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XtraBlatt Ausgabe 01-2018

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MENSCHEN PRAXIS 1 Eine

MENSCHEN PRAXIS 1 Eine weitere Besonderheit in Münzinghof: Es gibt keine Kantine, wie es in anderen Institutionen üblich ist, sondern jede Familie und jede Wohngemeinschaft kocht für sich selbst. Kochen lernen können die Interessierten in der Werkstatt „Hauswirtschaft“. Dabei werden selbstverständlich die auf dem Hof produzierten Lebensmittel verwendet. „Wir kaufen allerdings auch andere Bioprodukte zu, da wir ja auch die Abwechslung lieben“, sagt Peter Blancke lächelnd. GUTE MILCHLEISTUNG Der Demeter-zertifizierte Betrieb bewirtschaftet eine landwirtschaftliche Fläche von 87 ha und 28 ha Wald. Unterstützt wird Peter Blancke von zwei fest angestellten Kollegen, einem Praktikanten und einem Auszubildenden – sowie von zehn Mitarbeitern mit Hilfebedarf. „Eine der Haupteinnahmequellen des landwirtschaftlichen Betriebes ist die Milch“, erklärt er. Der Stalldurchschnitt liege bei ca. 8.000 l mit einem Protein- und Fettgehalt von 3,35 % bzw. 4,03 %. „Für einen Demeter-Betrieb ist das schon sehr gut“, sagt Peter Blancke. Aktuell hat er 26 Fleckvieh-Kühe inklusive der Nachzucht in seinem Stall stehen. „Früher hatten wir auch Schwarzbunte. Aber da wir pro Jahr vier bis fünf Tiere schlachten und fast komplett zu Salami verarbeiten, und die Schwarzbunten aber 200 kg weniger wiegen, haben wir uns für das in Franken typische Fleckvieh entschieden“, erklärt der Betriebsleiter. Außerdem seien die leichteren und kleineren Schwarzbunten schwieriger in die Herde zu integrieren. Die hörnertragenden Milchkühe stehen im Winter in einem großen Tiefstreustall mit Laufhof und Außenliegeboxen, zeitig zur Vegetationszeit dürfen sie auf den umliegenden Kurzrasenweiden grasen. Die Jungtiere beweiden die hoffernen Weideflächen und tragen damit zum Erhalt der einzigartigen Kulturlandschaft bei, im Winter stehen sie in eingestreuten Boxen mit Auslauf auf dem Hof. Gefüttert werden die Kälber drei Monate mit Kuhmilch. Hier ist eine Umstellung auf eine muttergebundene Kälberaufzucht geplant. „Mir ist die Gesundheit der Kühe sehr wichtig. Das Tier sollte daher nicht über sein natürliches Potenzial hinaus gefordert werden“, erklärt der Betriebsleiter. Deshalb bildet er sich regelmäßig fort und nimmt gerne eine Beratung von Spezialisten an, um eine Betriebsblindheit zu vermeiden. „Insbesondere die Auswahl der Bullen sowie die Besamung selbst lasse ich inzwischen komplett von einem Spezialisten für biologisch gehaltene Kühe machen, mit dem ich vorab die Zuchtziele des Betriebes klar definiert habe. Die Beratungsgebühr für die optimale Anpaarung der Kühe zahlt sich auf jeden Fall schnell wieder aus“, erzählt Peter Blancke. HOHE FUTTERQUALITÄT Seine Philosophie der Nutzung des natürlichen Potenzials schlägt sich auch im Bereich des Grundfutters nieder: „Wir versuchen, mehr Klasse statt Masse zu produzieren.“ In der Vergangenheit sei auf Grund von zu wenig 28

