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XtraBlatt Ausgabe 01-2021

WISSEN GRÜNLANDPFLEGE

WISSEN GRÜNLANDPFLEGE LOBBY FÜRS GRÜNE Grasende Kühe auf sattgrünen Weiden – das sieht man wieder häufiger. Diese Entwicklung wird u. a. vom Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen seit Jahren gefördert. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen vom Tierwohl über hochwertigere Produkte bis hin zum Klimaschutz. 12

Grasende Kühe sind der Inbegriff bäuerlicher Landwirtschaft – besonders aus Sicht der Bevölkerung. Aber Kühe, die tatsächlich den überwiegenden Teil ihres Lebens auf der Weide verbringen, waren im Zuge von „Prozessoptimierungen“ innerhalb der Landwirtschaft zuletzt nur noch vergleichsweise selten zu sehen. Viele Milchviehhalter haben jedoch erkannt, dass die klassische Weidehaltung viele Vorteile hat, auch wenn der Arbeitsaufwand höher ist. Einer dieser Vorteile ist ein höheres Maß an Nachhaltigkeit, das mit der Weidewirtschaft einhergeht und das von einer wachsenden Zahl kritischer Verbraucher auch honoriert wird. Rund 30 % der in Deutschland landwirtschaftlich genutzten Flächen sind Grünland. Es dient vor allem der Milchproduktion, entweder, indem das Grünland beweidet oder für die Futterproduktion genutzt wird. „In Diskussionen zur Zukunft der Landwirtschaft spielt das Grünland leider bisher nur eine untergeordnete Rolle“, bedauert Dr. Arno Krause. Er ist Geschäftsführer des Grünlandzentrums Niedersachsen/Bremen. Das vor zehn Jahren aus einem Vernetzungsprojekt heraus entstandene Zentrum versteht sich als zentrale Plattform für die Verbindung aller Akteure rund um das Grünland. Dazu gehören Kammern, Verbände sowie staatliche Institutionen. Zugleich ist das Grünlandzentrum ein Treiber für Forschungsprojekte rund um die Vielfältigkeit von Grünland. Ziel dieser Projekte ist es, die Möglichkeiten für die Landwirtschaft, aber auch für den Arten-, Wasser- und Klimaschutz besser zu nutzen. Mit seiner Forschungs- und Lobbyarbeit will das Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen den Stellenwert des Grünlandes in der öffentlichen Wahrnehmung stärken. Warum ist das so wichtig? KOMPLEXE PROBLEMLAGE Die Weidehaltung von Kühen und Rindern wird seit einigen Jahren wieder häufiger praktiziert. „Die Probleme, die auf das Grünland und die Betriebe zukommen, werden immer komplexer“, betont Dr. Krause. Früher habe es vor allem fachliche Probleme gegeben, wie etwa zu geringe Proteingehalte im Grünfutter oder Insektenbefall. Darauf hätten die Betriebe mit fachlichen Lösungen in Form von Dünger oder Pflanzenschutzmitteln geantwortet. „Inzwischen haben wir es aber auch in Grünlandregionen längst nicht mehr nur mit fachlichen Problemen zu tun”, so der Geschäftsführer weiter. Die Herausforderung werde zunehmend komplexer, auch weil die Gesellschaft Ansprüche an die Nutzung des Grünlandes stelle, die im Gegensatz zu der genannten Fachlichkeit stünden. Gerade Themen wie Düngung oder der Einsatz sogenannter „Pestizide“ würden in großen Teilen der Gesellschaft zunehmend kritisch gesehen, so Dr. Krause, und das mache Kompromisse erforderlich. „Wir stellen außerdem fest, dass darüber hinaus Themen wie Wasserschutz, Biodiversität und Klimaschutz in der Diskussion eine Rolle spielen, die ebenfalls miteinander konkurrieren. Es wird also mit Blick auf die anstehenden 13