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XtraBlatt 01-2013

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MENSCHEN PRAXIS

MENSCHEN PRAXIS RUNDLINGSDORF FÜR PFERDE Wir stehen zusammen in seiner großen Küche und plaudern. Einzelne Mitarbeiter kommen herein und schmieren sich Brötchen, denn heute findet das Mittagessen auf dem Feld statt. Die Sonne scheint und das letzte Stroh muss gepresst, verladen und eingelagert werden. Aber erst einmal startet er sein kleines ATV und fährt mit mir, seiner Freundin Beate und Hund Ben durch seine Pferdelandschaft, immerhin ein Areal von 17 Hektar rund um den Hof herum. Zuerst geht es zu einer echten Rarität in Reiterkreisen: Die als Rundling gestaltete Stallanlage ist Wipperfürths Erfindung, die er mit berechtigtem Stolz zeigt. In einem fast geschlossenen Kreis stehen einzelne Pferdeboxen Wand an Wand aneinander. Hinter jeder Box befindet sich der dazugehörige Paddock und ein Streifen Weideland. Hier stehen meist Einzelpferde, kommen aber auf ihrem Weidestreifen hinter der Box mit den Nachbarpferden in Berührung. „So lernen die Tiere schon mal ihre Artgenossen kennen und können später in die Gruppenhaltung, wenn sie denn wollen“, erklärt er. Diese Haltungsform ist deshalb selten, weil die kreisförmig aufgestellten Boxen mittig auf der Weide stehen müssen. Das werde nicht überall genehmigt, ergänzt er. In diesem quasi „Rundlingsdorf“ stehen 30 Pferde. Weiter geht es durch seine Pferdewelt vorbei an einzelnen Offenställen. Das sind Gruppenställe zu je zwei bzw. vier Tieren mit dazugehörigem Paddock und Weideland. „Hier ist es wichtig, dass die Pferde und auch die Besitzer zusammenpassen“, erklärt er. Und das sei nicht immer ganz einfach hinzubekommen. Wenn ein Pferd diese Gruppe verlässt, müsse schon mit viel Sorgfalt ein Nachfolger ausgewählt werden. Das fällt bei seiner Warteliste von über 300 Kandidaten leichter, denn alle Bewerber sind Markus Wipperfürth bekannt. Jeder, der sein Pferd auf die Warteliste stellen will, muss mit ihm zusammen eine Checkliste erstellen, eine Art Steckbrief und Charakterbeschreibung des Tieres. So fällt es leichter, die Tiere für eine Gruppe zusammenzustellen. Leuchtet ein und es scheint klug, hier auch die Besitzer mit einzubeziehen - oder? Er nickt zustimmend, ergänzt aber, dass dass seine Einsteller vermehrt mit dem Wunsch kommen, auch ein zweites Pferd bei ihm unterzubringen. 1 Markus Wipperfürth ist stolz auf seine Angebote der Pferdehaltung, die auch in hohen Reiterkreisen Anerkennung finden. Dazu gehört neben der besonders artgerechten Haltungsform auch die Wahl der Einstreu. Der Klassiker ist geschnittenes Getreidestroh, aber er bietet auch Rapsstroh für Allergiker an. Das habe zudem mehr Saugfähigkeit und sei keineswegs härter oder pieksiger als Getreidestroh, betont er. „Der Renner unter den Einstreuvarianten ist aber unser Waldboden.“ Der Name klingt gut, keine Frage. „Dahinter steckt durchgegorener, zertifizierter Kompost“, erläutert er. Und der habe seine Vorteile. Er müsse nicht so oft ersetzt werden wie Stroh. Lediglich die Pferdeäpfel müssten gemistet werden, der Urin baue sich weitgehend selbstständig ab. Komplett aus der Box kommt der Waldboden so alle sechs Wochen. Sein Waldboden ist derzeit bei Pferd und Reiter die absolute Nummer 1. 2 3 16