1 Peter Blancke leitet seit 15 Jahren den landwirtschaftlichen Betrieb der Lebensgemeinschaft e.V. Münzinghof. 2 Der Landwirt mäht das Gras wegen des höheren Zuckergehalts und des geringeren Bienenflugs spätnachmittags. 3 Das Heu für die Milchkühe hat einen Feuchtegehalt von rund 12 – 14 %. bewegt, um Krümelverluste und Schmutz im Futter zu vermeiden. Dadurch habe es mehr Energie, sei sauberer und von höherer Qualität, ist er überzeugt. 2 landwirtschaftlicher Anbaufläche mehr auf Mengenwachstum und späte Schnittzeitpunkte gesetzt worden, was im Futter aber für zu hohe Trockensubstanzgehalte und zu wenig Energie gesorgt habe. Heute, nachdem genug Fläche vorhanden ist, setzt Peter Blancke auf sogenanntes „Bierflaschengras“, also Aufwuchslängen von maximal 30 cm, dafür lieber vier Schnitte im Jahr – sofern das Wetter es zulässt. Münzinghof hat durchschnittlich etwa 700 mm Jahresniederschlag, allerdings mit ausgeprägter Sommer- und manchmal auch Frühjahrstrockenheit. „Das stellt uns schon vor Herausforderungen“, sagt er. In guten Jahren sind jedoch auch mal fünf Schnitte möglich. Manchmal gibt es aber auch zu viel Regen, wie im Sommer und Herbst 2017, als häufigerer Niederschlag die Ernte sehr erschwerte. 48 der 87 ha Nutzfläche sind Dauergrünland. Aber auch auf dem Acker wird zum Teil Futter angebaut, vorzugsweise als Kleegrasmischung oder Luzerne. Am liebsten mäht der Landwirt spätnachmittags, einerseits wegen des höheren Zuckergehalts der Pflanzen, andererseits um keine Bienen zu töten. Zum Mähen nutzen die Münzinghöfer ein Front- und Seitenmähwerk von Krone mit 6,40 m Arbeitsbreite ohne Aufbereiter und ein gezogenes 3,2-m-Mähwerk von Krone mit Aufbereiter. Außer beim Schwaden werde das Heu sehr wenig bis gar nicht 3 Eine weitere Voraussetzung dafür ist, das Heu zügig zu bergen, möglichst nicht später als 36 bis 48 Stunden nach dem Mähen. Zum Pressen wäre das Futter eindeutig noch zu feucht. Die Lösung: In der hofeigenen Kaltumluft-Anlage auf den gewünschten Feuchtegehalt von rund 12 % bis 14 % herunter trocknen. Bei der Heubergung ist nicht nur das gesamte Hof-Team gefordert, sondern ebenso viele andere Dorfbewohner. Denn das Heu wird lose mit zwei Ladewagen geborgen, vor der Trocknung abgeladen und – wie früher in der Landwirtschaft üblich – mit Forken in das Heugebläse „gegabelt“. Anlage und Verfahren funktionieren seit über 25 Jahren reibungslos und mit dem Ergebnis bester Futterqualität, so Peter Blancke. „Außerdem sind wir dadurch sehr viel wetterunabhängiger und können somit spitzenmäßiges Heu füttern“, ergänzt er noch. Die bereits angesprochene Silage produziert der Betrieb sowohl in Form von Rundballen als auch in zwei Fahrsilos. Spätestens 24 Stunden nach dem Mähen wird siliert. Hierzu nutzt der Betriebsleiter abwechselnd die Hilfe zweier Landwirte, die ebenfalls Bio-Betriebe bewirtschaften und ihre Technik – Häcksler und Pressen – auch überbetrieblich einsetzen. „Wir müssen nun kein Futter mehr zukaufen, sondern sind weitestgehend unabhängig“, sagt der Landwirt. GELUNGENE KREISLÄUFE Nicht nur die gute Zusammenarbeit mit den genannten Bio-Betrieben, sondern auch den Landwirten der näheren Region ist ihm sehr wichtig, schließlich hat der Münzinghof auch Pachtflächen. „Wir kaufen regelmäßig Hackschnitzel für unser hofeigenes Blockheizkraftwerk, das wir seit fünf Jahren haben, zu. Dabei achte ich dar- 29