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XtraBlatt 02-2015

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MENSCHEN INTERNATIONAL

MENSCHEN INTERNATIONAL Norwegen GARTEN EDEN Norwegen ist ein reiches Land, nicht in der EU, hat aber eine Milchquote. Die Löhne dort sind oft doppelt so hoch wie in Deutschland – die Getreide- und Milchpreise allerdings auch. Glückliches Bauernland? Bisher schon – aber große Veränderungen zeichnen sich ab. 28

– NOCH Fred Diestad betreibt sein Lohnunternehmen gut 70 km südlich von Oslo. Er ist 41 Jahre alt und erst seit 2013 Lohnunternehmer. Vorher war er selbst Landwirt mit 20 Milch-, 50 Mutterkühen und rund 100 Kopf Jungvieh, aufgeteilt in drei Betriebe mit Pachtland und lediglich 15 ha eigenem Gras- und 15 ha eigenem Ackerland. „Jeder Tag war mit zehn bis zwölf Stunden rund ums Jahr vollgepackt, und das konnte und wollte ich nicht noch 20 Jahre so weitermachen“, erzählt er. Also hat er sich von Tieren und Pachtflächen getrennt und ist als Lohnunternehmer gestartet. Ein Wachstumsmarkt – da ist er sich sicher. Milcherzeuger wie Mona Madland Hansen können heute mit 25 Milchkühen gut über die Runden kommen, dank des Milchpreises von 56 ct/l. Die sprudelnden norwegischen Öleinnahmen und das Kaufverhalten der Norweger machen das möglich. Nun hat Mona Madland Hansen aber, wie tausend andere Milchbauern, ein Ende dieses Komfortstatus vor Augen. Ab 2025 wird in Norwegen die Anbindehaltung der Milchkühe verboten. Ein massiver Einschnitt, der bereits jetzt zum krassen Weichen der kleinen und Wachsen der großen Milchviehbetriebe führt. Das allerdings sei gut für sein Geschäft, hofft Lohnunternehmer Fred Diestad. 1 DER WINTERDIENST TRÄGT Fred Diestad arbeitet allein, wird lediglich durch eine Saisonkraft unterstützt. Lohnunternehmer wachsen dort, wo die Milchvieh- und die Pferdebetriebe wachsen und natürlich wo es ordentlich schneit, wie er betont. Das Grundeinkommen stammt, zumindest für ihn und auch viele seiner Kollegen, aus dem Winterdienst. Also vorrangig Schneeräumen in den Vorstädten von Oslo. Von Oktober bis April muss Fred Diestad auf Abruf bereit und innerhalb einer Stunde mit Traktor und Räumschild vor Ort sein. „Dieser Job wird gut bezahlt, und damit finanziere ich zum Großteil meinen Trecker“, erzählt er zufrieden. Für eine Schneeräumsaison bekommt er von der Stadt Oslo pro Traktor und Schild eine Pauschale von 300.000 NOK (Norwegischen Kronen). Das sind fast 34.000 Euro und umfasst 30 Einsätze. Für jeden weiteren Räumeinsatz erhält er nochmal jeweils 10.000 NOK, also rund 1.100 Euro. Wenn der Schnee weg ist, beginnt für die verbleibende kurze Vegetationssaison von fünf Monaten seine landwirtschaftliche Arbeit, wie Gülle ausbringen und Gras mähen. 29