» Die Markenwahl hat zu tun mit der Pressleistung, der Multibale-Funktion und der Stabilität der Ballen. « Markus Wipperfürth Damit aber nicht genug. Beim Futter besteht ebenfalls eine imposante Auswahl zwischen Heulage und Heu verschiedener Herkunft. Da ist die Entscheidung seiner Einsteller aber nicht so eindeutig wie beim Einstreu. Heu sei immer noch sehr beliebt und wird meistens lieber genommen als Heulage, schildert er. Markus Wipperfürth ist das weitgehend egal, er bietet beides seinen Kunden an. Die Heulage kommt vom eigenen Land, das Heu presst er in der Eifel und im Westerwald auf Flächen befreundeter Landwirte. Von ihnen holt er seit Jahren schon Heu und Heulage. Das Heu von dort habe seine eigene Konsistenz und Gräserzusammensetzung und bringe daher einen individuellen Geschmack mit. Er kennt die Flächen und sieht sich im Frühjahr alle Bestände an, damit er weiß, was im Futter steckt. DER BALLEN MACHT DAS FUTTER Der Unterschied zwischen dem Gras aus der Eifel, dem Westerwald und Pulheim liegt in den unterschiedlichen Höhenlagen, Böden und klimatischen Bedingungen. Heu aus der Hocheifel ist wesentlich feiner, kräuterreicher als das dickstängelige Heu aus der Kölner Bucht, in der in der Regel mindestens einen Monat früher Pferdeheu gemacht wird. Dort kristallisieren sich meist dominante Grassorten in einer Grasmischung heraus und setzen sich aufgrund der idealen Bedingungen im Bestand durch. Im Westerwald ist man auch auf Höhenlagen – z.T. Hochmooren, d.h. es ist immer genügend Wasser im Boden, das Heu ist etwas „stabiler“ als Eifelheu, nicht ganz so kräuterreich. Mähen und Schwaden übernehmen die Landwirte dort selbst, aber die Pressarbeit erledigt Markus Wipperfürth, beginnend beim ersten Schnitt Ende Juni, immer selbst. Das hat zu tun mit seinen besonderen Ansprüchen an den Ballen und an die Pressdichte. „Meine Krone BiG Packs pressen fester und gleichmäßig und spätestens beim Stapeln in fünf Etagen sieht man, wie stabil ein Ballen wirklich ist“, schildert er. Meist geht eine Presse in die Eifel und eine andere in den Westerwald und bleibt dort dann auch einige Tage im Einsatz. Um den unterschiedlichen Ansprüchen seiner Futterkunden entsprechen zu können, sind alle seine BiG Packs High Speed mit Schneidwerk und Multibale ausgerüstet. Von seinen 90 ha sind 45 ha Ackergras und der Rest Getreide und Rüben. Das Grasland wird regelmäßig alle zwei Jahre neu eingesät mit spezieller Grasmischung für Pferde. Meist fallen drei bis vier Schnitte an. In diesem Jahr (2013) erfolgte der erste Schnitt Anfang Juni. Bis zum Winter werden es drei bis vier Schnitte sein. Wir wechseln die Fahrzeuge und steigen vom offenen Hof-ATV ins Auto. Unser Ziel ist das ca. 30 km entfernte Kallrath. Dort sind seine Leute dabei, Stroh zu pressen. Hier wechselt quasi der Pferdepensionschef Wipperfürth seinen Hut und wird zum Lohnunternehmer. Auf dem Stoppelfeld geht es hektisch zu. Drei seiner Packenpressen sammeln ein Schwad nach dem anderen auf. Dabei wird der TM- Gehalt kontinuierlich gemessen. Mehr als 15 Prozent Feuchte geht nicht. Im Gefolge der Pressen kurvt einer seiner Mitarbeiter auf dem Schäffer Hoflader rasant quer übers Feld, sammelt die 400 kg Quaderballen ein und lädt sie auf die Lkw- Pritsche. Alles muss schnell gehen heute, denn die Wolken kündigen vom baldigen Regen und der Landwirt will sein Stoppelfeld geräumt haben. 1 Markus Wipperfürth hat derzeit 90 Einsteller-Pferde in Pension. Unter anderem untergebracht in Offenställen für jeweils vier Pferde. 2 Die als „Rundling“ gestaltete Stallanlage ist Wipperfürths Erfindung. In einem fast geschlossenen Kreis stehen einzelne Pferdeboxen Wand an Wand aneinander. 3 Markus Wipperfürth bietet seinen 90 Pensionspferden Heu aus den Regionen Eifel und Westerwald an, sowie Heulage aus Pulheim. 4 4 BiG Pack Ballen lassen sich auch in sieben Etagen stapeln, ohne auseinanderzubrechen, meint Markus Wipperfürth. 17