Aufrufe
vor 6 Jahren

XtraBlatt 01-2014

  • Text
  • Krone
  • Menschen
  • Wilhelm
  • Junge
  • Hartmann
  • Swadro
  • Produktion
  • Eisenmann
  • Betrieb
  • Maschinen

MENSCHEN PRAXIS Pflege

MENSCHEN PRAXIS Pflege von Streuobstwiesen HERR DER BÄUME Ackerbau ist sein Broterwerb – aber die Passion von Landwirt Klaus Hartmann sind eindeutig seine Streuobstwiesen. Er hegt und pflegt sie, pflanzt neue Bäume und das nicht nur auf eigenen Flächen. Das Obst veredelt er in seiner Brennerei. 18

Lohn der Mühe: hochprozentiges Produkt der Streuobstwiesen Rottenburg am Neckar und die ganze Region südlich von Stuttgart. Aber ihr Bestand ist in Gefahr. „Jeder findet die blühenden Streuobstwiesen schön, nach dem Erhalt alter Sorten rufen auch viele – aber die Arbeit machen möchte kaum noch jemand“, bedauert er. Die Folge sind zunehmende Rodungen der Bäume. Das tut Klaus Hartmann in der Seele weh, wie er betont. Doch jammern nützt nichts, er packt lieber an. Deshalb pflegt er insgesamt 30 ha Grünland. Der größte Teil der Flächen sind Streuobstwiesen, weitgehend im FFH-Gebiet. Mit der Aussage „Ich selbst trinke nur ganz selten Alkohol“, überrascht Klaus Hartmann, als er vor seiner Destillieranlage steht, um uns den Vorgang des Schnapsbrennens zu erklären. Ein Bäcker, der seine Torten nicht mag? Die Auflösung folgt umgehend: Völlig auf Alkohol verzichtet er nicht, aber das Probieren während des Destillationsprozesses ist für ihn tabu. „Erstens reden wir hier über einen Alkoholgehalt von über 80 %, also gar nicht genießbar. Und zweitens wäre ich schnell mein bester Kunde, wenn ich laufend die eigene Ware verkosten würde“, fügt er zwar schmunzelnd, aber in vollem Ernst hinzu. GUTE PFLEGE IST WICHTIG Zu besagten 30 ha gehören nicht nur eigene Wiesen, sondern ebenfalls Flächen von Nachbarn und Berufskollegen in der Umgebung. Sogar auf Gemeindeflächen helfen der couragierte Landwirt und seine Söhne Erik sowie Felix tatkräftig mit, sei es beim Baumschnitt, der Grünflächenpflege und der Obsternte. Den Besitzern fehlen oft die Zeit und das nötige Fachwissen, um die Bäume fachgerecht zu pflegen. Leider entscheiden sie sich oft für das Fällen der Bäume, wie Klaus Hartmann bedauernd berichtet. Er selbst fällt Bäume nur im Notfall. Ein abgebrochener Ast oder ein großes Loch im Stamm sind dafür noch kein Grund, so seine Überzeugung. Insgesamt stehen auf den Wiesen etwa 700 Obstbäume, von denen die Hartmanns rund 300 Hochstämme pflegen. Eigentlich ist Klaus Hartmann Landwirt mit einem 200 ha großen Betrieb, davon 170 ha Ackerbau. Braugerste, Weizen und Raps sind die Hauptfrüchte. Bis 2011 gehörte übrigens noch die Schweinemast zum Betrieb dazu, die seine Eltern seit 1986 betrieben. Doch stieg zunehmend der Investitionsdruck und als dann im Jahr 2011 Teile des Hofes abbrannten, stand die Entscheidung fest, die Tierhaltung aufzugeben. Wer sich mit ihm etwas länger unterhält, merkt eines schnell: Weizen & Co. sind wichtig und der Hauptbroterwerb, aber die Passion des engagierten Württembergers sind eindeutig Streuobstwiesen und alte Obstsorten. Beide prägen seit jeher seinen Heimatort Oberndorf bei Dem Hofbrand fiel 2011 auch die Brennerei zum Opfer. Die neue Halle bietet ebenfalls Platz für einen Teil des Lagers. 19