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XtraBlatt Ausgabe 01-2017

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MENSCHEN TITELTHEMA

MENSCHEN TITELTHEMA RUBRIK Zu den Aufgaben der Versuchsanstalt gehören umfangreiche Futter- und Fütterungstests. XtraBlatt: …wo gemäß Ihrer anfänglichen Aussage noch viel Potenzial schlummert. Gerighausen: So ist es. Dazu gehört nach meiner Einschätzung die Tatsache, dass sich viele Landwirte noch zu wenig Gedanken über die Futterqualität machen. Geschweige denn über optimale Rationen. Der erste und sehr wichtige Schritt dabei ist die Bestimmung des Schnittzeitpunktes. Beim Gras ist das natürlich noch wichtiger als beim Mais. Aber ich erinnere in dem Zusammenhang an die Ernte 2016, wo durch die extreme Trockenheit schon im August die Trockensubstanzgehalte der Maispflanzen in die Höhe schnellten, quasi täglich um 1 – 2 %. Da ist sehr viel Mais viel zu spät gehäckselt worden – und das, obwohl so mancher Lohnunternehmer seine Kunden frühzeitig auf die Problematik hingewiesen hat. XtraBlatt: Stichwort Probleme bei der Verdichtung: Gilt das auch beim Langschnitt? Gerighausen: Bevor ich darauf eingehe, möchte ich noch zwei andere Aspekte ansprechen, nämlich die frühzeitige Kontrolle und die Schnittlänge. Das Thema Kontrolle betrifft nicht nur den Schnittzeitpunkt, sondern auch die Futteraufbereitung während der Ernte. Wenn es um die Getreideernte geht, liegt jeder Landwirt sofort auf den Knien und zählt Ausfallkörner, kaum dass der Mähdrescher zehn Meter im Feld gefahren ist. Und beim Mais? Oft genug sehe ich im Jahresverlauf Silage mit Massen an kompletten Maiskörnern. Nicht gecrackt, kaum verdaulich, die blanke Geldverschwendung! Die Futteraufbereitung erst zu kontrollieren, wenn alles im Silo liegt, ist zu spät, denn dann lässt sich nichts mehr ändern. Sicher soll auch der Häckslerfahrer darauf achten – aber in erster Instanz der Landwirt selbst. Und zwar gleich auf dem Acker. Doch zurück zum Langschnitt, das heißt, zu Schnittlängen jenseits der 14 mm. Sie können sinnvoll sein, wenn eine Futterration sehr maisbetont ist, also einen Anteil von 70 % oder mehr hat. Aber Mais ist in der Milchvieh-, ja generell in der Rindviehfütterung, in erster Instanz der Energielieferant. Für Struktur und Rohfaser sind Gras und/oder Stroh als weitere Rationsbestandteile zuständig. Doch es kann sinnvoll sein, je nach Jahr die Schnittlänge bei Mais zu variieren. Wenn die ersten beiden Grasschnitte und die Strohernte erledigt sind, kennt der Landwirt die Qualitäten und könnte dann im Mais noch etwas gegensteuern. 2017 dürfte das der Fall sein, da in Teilen der Republik die Graserntemenge durch Kälte und Trockenheit im wichtigen ersten Schnitt deutlich kleiner war, dafür die Inhaltsstoffe sehr gut. XtraBlatt: OptiMaize beginnt also offensichtlich nicht beim Maishäckseln, sondern schon mit der Grasernte… Gerighausen: Richtig! Und Langschnitt ist nicht per se das Allheilmittel der Rindviehfütterung. In dem Zusammenhang möchte ich übrigens noch einen Schritt weitergehen. Mit der Nährstoffmessung direkt am Häcksler, der sogenannten NIRS-Messung, lassen sich die Qualitätsparameter zum Beispiel des Grases direkt bei der Ernte ermitteln und nicht erst durch Futterproben nach Abschluss des Gärprozesses im Silagestapel. Dieses frühzeitige Wissen um die Futterqualität ermöglicht es den Landwirten – auf Basis ihrer Rations- und Bedarfsberechnung – bei Bedarf nicht erst im Herbst, sondern frühzeitig Futtermittel zuzukaufen, zum Beispiel Zuckerrüben-Pressschnitzel. Damit lassen sich die Kosten erheblich senken – nicht umsonst lautet das kaufmännische Sprichwort: „Der Segen liegt im Einkauf“. 10

XtraBlatt: Wichtige Stellschrauben in der Futtergewinnung sind also Schnittzeitpunkt, Schnittlänge und rechtzeitige Qualitätskontrolle. Bliebe noch das Thema Verdichtung… Gerighausen: … das ich nicht vergessen habe, keine Sorge. Die richtige Verdichtung von Langschnitt-Mais ist an sich kein Problem – wenn bestimmte Parameter beachtet werden. Dazu gehört für mich, länger geschnittenes Futter in dünneren Schichten im Silo zu verteilen und es von vorn herein breit genug anzulegen, damit möglichst zwei Walzfahrzeuge Platz haben. Dadurch ist auch bei länger geschnittenem Mais eine gute Verdichtung möglich. Wenn das – aus welchem Grund auch immer – nicht umsetzbar ist, halte ich es für sinnvoll, wenn die unteren Schichten länger und die oberen kürzer gehäckselt werden. Das kürzer geschnittene Material ist dann besser komprimierbar, schließt den Futterstapel quasi ab. Und wenn das auch nicht geht, macht der Einsatz geschmacksneutraler Siliermittel Sinn, wie etwa Kaliumsorbat, um aerobe Stabilität bei der Gärung sicherzustellen. XtraBlatt: Wie wichtig sind Walztechnik und Fahrzeuggewicht? Gerighausen: Beides ist schon wichtig – aber nicht nach dem Motto: je schwerer, desto besser. Auch der Kontaktflächendruck hat seine Grenzen, Überballastierung bringt also nichts. Ich persönlich halte viel von Systemschleppern, die im Hundegang fahren können, besonders, wenn es um die Verdichtung eines frei stehenden Silohaufens ohne seitliche Betonwände geht. Lenkt der Fahrer seinen Standardschlepper oder Radlader zu dicht an die Kante, verän- Haus Riswick in Kleve Haus Riswick ist eins der beiden Versuchs- und Bildungszentren Landwirtschaft der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Zu den Aufgaben gehören unter anderem: • Fortbildung durch praktische Lehrgänge in Tierhaltung für Praktikanten und Studenten • Weiterbildungslehrgänge und Seminare für Landwirte, Lehrkräfte und Fachberater • Haltungsversuche bei Wiederkäuern zur Erprobung baulicher und technischer Entwicklungen für Ställe und das Melken • Grünland- und Futterbauversuche • Fütterungs- und Futterkonservierungsversuche • die energetische Futterwertprüfung Außerdem ist auf dem Gelände die Fachschule für Agrarwirtschaft Kleve mit den Schwerpunkten Ökologischer Landbau, Rinder- und Schweinehaltung sowie Marktfrucht/Veredlung. Darüber hinaus laufen im Berufskolleg Kleve Aus- und Weiterbildungslehrgänge für Land- und Baumaschinenmechaniker, Fachkraft Agrarservice und Agrarservicemeister. dert sich der Neigungswinkel des Fahrzeugs, und er fährt den Haufen immer breiter. Das ist ungünstig, denn Länge, Breite und Höhe sollten in der richtigen Relation stehen. Sonst ist später bei der Futterentnahme der sogenannte Vorschub pro Woche zu klein, mit der Folge zu hoher Futterverluste. Aber das ist ein Thema für sich. XtraBlatt: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Gerighausen! INFO 11