalpen befinden. Diese Tatsache eröffnet Adolf Moser eine besonders wertvolle Marketingtür: Er darf sein Rindfleisch mit dem Logo und der Unterstützung des „Nationalparks Kalkalpen“ vermarkten. Das sei ein echter Marktvorteil und öffne Türen auch über den Naturpark hinaus, besonders bei der Stadtkundschaft, schildert er. Adolf Moser ist zwar erst 56 Jahre alt, aber die Betriebsnachfolge scheint gesichert. Seine beiden Töchter von 25 und 30 Jahren sind für das Fleischergewerbe ausgebildet und arbeiten bereits im Betrieb des Vaters. Zudem ist die ältere der beiden Töchter mit einem Biolandwirt liiert, in dem natürlich Bio-Rinder für Adolf Moser gemästet werden. „Damit haben wir eine super Kooperation, privat wie betrieblich“, bemerkt er schmunzelnd und steuert von der Alm zurück talwärts, an den Ort, wo seit 1917 die Mosers ihre Fleischhauerei betreiben, und wo letztlich all seine Rinder landen: Hinter der Ladentheke. 1 Die 42 ha Alm von Adolf Moser liegt auf 900 m Höhe im Nationalpark Kalkalpen. 2 Das Fleischhauergeschäft von Adolf Moser in Windischgarsten. 4 Auf seiner Alm in 900 m Höhe stehen 100 Rinder, darunter 45 Mutterkühe, Ochsen und Stiere verschiedener Fleischrassen. 4 Die Mutterkühe können permanent den Stallbereich verlassen. 4 31