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XtraBlatt Ausgabe 02-2017

MENSCHEN WISSEN Serie

MENSCHEN WISSEN Serie „Vorbeugen statt heilen“ DIE QUALITÄT MUSS STIMMEN die optimale Qualität im Vordergrund stehen. Und trotz der Wettereinflüsse wäre einiges mehr an Qualität möglich gewesen, wenn bei einigen Beteiligten mehr Wissen und Sensibilität für Futterqualität vorhanden wäre.“ Der Bericht über das Beratungskonzept der „Tierarztpraxis an der Güterstraße“ in der Ausgabe 1-2017 hat bei den XtraBlatt-Lesern für Furore gesorgt. Grund genug, einzelne Themen daraus in einer kleinen Serie zu vertiefen. Den Anfang macht das Thema Futterqualität. Milchkühe brauchen drei wesentliche Dinge, um gute Leistung bringen zu können: optimales Futter, die richtige Futtermischung zur richtigen Zeit und tiergerechte Haltungsbedingungen. „Das klingt einfach, scheint es aber in der Praxis nicht zu sein, denn die Realität sieht anders aus“, schildert André Hüting, einer von vier Inhabern der „Tierarztpraxis an der Güterstraße“ in Hamminkeln am Niederrhein, seine Erfahrungen. Nach dem Motto „vorbeugen statt heilen“ setzt er zusammen mit seinen Kollegen darauf, im Zuge intensiver Betriebsberatung Krankheiten bei Milchkühen gar nicht erst entstehen zu lassen. Anhand der Ernteergebnisse 2016 und 2017 bei Silomais werde gut erkennbar, wie schwierig es sei, optimale Silage zu produzieren, so der Tierarzt, der selbst zu Hause einen landwirtschaftlichen Betrieb hat. „In beiden Jahren waren die Trockensubstanzgehalte zumindest in unserer Region sehr unterschiedlich. 2016 ließ die Hitze den Mais zu schnell abreifen. Und 2017 lief der Mais wegen der Frühjahrstrockenheit auf den schweren, lehmigen Böden zu spät auf. Entsprechend ungleichmäßig war dann die Abreife – und als Folge dessen der TS-Gehalt zu niedrig. Teilweise lief schon beim Verdichten das Wasser unten aus dem Haufen. Aus Sicht der Kühe muss jedoch QUALITÄT VOR TEMPO Dies schreibt er jedoch nicht nur den Lohnunternehmern, sondern auch den Landwirten gleichermaßen ins Stammbuch. Gute Futterqualität beginne bereits bei der Pflege der Grasnarbe und mindestens regelmäßiger Nachsaat. Zudem könne anhand der Sortenwahl bei Mais schon bei der Aussaat die Grundlage gelegt werden, dass nicht alle Flächen zugleich in einem kurzen Zeitfenster zu ernten seien. Hier wäre es sinnvoll, dass Dienstleister und Kunden gemeinsam planen. Gleiches gilt aus seiner Sicht auch für die rechtzeitige und regelmäßige Bestimmung der Trockensubstanzgehalte vor der Ernte. „Hier kann der Lohnunternehmer viel zum Positiven beisteuern – wenn er sich kümmert und wenn die Landwirte es zulassen. Das gilt übrigens nicht nur für Mais, sondern mindestens so intensiv auch bei Grassilage. Meistens wird zu viel auf einmal gemäht und zu spät eingefahren. Das Gras hat dann 40 oder 45 % TS-Gehalt und nicht 35 %, wie es sein sollte. Mit einer exakt abgestimmten Logistik lässt sich das vermeiden.“ Unpassend findet er außerdem das Bestreben, möglichst viel von den jeweiligen Flächen zu ernten. Da werde zu tief abgemäht, mehr gegrubbert als gewendet und beim Schwaden noch das hinterletzte Blatt zusammengekratzt, so seine Beobachtung. „Das Ergebnis sind Aschegehalte jenseits von Gut und Böse, also deutlich oberhalb von 10 % der Trockenmasse. Da hat die Silage aus Kuhsicht schon verloren, bevor sie überhaupt im Silo liegt. Und die Folgen müssen wir Tierärzte ausbügeln. Besser ist doch, die Krankheiten gleich zu vermeiden.“ 48 49