Aufrufe
vor 6 Jahren

XtraBlatt 01-2015

  • Text
  • Krone
  • Meyer
  • Menschen
  • Deutschland
  • Betrieb
  • Futter
  • Bernard
  • Adolf
  • Frans
  • Gruma

MENSCHEN INTERVIEW 1

MENSCHEN INTERVIEW 1 Heet: Man darf in dem Zusammenhang auch nicht vergessen, dass es viele Regionen Deutschlands gibt, in denen Betriebe nicht unbegrenzt wachsen können, weil die topografischen Gegebenheiten dies gar nicht zulassen. 1.000 ha in Marktfruchtbetrieben oder 600 Milchkühe sind dort kaum möglich. XtraBlatt: Wird sich das Nord-Süd-Gefälle damit noch verschärfen – im Norden Großbetriebe und im Süden gemischte Strukturen, entweder mit Zusatzeinkommen oder Landwirtschaft als Nebenerwerb? Overhoff: So gravierende Umwälzungen, wie sie hier und da befürchtet werden, sehe ich kurz- und mittelfristig nicht. Denn nicht allein der Milchpreis, sondern auch andere Faktoren wie die anstehende Novelle der Düngeverordnung und die Flächenknappheit werden rasantes Wachstum nicht überall ermöglichen. Viel wichtiger ist meines Erachtens, pro Flächeneinheit das Optimum an Milch und Fleisch zu produzieren. Dabei stehen Erträge und Kosten im Mittelpunkt. Der effiziente Umgang mit Ressourcen ist das A und O, nicht die Größe. XtraBlatt: Und doch werden die neu verkauften Maschinen immer größer... Heet: Das stimmt – aber nicht nur wegen des Betriebswachstums an sich. Gerade die schon genannten einkommenskombinierten Betriebe sind in hohem Maß auf » Krone ist der Hersteller mit dem weltweit breitesten Sortiment in der Grünfutterernte.« Hermann Brüggemann Schlagkraft angewiesen, um besagtes Optimum an Futterqualität und –quantität in der verfügbaren Zeit zu erreichen. Deshalb gehen wir nicht davon aus, dass die Mechanisierung pro Hektar abnimmt. XtraBlatt: Das sollte Sie als Maschinenhersteller doch beruhigen... Brüggemann: Natürlich ist es für die wirtschaftliche Auslastung einer Fabrik wichtig, gewisse Stückzahlen zu erreichen. Darum sind uns Mähwerke mit 3 m Arbeitsbreite genauso wichtig wie Häcksler. BiG M, BiG X und Großpackenpressen machen natürlich ordentlich was her, wie man so schön sagt. Aber die Silage- und Heuerntetechnik vom Mähen, über Wenden bis Schwaden sowie die Ladewagen und Rundballenpressen sind für uns das Rückgrat der Fertigung, quasi die Brot- und Buttermaschinen. Deshalb widmen wir nach wie vor auch kleinen Mähwerken und Wendern in allen Bereichen ebenso viel Aufmerksamkeit und Energie wie der größeren Technik. Nicht umsonst ist Krone der Hersteller mit dem nach meiner Einschätzung weltweit breitesten Sortiment in der Grünfutterernte. Heet: Das Stichwort der passenden Technik selbst für kleinere und mittlere Betriebsgrößen gilt aber nicht nur für Mähwerke und Schwader, sondern ebenso für Rundballenpressen, mit denen wir in Deutschland Marktführer sind. Denn das sind keine reinen Lohnunternehmermaschinen, 16

2 3 sondern sie werden oft von Landwirten gekauft. Ein Beispiel ist Hessen mit seinen Mittelgebirgslagen und der gemischten Struktur der Milchviehbetriebe, wo im Vergleich mit allen anderen unserer deutschen Verkaufsregionen die meisten Krone-Pressen abgesetzt werden! XtraBlatt: Ist es nicht ziemlich schwer, den Kunden diese Sortimentsvielfalt überhaupt zu vermitteln? Brüggemann: Damit sprechen Sie ein nicht zu unterschätzendes Phänomen an, was in besonderem Maß unsere Vertriebspartner und dort speziell die Fachberater betrifft. Sie sind in der Regel mit so vielen Anforderungen ihrer Hauptlieferanten konfrontiert, dass für die Grünfuttertechnik oft nur begrenzte Zeitfenster in der Beratung zur Verfügung stehen. Hier sind wir als Hersteller gefordert, die Partner bestmöglich zu unterstützen. Dazu gehört u.a., die notwendigen Produktinfos schnell nutz- und umsetzbar zur Verfügung zu stellen, was in Zeiten elektronischer Medien besser denn je gelingt. Von großer Bedeutung ist zudem ein differenziertes und wirksames begleitendes Marketing, um die Kunden für unsere Technik zu begeistern und den Bedarf zu wecken. Dabei ist es sehr wichtig, bei Aktionen, Veranstaltungen und Kampagnen regionale Besonderheiten zu berücksichtigen. Und wir wollen personell als Hersteller über Werksbeauftragte in Verkauf, Elektronik und Kundendienst in der Fläche stark präsent sein. XtraBlatt: Braucht es künftig mehr und andere Beratung, um den Anforderungen der Landwirte in der Grünfutterernte besser gerecht zu werden? Sie sprachen ja schon die Optimierung der Futtergewinnung an... Overhoff: Der Informationsbedarf der Landwirte steigt im Zuge der Produktionsoptimierung ohne Zweifel. Hier sehe ich aber nicht die Maschinenhersteller gefordert, da es bereits vielfältige und gute Beratungsangebote gibt. Sinnvoller kann es sein, wenn sich die Fachhändler vor Ort die Unterstützung von Beratern sichern. So ließe sich zum Beispiel im Zusammenhang mit vom Händler organisierten Grünlandtagen nicht nur die Technik im Einsatz zeigen, sondern auch Themen wie Grassorten oder Fütterung kompetent abdecken. Aber das muss jeweils zur Region, zum Händler und zu den Kunden passen. Brüggemann: Richtig, denn die Händler sind unsere Botschafter, quasi unser Gesicht zu den Kunden. Gute Technik ist wichtig, aber entscheidend für den Erfolg im Markt sind am Ende die Menschen, sei es im Verkauf oder im Service. Dieses starke Miteinander auf Augenhöhe führt zu einer extrem hohen Loyalität unserer Partner – was so manchen unserer Wettbewerber regelmäßig irritiert. Aber das soll uns nur recht sein… 1 Zurzeit liegt die Zahl der Milchviehbetriebe in Deutschland bei etwa 77.000. Viele Landwirte stocken derzeit ihre Tierbestände auf. 2 Rundballenpressen sind auch für kleinere und mittlere Futterbaubetriebe oft ein wichtiger Faktor der Eigenmechanisierung. 3 Mäher, Wender, Schwader und Pressen ermöglichen der Fertigung eine hohe und wirtschaftliche Auslastung. 17