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XtraBlatt Ausgabe 01-2021

PRAXIS PREMOS KREISLAUF-

PRAXIS PREMOS KREISLAUF- WIRTSCHAFT 46

Die Veredelung von Stroh zu Pellets hat ihren Preis – aber auch klaren Mehrwert. So schätzen es jedenfalls Landwirt Bernd Pommerehne und Lohnunternehmer Alexander Marquardt ein. Ein Vor-Ort-Besuch in Mecklenburg-Vorpommern. Sonores Brummen empfängt uns beim Eintreffen auf dem Betriebsgelände der Bioenergie Lüchow in Altkalen in Mecklenburg-Vorpommern, halbwegs zwischen Güstrow und Greifswald gelegen. Auf einer überdachten Lagerfläche für Stroh läuft ein Fendt 1050 bei konstanter Drehzahl vor der mobilen Krone-Pelletpresse namens Premos 5000. In diesem Fall ist die Maschine allerdings im „stationären Einsatz“. Dabei setzt ein Teleskoplader Stroh-Quaderballen auf ein seitlich montiertes Förderband. Das Bindegarn wird automatisch zerschnitten und aufgewickelt. Mit langsamem, aber konstantem Vorschub „wandern“ die Ballen in Richtung der Presse, wo ein Auflöser das Stroh für das Pelletieren vorbereitet. Kontinuierlich fallen fertige Pellets in den Sammelbunker der Premos. Sobald wieder einige Kubikmeter fertig sind, übernimmt ein Radlader die Portion in seine etwa 2 m³ fassende Schaufel, um sie im hinteren Teil der Halle abzuladen. Dort ist schon ein beachtlicher Haufen entstanden. Pro Stunde verarbeitet die Maschine acht bis neun Ballen, die jeweils rund 400 kg wiegen. Die Stundenleistung liegt an diesem Tag also bei durchschnittlich 3,5 t – ein ordentlicher Wert, wie ich von Alexander Marquardt erfahre. Er ist Lohnunternehmer aus Warsow bei Schwerin. Von dort aus hat einer seiner insgesamt 30 Mitarbeiter das Gespann am Vortag zum knapp 130 km entfernten Kundenbetrieb umgesetzt, um dann gleich morgens mit der Pelletproduktion starten zu können. Geplant war ursprünglich, etwa 40 t Stroh zu verarbeiten. Doch spontan hat sich Auftraggeber Bernd Pommerehne, Geschäftsführer der Bioenergie Lüchow, dazu entschlossen, die Menge aufzustocken und die Dienstleistung einen zweiten Tag lang zu nutzen. „Ich sehe in der Nutzung von Strohpellets für unseren Betrieb mehrere Vorteile und bin deshalb daran interessiert, dieses Verfahren auszuprobieren. Und nachdem die Pelletierung unseres Strohs heute so gut funktioniert hat, hängen wir noch einen Tag dran, damit sich der Aufwand auch lohnt“, begründet er seinen Entschluss. KREISLAUF-WIRTSCHAFT Um die erwähnten Vorteile besser zu verstehen, macht es Sinn, mehr über den Betrieb zu erfahren, besser gesagt: die Unternehmensgruppe. Ein Teil dessen ist die eigentliche Biogasanlage (in der Rechtsform einer GmbH & Co. KG) mit einer Leistung von 1,5 MW. Bernd Pommerehne und seine Brüder Carsten und Harald bewirtschaften jedoch außerdem als GbR einen landwirtschaftlichen Betrieb mit derzeit etwa 750 ha Ackerfläche sowie ein Veredelungsstandbein, bestehend aus 180 Sauen- sowie 2.000 Mastschweineplätzen und einer Fischzucht, mit der afrikanische Welse produziert werden. Die Abwärme der Biogasanlage wird weitestgehend in der Tierhaltung genutzt, vor allem in der Fischsparte. Und auch von dem aus dem Biogas produzierten Strom nutzt der Betrieb einen deutlichen Teil selbst: „Pro Jahr benötigen wir schon rund 800.000 kWh“, so Bernd Pommerehne. Aber das beschreibt seine Firmenphilosophie nur bedingt. „Uns ist eine möglichst weitgehende Kreislaufwirtschaft sehr wichtig, einerseits aus rein ökonomischen Gründen, aber auch, weil es unserem Selbstverständnis von Landwirtschaft und Umweltschutz entspricht. Die Gesellschaft erwartet dies zunehmend – wir versuchen, es mit Leben zu erfüllen.“ Somit trägt die Fischzucht durch die Schlachtabfälle, die als offiziell anerkannter Futtermittelproduzent selbst aufbereitet werden, zur Eiweißversorgung in der Schweinemast bei. Deren Gülle wiederum ist eine der Rohstoffe für die Biogasanlage. Weitere Substrate sind derzeit u. a. zusammen mit Stroh einsilierte Zuckerrüben, zugekaufter Hühnertrockenkot – und eigenes Stroh. Und am Ende bilden die Gärreste eine wichtige Basis der Düngung im Ackerbau. GERINGER LAGERBEDARF Doch wie kommen nun die Strohpellets ins Spiel? Eine Nutzungsmöglichkeit sieht der Landwirt in der Schweinemast, 47